5 Farben Blau
um Lidstrich und Lippenstift nachzuziehen. Als ich fertig bin, muss ich vor dem Waschbecken warten, als zwei dieser Schön heiten mir neidische Blicke zuwerfen. Für einen Augenblick fühle ich mich absolut deplatziert.
»Hast du Rhys Cunningham gesehen? Er sieht heute mal wieder umwerfend aus. Ich habe gehört, dass es mit Melissa aus ist. Vielleicht werde ich ihn zum Tanzen auffordern, auch wenn Emily meint, dass er niemals tanzt«, zwitschert das brünette Vögelchen und klimpert mit ihren unechten Wimpern.
»Vielleicht kann er gar nicht tanzen?«, säuselt das blonde Vögelchen und beide flattern aufgeregt davon, nachdem sie mich mit einem vernichtenden Blick gestraft haben. Ich verdrehe genervt die Augen und wasche meine Hände.
Als ich den Raum verlasse, lehnt Rhys an der gegenüberliegenden Wand und telefoniert. »In einer Stunde«, spricht er in sein Handy und legt auf.
»Das hier ist die Damentoilette.«
Er grinst und mir wird wieder warm ums Herz. Die Vögelchen hatten recht, er sieht wirklich umwerfend aus, wenn auch auf eine geheimnisvolle dunkle Weise.
»Kommen Sie .«
Er nimmt meinen Arm . Vermutlich ist die Party jetzt vorbei. Doch anstatt den Ausgang anzusteuern, führt er mich auf die Tanzfläche. Meine Überraschung könnte nicht größer sein. Die Musik spielt ein sehr langsames Stück und ich lasse mich von Rhys in die Arme nehmen. Im Stillen bedanke ich mich bei meiner Mutter, dass sie auf Tanzstunden bestanden hat. Schnell spüre ich, wie souverän er führt. Seine Hand auf meinem Rücken ist warm und fest, wir bewegen uns in einem so langsamen Rhythmus, dass man glauben könnte, wir stünden still. Ich spüre seinen Oberschenkel an meinem Bein und ein wohliges Gefühl breitet sich in mir aus. Die beiden Vögelchen am Rande der Tanzfläche starren ungeniert zu uns herüber, deshalb lege ich langsam einen Arm um Rhy sʼ Nacken. Eine verwegene Geste, ich spüre, wie seine Körperspannung für den Hauch eines Augenblicks zunimmt, dann scheint er sich wieder zu entspannen. Ich sehe die versteinerten Mienen der beiden Beobachterinnen und wie sie tuschelnd die Köpfe zusammenstecken.
»Sie machen eine Menge Frauen eifersüchtig«, flüstert Rhys ganz nah an meinem Ohr und seine erotische Stimme beschert mir ein Kribbeln am ganzen Körper. Obwohl mein Kopf plötzlich schwipsig leer scheint und ich das Gefühl habe, als könne ich nicht mehr richtig atmen, nutze ich die Chance und presse mich ein wenig enger an ihn heran. Er nimmt dies offensichtlich wahr und erhöht seinerseits den Druck seines Griffs kaum merklich, während wir uns sanft zur langsamen Musik wiegen.
Ich weiß genau, dass er nur ein wenig mit mir spielt und da ich dieses Spiel wider Erwarten sehr genieße, lasse ich mich gerne darauf ein. Wenn dieser Abend vorbei ist, dann wird der Zauber wie bei Cinderella verfliegen und wir sind beide wieder geschützt durch die Sicherheit unserer unumstößlichen Prinzipien.
»Ich möchte niemanden eifersüchtig machen, aber wie steht es mit Ihnen?«, frage ich daher leise und er schaut mich überrascht an. Ich erwidere seinen Blick lächelnd, während ich in dem Blau seiner Augen versinke.
»Warum glauben Sie, dass ich jemanden eifersüchtig machen will ?«
»Weil mir zu Ohren gekommen ist, dass Sie niemals tanzen .«
»Und wo ist Ihnen das zu Ohren gekommen ?«
»In der Damentoilette.«
Er grinst. »Habe ich Ihnen schon gesagt, wie wundervoll Sie heute Abend aussehen?«
»Nein, aber danke. Ich denke allerdings, meinem Bruder würde das nicht gefallen.«
»Dann sorgen wir dafür, dass er es nicht erfährt .«
I ch könnte die ganze Nacht mit ihm tanzen, auch wenn meine neuen Schuhe mich umbringen. Er hält meine Hand fest in seiner und streichelt mit dem Daumen leicht über meinen Handballen. Es ist eine sehr intime Geste, die mich elektrisiert. Alex hatte recht, er ist gefährlich. Weiß ich eigentlich, was ich hier tue? Habe ich mein kleines Spiel wirklich noch unter Kontrolle? Plötzlich wird mir ein wenig mulmig und ich will hier raus, doch Rhys hält mich fest in seinen Armen. Als ich versuche den Abstand zu vergrößern, verstärkt er den Druck und zieht mich noch fester an sich.
»Warum wollen Sie flüchten, Miss Darling?«
Ich schlucke und weiß keine Antwort. Was soll te ich ihm auch erwidern? Es ist zu schön, ich ertrage diese Nähe nicht? Mein Bruder hat mich vor Ihnen gewarnt?
»Ich möchte nicht, dass man über Sie spricht«, ist meine lahme Antwort.
Er bleibt
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