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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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Leben schon so einige Opfer kennengelernt hatte, aber den größten Aha-Effekt erlebt hatte, als ich diese Einstellung auch an mir selbst entdeckte. Bestürzt musste ich feststellen, dass ich mich ausschließlich um die Aufarbeitung meiner Verletzungen gekümmert hatte und nur noch im Blick hatte, wie hart mein Leben gewesen war.
    Ohne mich irgendwie zu verurteilen, stimmte sie mir zu. » Irgendwann machen wir alle mal diesen Fehler. Es gibt eine feine Trennlinie zwischen Mitleid und Opfermentalität. Mitleid ist eine heilende Kraft, die man sich entgegenbringt, wenn man gut zu sich selbst ist. Aber das Opfer spielen ist eine hochgiftige Zeitverschwendung, die nicht nur andere Menschen abstößt, sondern dem Opfer auch die Chance nimmt, jemals wirklich glücklich zu werden. Niemand ist uns irgendetwas schuldig « , wiederholte sie. » Wir sind es nur uns selbst schuldig, unseren Hintern hochzukriegen, uns über das zu freuen, was wir haben, und uns unseren Herausforderungen zu stellen. Wenn man das Leben aus dieser Perspektive angeht, dann wird man reich beschenkt. « Ich liebte diese Frau.
    Sie sprach weiter darüber, was für ein hartes Leben viele Leute haben und welch schrecklichen Schwierigkeiten sich manche gegenübersehen, wie sie es dann aber doch schaffen, sich durchzukämpfen und unterwegs zumindest hie und da in kleinen Dingen ein wenig Glück zu finden. Andere hingegen beklagen sich pausenlos über ihr Leben und haben keine Ahnung, wie gut es ihnen im Vergleich zu so manch anderem geht. Es fiel mir leicht, Pearl zuzustimmen, denn obwohl ich manchmal meinen Schmerz noch in mir fühlte, verlor ich nie aus den Augen, was für Geschenke mir zuteil wurden. Und es gab immer jemand, dem es noch schlechter ging als mir.
    Nachdem Pearl es nach Verlust von Ehemann und Tochter geschafft hatte, ihr Leben wieder auf Kurs zu bringen, warf sie sich mehrere Jahre ganz auf ihre Arbeit. Eine Arbeit, die ihr gefiel. Sie liebte ihre Kollegen und die Kunden und hatte das Gefühl, sie konnte sie alle inspirieren und glücklich machen, und das gelang ihr auch. Doch irgendwie blieb in ihr immer eine Leere. Über zwei Jahrzehnte schrieb sie das dem Verlust ihrer Familie zu.
    Doch eines Tages erfuhr sie in einer beiläufigen Bemerkung von einem Projekt, das ihr Leben veränderte. Sie begann außerhalb ihrer Arbeitszeit einem Kunden zu helfen, der ein neues gemeinnütziges Programm auf die Beine stellte. Ohne es selbst richtig zu merken, engagierte sich Pearl immer stärker dafür, weil sie das Projekt und die Ziele dieser Leute einfach begeisterten. » Zum ersten Mal nach über zwanzig Jahren spürte ich wieder Leidenschaft. Und wissen Sie, warum? « , fragte sie. » Ich sah einen Sinn, einen echten Sinn in dem, was ich tat. Deswegen war mir meine andere Arbeit leer vorgekommen. Für mich lag einfach nicht genug Sinn darin. «
    Damit konnte ich mich leicht identifizieren. Ich erzählte Pearl von meiner bisherigen Karriere, mitsamt den inneren Kämpfen, die ich durchstand, bis ich irgendwann Sterbende pflegte und mich mit Musik beschäftigte– beides Tätigkeiten, die mich immer mehr befriedigten. Sie stimmte mir zu, dass meine Arbeit wirklich einen Sinn hatte, vor allem im Vergleich zu den anderen Jobs, die ich gehabt hatte. Aber wie ich glaubte auch sie, dass jeder Mensch wahren Sinn in seiner Arbeit finden kann, wenn er auf einem Gebiet arbeitet, das für ihn genau das Richtige ist. Es war alles eine Frage der Perspektive.
    Pearls Haus hatte einen schönen Wintergarten, durch dessen Glasdach die Wintersonne auf uns schien. Er war hell und wunderschön. Jeden Morgen schob ich sie mit ihrem Rollstuhl hier hinaus, normalerweise mit mindestens einem ihrer Hunde auf dem Schoß, manchmal allen dreien. Dann tranken wir literweise frischen Kräutertee und genossen das Geschenk des neuen Tages. Als ich ihr sagte, dass es sich für mich überhaupt nicht wie Arbeit anfühlte, bei ihr zu sein, hellte sich ihre Miene auf, und sie meinte: » Natürlich, so sollte es ja auch sein. Wenn wir eine Arbeit machen, die wir lieben, fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Es ist einfach nur eine natürliche Verlängerung unserer selbst. «
    Das gemeinnützige Projekt führte dazu, dass Pearl die Arbeit ihres Lebens fand. Innerhalb eines Jahres hatte sie ihren alten Job gekündigt und ging ganz in ihrer neuen Rolle auf. Die Bezahlung war anfangs niedriger, aber das war ihr egal. Im Laufe der Zeit stieg ihr Gehalt. » Manchmal muss man ein paar Schritte

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