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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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Klänge beruhigten mich und nahmen mir ganz sanft meinen Herzschmerz. Ich erlebte einen wunderschönen inspirierenden Moment mit dieser Musik. Da beschloss ich, dass es im Leben um genau solche Dinge geht: schöne Momente völliger Reinheit. So einfach ist das. Schöne Momente. Und ich wollte leben, um mehr davon erleben und wertschätzen zu können.
    Ich hatte also durchaus selbst schon eine solche Traurigkeit und Einsamkeit kennengelernt, deshalb verstand ich, dass Doris’ Schmerz ganz real war. Bei den Mahlzeiten war sie zwar umgeben von Leuten, und im Laufe des Tages auch ab und zu. Doch sie sehnte sich nach Verständnis und Angenommensein, sie vermisste ihre Freunde, weil das die Menschen waren, die sie wirklich verstanden. Wenn ich ihr also helfen konnte, diesen Schmerz zu lindern, warum nicht?
    In der folgenden Woche kam ich bei ihr vorbei und holte ihre handschriftliche Liste mit Namen ab. Doris teilte mir über diese vier Freunde alles mit, was sie wusste, auch, wo sie gewohnt hatten, als sie das letzte Mal Kontakt mit ihnen gehabt hatte. Wir tranken zusammen Tee, während sie mir ihre Geschichten erzählte.
    Eine der Frauen war leicht ausfindig zu machen, aber sie hatte einen Schlaganfall erlitten und konnte nicht mehr sprechen. Als Doris das erfuhr, diktierte sie mir eine kurze Botschaft, die der Sohn ihrer Freundin ihr vorlesen sollte. So traurig sie auch über den Zustand ihrer Freundin war, sie freute sich, dass ihr zumindest eine Botschaft weitergeleitet werden konnte.
    Liebe Elsie,
    es tut mir leid zu hören, dass es Dir nicht gut geht. Die Jahre sind nur so davongelaufen. Alison lebt noch immer in Japan. Ich hab das Haus verkauft und wohne in einem Pflegeheim. Eine junge Dame schreibt diesen Brief für mich. Ich liebe Dich, Elsie.
    Deine Doris
    Ein schlichter Brief, aber er sagte alles, was sie sagen wollte. Ich rief Elsies Sohn am Abend an und gab ihm die Botschaft durch. Später rief er mich zurück und erzählte, dass Elsie vor Freude gelächelt hatte. Das wiederum gab ich Doris weiter, woraufhin auch sie zufrieden lächelte.
    Im Laufe der nächsten Wochen gelang es mir, zwei weitere Freunde zu finden. Leider waren beide schon gestorben. Doris konnte gut damit umgehen. Seufzend meinte sie: » Na ja, das war ja auch irgendwie zu erwarten, meine Liebe. «
    Der Druck, wenigstens ihre letzte Freundin zu finden, verlieh mir große Entschlossenheit. Ich durchkämmte das Internet und rief zahllose Leute an, aber es sah nicht gut aus. Die Leute waren total nett und hilfsbereit, wenn ich anrief, aber » Tut mir leid. Richtiger Name, falsche Familie « war die Standardantwort.
    In der Zwischenzeit besuchte ich Doris immer noch zweimal pro Woche. Sie nahm meine Hand, wenn ich mich hinsetzte, und hielt sie während unseres Gesprächs die ganze Zeit fest. Manchmal bestand sie darauf, dass ich doch bestimmt Besseres zu tun hatte, und dann versuchte sie, mich wegzuschicken oder mich zu überzeugen, dass ich gar nicht erst kommen sollte. Aber wenn ich ihr versicherte, dass mir diese Besuche ebenfalls großen Spaß bereiteten, was ja auch der Wahrheit entsprach, dann sah ich die Erleichterung auf ihrem Gesicht, und sie freute sich schrecklich auf jeden neuen Besuch. Von älteren Leuten kann man viel lernen, weil sie so viel Geschichte in sich tragen. Wie könnten mir unsere wunderbaren Gespräche keinen Spaß machen? Es war immer wieder faszinierend.
    Schließlich kam der Durchbruch bei der Suche nach ihrer letzten Freundin. Ich bekam einen Anruf von einem älteren Herrn, der meinte, er sei früher Lorraines Nachbar gewesen. Er teilte mir mit, in welche Vorstadt die Familie gezogen war, und so konnte ich sie erfolgreich aufspüren. Tatsächlich meldete sich Lorraine selbst am Telefon, mit einer sehr freundlichen, älteren Stimme. Als ich ihr erklärte, wer ich war und was ich wollte, schnappte sie vor Freude nach Luft und gab herzlich gern ihr Einverständnis, dass ich Doris ihre Nummer weitergab.
    Natürlich ging ich damit direkt zu ihr. Grinsend umarmte ich Doris und drückte ihr den Zettel mit Lorraines Nummer in die Hand. Sie packte mich gleich noch einmal und umarmte mich ganz aufgeregt. Es war wundervoll. Ich konnte ihr das Telefon gar nicht schnell genug bringen. Bevor sie die Nummer wählte, sagte ich, dass ich sie zum Telefonieren alleine lassen wollte. Sie protestierte schwach, aber ich konnte sehen, dass es ihr wirklich egal war, denn sie war viel zu aufgeregt. Sie bat mich, wenigstens so lange zu

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