5 Farben Blau
oder Essen?«
Ich bekomme große Augen. »Wie kommen Sie darauf, dass ich zum Friseur gehe ?«
»Nun, Mr Cunninghams Begleitungen sind immer ...«
»Oh nein«, ich winke unsicher ab, »Matt, ich gehöre nicht zu Mr Cunninghams Bekannten oder Freundinnen, ich bin seine neue Assistentin.« Er schaut mich an, als wäre das das Gleiche.
»Also Essen . Was halten Sie von einem Sandwich?«, fragt er und trifft genau meinen Geschmack. Es ist mittlerweile Mittag und ich habe wirklich Hunger.
» Perfekt!«, seufze ich erleichtert.
Er hält mir wieder die Tür auf und ich zögere. »Matt, ich muss wirklich nicht hinten sitzen, und Sie müssen mir auch nicht immer die Tür aufhalten.«
» Jaz, das ist mein Job und Sie wollen doch sicherlich auch, dass ich ihn gut mache, oder?« Er zwinkert mir zu und ich kann diesem charmanten Lächeln einfach nicht widerstehen.
Er fährt uns zu einem kleinen Bistro, wo wir im Stehen ein Sandwich verdrücken und ich eine Diätcola trinke.
»Wie lange arbeiten Sie schon für Mr Cunningham ?«
»Seit neun Jahren. Aber wir kennen uns bereits wesentlich länger .«
»Neun Jahre? Haben Sie direkt nach dem College bei ihm angefangen ?«, frage ich neugierig.
Matt lacht. »Nein, so jung bin ich dann doch nicht mehr. Ich bin jetzt sechsunddreißig, Mr Cunningham und ich waren früher ... so was wie Nachbarn und es gibt nicht viele Leute, deren er sein Leben anvertraut. Ich bin nicht nur sein Fahrer, sondern auch für die Security zuständig .« Er macht eine Bewegung und ich sehe ein Waffenholster unter seiner Jacke. Keine Sekunde zweifele ich daran, dass er diese Waffe im Ernstfall auch benutzen wird.
»Ist es nicht mühsam, immer auf Abruf parat zu stehen ?«, will ich von ihm wissen.
»Es ist angenehm , direkt neben ihm zu wohnen«, erklärt er schulterzuckend, als wäre er nichts anderes gewohnt.
~
Der Friseur , gegen den ich mich am Ende doch nicht überzeugend genug wehren kann, stellt sich als äußerst geschickt heraus. Obwohl meine Haare schon mächtig kurz sind, bringt er es fertig, diese so zu schneiden, dass sie danach länger wirken. Auch das Make-up benötigt einige Zeit, doch als ich endlich fertig bin, strahlt mich eine fremde, faszinierend schöne Frau im Spiegel an.
Matt zieht wieder seine Chauffeurshow ab. Mittlerweile ist es bereits fast achtzehn Uhr und ich habe keine Ahnung, wann diese Ausstellung eigentlich beginnen soll. Matt lenkt den Wagen in die Tiefgarage und öffnet mir die Tür, nimmt die vollen Taschen und wir betreten den Fahrstuhl. Vor der Tür zu meinem Appartement sagt er: »Ich werde Sie um neunzehn Uhr abholen.« Dann ist er bereits in seinem eigenen verschwunden.
Ich schließe die Augen und lasse den Tag Revue passieren. New York ist definitiv meine Stadt. Sie wirkt auf mich elektrisierend und ich habe mich verliebt. Verliebt in eine Stadt, die niemals schläft.
In knapp zwanzig Minuten bin ich fertig angezogen und gestylt . Als ich gerade meine Schuhe anziehe, klopft es an der Tür. Das wird Matt sein, um mich abzuholen, geht es mir durch den Kopf. Ich öffne schnell und merke, dass ich meine Clutch im Schlafzimmer vergessen habe. Die Tür schließt sich und als ich zurück ins Wohnzimmer komme, stehe ich Rhys Cunningham gegenüber. Er starrt mich für eine Sekunde überrascht an, dann hat er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle. Vermutlich betrachte ich ihn genauso verblüfft wie er mich, denn er sieht einfach umwerfend aus in seinem dunkelblauen Anzug, dem ebenfalls dunkelbauen Hemd und der eisblauen Krawatte, die dem Farbton meines Kleides entspricht. Da hatte wohl Susan ihre Hände im Spiel. Ich sehe uns in der Spiegeltür des Badezimmers und finde, wir geben ein schönes Paar ab, auch wenn man uns als solches nicht bezeichnen kann.
»Miss Darling«, er nickt mir zu und muss offensichtlich schlucken. Obwohl er mich keinen Moment aus den Augen lässt, ist sein Blick ohne jegliche Regung und fast abweisend. Mir wird plötzlich ganz heiß, obwohl ich keine Jacke trage und die Unterwäsche kaum diese Bezeichnung verdient. Einerseits fühle ich mich nicht besonders wohl in meiner Haut, andererseits genieße ich das Gefühl, ihn aus dem Konzept gebracht zu haben. Ich wollte schon immer mit einem Raubtier spielen, das mir nicht gefährlich werden kann.
»Mr Cunningham«, erwidere ich so leise, dass es einem Flüstern nahekommt , und bin mir sehr wohl meiner Ausstrahlung bewusst.
Wir starren einander an und keiner ist willens , als
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