5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
wir entfernen, wird es schmerzhafter, und bei jeder weiteren Schicht müssen wir noch mehr weinen. So ging es mir. Ich schälte eine gewaltige, riesengroße Zwiebel.
Mein tägliches Ziel hieß nicht, glücklich zu sein, sondern den Zustand, in dem ich war, überhaupt zu akzeptieren. Zu Anfang reichte meine Energie gerade mal, um weinend auf der Veranda zu stehen und in die Natur zu schauen. Ich lebte nur noch in der Gegenwart, denn ich war viel zu erschöpft von den täglichen Gefühlsausbrüchen. Manchmal war es schlicht zu schwer, auch nur über den Moment hinauszudenken, in dem ich mich gerade befand. Einen Tag nach dem anderen die Intensität meiner Gefühle zu überleben genügte mir. Ich war wie benommen, emotional völlig ausgelaugt, und des Lebens unendlich müde.
Mir wurde vor Augen geführt, dass Glück eine Entscheidung ist, also versuchte ich ganz bewusst entsprechend zu handeln, indem ich mich aufraffte aufzustehen oder in den Momenten zwischen zwei Heulanfällen irgendetwas Schönes zu entdecken. Entscheidungen und Erfolge, die anderen kaum erwähnenswert erschienen wären, waren für mich große Errungenschaften. Dinge, die einmal ganz simpel gewesen waren, wie aufstehen, Leute zurückrufen, die Kletten aus meinem Haar kämmen, mich hübsch anziehen und gesundes Essen kochen, wo ich doch am liebsten bloß Baked Beans aus der Dose gelöffelt hätte, das alles waren jetzt massive Leistungen.
Ich war nicht mehr die, die ich einmal gewesen war, und wenn ich die werden sollte, die zu sein mir auf Erden bestimmt war, dann musste ich meine Gefühle akzeptieren, sie nicht abblocken, ihnen gestatten, an die Oberfläche zu kommen, damit ich sie für immer loslassen konnte. Wir alle müssen auf unsere ganz eigene Art gesund werden. Da Antidepressiva nicht der richtige Weg für mich waren (auch wenn ich niemand dafür verurteile, wenn er sich für diese Möglichkeit entscheidet), musste ich diese Krankheit auf meine eigene Art bewältigen. Jeder Tag war anders. Manche waren voller Dunkelheit, Tränen und herzzerreißendem Kummer. Manchmal funktionierte ich einigermaßen, in einem seltsam benommenen Erschöpfungszustand, aber mit der Entschlossenheit, mir ein gesundes Essen zu kochen und die eine oder andere Portion davon einzufrieren, damit ich auch an dunkleren Tagen etwas Gutes zu essen hatte. An anderen Tagen wanderte ich über die Hügel und Weiden, wenn ich genug Energie dafür aufbrachte, weitab von anderen Menschen, und ließ die Klänge und Bilder dieser naturbelassenen Umgebung in mich eindringen.
Meditation blieb ein Teil meines Alltags. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was ich ohne diese Fähigkeit getan hätte. Sie hatte mich früher schon gelehrt, dass Leiden unserem Geist entspringt. Die jahrelange Praxis hatte mir bereits geholfen, ungeheuer viele negative Denkmuster abzulegen. So musste die Meditation auch jetzt ein wichtiger Bestandteil meines Genesungsprozesses bleiben. Ich fragte mich, wie man ohne Meditation überhaupt mit dieser Krankheit umgehen kann. Sie lehrt einen, die eigenen Gedanken zu beobachten und sich klarzumachen, dass sie nicht mit dem Selbst identisch sind. Sie machen lediglich unseren Geist aus, und dieser ist nur ein Teil von uns und nicht das Ganze. Außerdem sind nicht alle Gedanken unsere eigenen– viele rühren von Gedanken her, die andere auf uns projiziert haben.
Dass ich mir dieser Dinge bewusst war, half mir enorm, wenn ich mich mindestens zweimal am Tag zum Meditieren hinsetzte mit dem Ziel, die tatsächliche Herrschaft über mein eigenes Denken und meinen Geist zu erlangen. Während dieser Meditationsstunden aber war ich fast immer ganz ich selbst. Es kostete mich alle Entschlossenheit, mich auf meine Sitzungen zu konzentrieren, wo doch so viel Schmerz an die Oberfläche kam und mich abzulenken versuchte. Aber indem ich bei der Meditation meine Gedanken als solche beobachtete, mich aber nicht weiter mit ihnen aufhielt, konnte ich wieder zur Ruhe gelangen, zu Liebe und Sicherheit, und ich wusste, dass dieses Chaos eines Tages vorbeigehen würde. Außerdem merkte ich dabei, dass dieser friedliche Teil meiner selbst immer noch in mir lebte. Ich musste nur viel, viel härter arbeiten, um Zugang dazu zu gewinnen. Mir tat auch die Disziplin sehr gut, die die Meditation erforderte, denn so hatte ich trotz meiner Stimmungsschwankungen jeden Tag einer Verpflichtung nachzukommen. Ich musste mich zwingen, mich hinzusetzen und zu meditieren, egal wie grässlich ich mich
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