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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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natürlich viele Kulturen die Sache angingen und wie manche den Geburtsschmerz zu reduzieren verstanden, wurde mir wieder einmal klar, wie wir Bewohner der westlichen Welt auf Angst konditioniert werden. Anderswo wurde die Geburt von Anfang bis Ende als freudiges, schönes Fest begangen.
    Es richtete mich auf, mit Geburt und Leben zu tun zu haben. Manchmal machte es mich einfach fertig, immer nur neben Sterbenden zu sitzen und den Patienten und ihren Familien so viel Empathie entgegenzubringen. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die ihr ganzes Leben der Arbeit mit Sterbenden widmen. Vielleicht gelingt es ihnen besser, sich innerlich auch wieder davon zu distanzieren. Oder vielleicht machen sie es auf eine ausgeglichenere Art und Weise. Ich weiß es nicht. So oder so haben sie meinen ganzen Respekt. Ich weiß nur eines: Dadurch, dass es einen Tag pro Woche nur um den Anfang des Lebenszyklus statt um sein Ende ging, kam wieder eine Leichtigkeit in mein Leben, von der ich gar nicht mehr gewusst hatte, dass sie mir in diesen Jahren so gefehlt hatte. Die Energie hier war frisch und lebendig, als hätte mir jemand die Fenster aufgemacht und frische Luft durchziehen lassen.
    Diese Kontraste jede Woche führten dazu, dass ich mir meine Patienten auch wieder als Babys vorstellen konnte. Und wenn mir frischgebackene Mütter stolz ihre geliebten Neugeborenen vorstellten, dachte ich mir, dass diese Babys hoffentlich auch älter werden und ein erfülltes Leben führen würden. Und eines Tages würden auch sie den letzten Tag ihres Lebens erreichen, wie meine Patienten. Es war eine ziemlich interessante Zeit, in der ich so eng mit beiden Polen dieses Spektrums zu tun hatte. Es war ein Segen.
    Von da an konnte ich auch mehr Mitleid für andere Menschen in meinem Leben empfinden, weil mir klar wurde, dass sie irgendwann einmal auch zerbrechliche kleine Babys gewesen waren und irgendwann einmal sterben müssen, so wie ich auch. Ich begann meine Eltern, Geschwister, Freunde und Fremde als Babys und kleine Kinder zu sehen, die irgendwann einmal mit aller Unschuld und Hoffnung aufs Leben vertraut hatten. Ich dachte darüber nach, wer sie waren, bevor die Verletzungen anderer– seien es Verwandte, Freunde oder die Gesellschaft– auf sie abgeladen wurden, so dass das natürliche Vertrauen und ihre angeborene Offenheit darunter litten. Auf einmal wurde mir klar, dass alle Menschen im Herzen gut sind, und ich begann sie alle mit dem Beschützerinstinkt einer fürsorglichen Mutter zu lieben.
    Ich sah es nicht mehr so, als wären die verletzenden Dinge, die man im Laufe der Jahre zu mir gesagt hatte, wirklich von diesen Menschen gekommen. Diese Worte kamen von ihren eigenen Verletzungen, nicht von den wundervollen, reinen Wesen, als die sie geboren worden waren. Das kostbare Baby, als das sie vor Jahrzehnten auf die Welt gekommen waren, war immer noch ein Teil von ihnen. Ein liebes, kleines, unschuldiges Kind lebte immer noch in ihnen. Und eines Tages würden sie, wie viele andere Leute auf dem Sterbebett auch, rückblickend Weisheit erlangen.
    Es mochte Zeiten gegeben haben, in denen ich dachte, ich würde bestimmte Menschen in meinem Leben nicht lieben. Aber nun sah ich, dass es nur ihr Benehmen und ihre Äußerungen waren, die ich nicht liebte. Jetzt liebte ich ihre unschuldigen Herzen, Herzen, die irgendwann einmal darauf vertraut hatten, dass die Welt sie gut behandeln und glücklich machen würde. Wenn das nicht geschah, begann das Leiden, und ihr Schmerz und ihre Enttäuschung brachte sie manchmal zu Reaktionen, die wenig förderlich waren. Ich war nicht anders. Auch ich hatte anderen Schmerzen verursacht auf Grund meines eigenen Leides, meiner eigenen Enttäuschung darüber, dass mein Leben sich nicht so entwickelt hatte, wie ich es mir gewünscht hätte. Das kleine Mädchen, dessen Vertrauen bei der Konfrontation mit dem Schmerz anderer gebrochen worden war, hatte mit seinem eigenen Schmerz reagiert.
    In den Herzen meiner lieben Familie und aller anderen Menschen lebte noch diese ursprüngliche Reinheit. Sie war nur vom Schmerz und vom Leben überschattet. Ob ich das Glück und die Freundschaft, die ich mir einmal von bestimmten Leuten erhofft hatte, finden würde, musste sich erst noch herausstellen. Aber im Grunde war es nicht mehr wichtig. Ich erkannte jetzt, dass sie alle einmal wunderbare kleine Babys gewesen waren, mit all dem Vertrauen und der Unschuld, die ein Baby hat. Alle Unfreundlichkeiten, die anderen gesagt

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