5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
bunt und gemütlich.
Über einen meiner Housesitting-Kunden kam ich zu meiner Patientin Pearl. Ihr Haus war so fröhlich wie sie selbst, sofern das bei einem sterbenden Menschen möglich ist. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Außerdem hatte sie drei Hunde, von denen einer normalerweise Fremden gegenüber sehr scheu war, aber innerhalb weniger Minuten saß er auf meinem Schoß. (Tiere erkennen einen Tierliebhaber sofort.) Die Reaktion des kleinen schwarzen Hundes half Pearl und mir, sofort eine Verbindung zueinander aufzubauen.
Ein paar Monate zuvor, kurz vor ihrem dreiundsechzigsten Geburtstag, hatte man bei Pearl eine unheilbare Krankheit diagnostiziert. Weil sie ihre Hunde und ihr Heim so liebte, war sie entschlossen, zu Hause zu sterben. Eine Freundin hatte sich bereits erboten, die drei Tiere zu adoptieren, wenn die Zeit gekommen war, so dass Pearl sich keine Sorgen machen musste, ob die Hunde zusammenbleiben konnten. Sie hatte sich auch schon so ziemlich damit abgefunden, dass sie bald sterben würde.
Viele meiner Patienten versuchten anfänglich noch, ihre Situation zu leugnen. Sie durchliefen ein ganzes Spektrum von Emotionen, bevor sie sich schließlich in das unvermeidliche Ende schickten. Andere befanden sich in einer Art Schockzustand, wenn man ihnen die Nachricht auf eine Art übermittelt hatte, die sie einfach überfuhr. Die Überbringer solcher Nachrichten drückten sich manchmal viel zu sachlich aus, weil sie nicht begriffen, was für eine Auswirkung ihre Worte hatten. Manchmal waren das Verwandte, manchmal professionelles medizinisches Personal. Dabei erfordern solche Anlässe wirklich Fingerspitzengefühl.
Pearl jedoch hatte mehr oder weniger schon akzeptiert, dass ihre Zeit gekommen war. Wie sie mir anvertraute, fiel ihr das Sterben deswegen nicht ganz so schwer, weil sie vor über dreißig Jahren im Abstand von nur einem Jahr ihren Mann und ihr einziges Kind, ein kleines Mädchen, verloren hatte. In ihrem Herzen wusste sie, dass sie die beiden bald wiedersehen würde.
Ihr Mann war ganz unerwartet bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen, obwohl sie es nicht gerne als Unfall bezeichnete, denn sie glaubte nicht an Unfälle. » Es sollte so sein « , sagte sie. » Es hat mir schrecklich wehgetan, aber nachdem ich mehr als dreißig Jahre allein weitergelebt habe, habe ich eingesehen, dass dieser Verlust mir geholfen hat, der Mensch zu werden, der ich heute bin, und anderen zu helfen. Wenn mein Mann nicht gestorben wäre, wäre ich heute nicht, wer ich bin. «
Den Verlust ihrer kleinen Tochter sah sie auch philosophisch. Tonia war im Alter von acht Jahren an Leukämie gestorben. » Ein Kind zu verlieren ist genauso schlimm, wie alle sagen. So etwas sollten Eltern nicht durchmachen müssen. Aber wissen Sie, sie machen es eben trotzdem durch, überall auf der Welt, Tag für Tag. Ich bin nur eine von vielen. « Ich hörte zu und schätzte den Frieden, den sie ausstrahlte, als sie über ihre Tochter sprach. » Ich bin froh, dass sie nicht zu lange leiden musste. Ich glaube, sie ist in mein Leben gekommen, um mich die Freuden der bedingungslosen Liebe zu lehren. Seitdem konnte ich sie auch anderen schenken, auch wenn sie gar nicht mit mir verwandt waren. Die liebe Tonia, mein lieber kleiner Engel. «
Die einstmals glasklaren Bilder ihrer Erinnerungen waren heute etwas unscharf, aber sie hatte sie doch alle im Herzen bewahrt. Pearls Liebe zu ihrer Tochter war so stark wie eh und je. Die Liebe stirbt nicht, erklärte sie mir fröhlich. Dann erzählte sie, wie ihr Leben nach Tonias Tod eine Weile recht schwer gewesen war, bis sie nach ein paar Jahren wieder richtig Fuß fasste. Aber sie betrachtete sich nie als Opfer. Obwohl sie wusste, wie schmerzhaft es ist, ein Kind zu verlieren, und es niemand anderem wünschen würde, hatte sie immerhin erfahren, was für eine Freude es ist, ein Kind zu haben, ein Glück, das nicht jeder hat, wie sie betonte.
Wir waren uns einig, dass in jeder Herausforderung ein Geschenk liegt. » Die Leute spielen ewig das Opfer « , fuhr sie fort. » Aber wen wollen sie damit eigentlich täuschen? Im Grunde bestehlen sie doch nur sich selbst. Das Leben schuldet einem überhaupt nichts. Und andere Leute schulden einem auch nichts. Man ist sich nur selbst etwas schuldig. Wenn man also das Beste aus seinem Leben machen will, dann sollte man zu schätzen lernen, was es für ein Geschenk ist. Und sich auf keinen Fall als Opfer sehen. «
Ich erklärte Pearl, dass ich in meinem
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