5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
einige Zinnbecher und Zinnteller sind noch hier - ich habe sie gewöhnlich nur mit einem Tuch saubergewischt. Wasser ist nämlich in einem Leuchtturm sehr kostbar.«
»Wo ist denn der Wassertank?« fragte Georg. »Etwas Wasser werden wir ja doch brauchen.«
»Mein Vater legte auf der Westseite des Leuchtturms einen Tank an«, berichtete Brummer stolz. »Er sammelte Regenwasser und beförderte es in einer Leitung durch ein Fenster zu einem kleinen Behälter über dem Waschbecken. Ich vergaß völlig, euch das zu zeigen. Mit einem Hahn kann man das Wasser an- und abdrehen. Mein Vater ist nämlich sehr klug - und so etwas ist für ihn so einfach wie das Abc. Er hatte keine Lust, das Wasser zum Waschen täglich hereinzuholen. Herrje, war das Leben hier toll'«
»Na, wenn nicht alles trügt, steht dir jetzt ein noch tolleres Leben bevor«, meinte Richard. »Diesmal hast du Gesellschaft. Du mußt dich ja entsetzlich einsam gefühlt haben.«
»Hm - ich hatte ja Schelm«, entgegnete Brummer. Als der kleine Affe seinen Namen hörte, kam er, sprang dem Jungen auf den Arm und kuschelte sich hinein.
»Und welches ist das nächste Zimmer in diesem herrlichen Turm?« erkundigte sich Julius.
»Es gibt nur noch eines - den Leuchtraum. Ich werde ihn euch zeigen. Gewöhnlich ist es der wichtigste Raum in einem solchen Turm doch steht er leer, unbenützt und ganz vergessen. Kommt und seht!«
Und er klomm die letzte Spirale der Treppe empor. Wie unsäglich stolz war er auf seinen Leuchtturm!
X
Der große Einzug
Noch einmal machten sich die Kinder ans Klettern. Bei Tim ging es langsam, ihm bereiteten die vielen Windungen Schwierigkeiten. Schelm schoß voraus, fast als wäre er der Besitzer des Leuchtturms, der seine Gäste durch das Haus führt. Der Leuchtraum war hoch und hell: Eine ununterbrochene Fensterfront zog sich ringsherum und bot der Sonne ungehinderten Einlaß. Die Aussicht war überwältigend.
Anne stieß einen Ruf der Verwunderung aus. Meilenweit sah man aus dieser Höhe über das wogende dunkelblaue Meer. Sie ging die ganze Front entlang und genoß den Ausblick nach allen Richtungen.
»Seht mal! Da ist eine Tür!« rief Richard. »Führt sie auf den kleinen Balkon oder die Galerie oder eben das, was sich draußen herumzieht?«
»Ja. Die Galerie umgibt den ganzen Raum«, bestätigte Brummer. »Ach, ihr solltet sie sehen, wenn die Möwen vor dem Sturm Zuflucht suchen! Zu Dutzenden drängen sie sich hier draußen zusammen! Aber hinausgehen kann man nur bei ruhigem Wetter, sonst wird man einfach fortgeblasen. Ihr könnt euch einen Sturm hier nicht vorstellen! Wirklich, eines Nachts, als ich mit meinem Vater hier war, glaubte ich zu spüren, wie der Turm schwankte!«
»Ich glaube, das ist der aufregendste Ort, an dem ich je war!« sagte Anne. Ihre Augen leuchteten. »Brummer, du bist der glücklichste Junge auf der Welt!«
»Wirklich?« fragte Brummer geschmeichelt. »Ich hoffe, es wird euch gefallen. Schelm gefällt es, nicht wahr, Schelm?«
Schelm thronte ganz oben auf der großen Lampe und schnatterte zu Tim hinunter, als wolle er Bericht erstatten. Tim lauschte mit gespitzten Ohren und schiefgeneigtem Kopf.
»Tim macht ein Gesicht, als verstünde er dieses Affengeschwätz«, lachte Georg. »Brummer - diese Lampe wird jetzt nie mehr angezündet, oder doch?«
»Nein, nie«, antwortete Brummer. »Ich erzählte euch doch, daß in einiger Entfernung an der Küste ein neuer, moderner Leuchtturm errichtet wurde. Er hat eine unglaublich starke Lampe - eine elektrische natürlich. Bei Nacht können wir hier ihren Schein auf dem Wasser sehen.«
»Warum bauen sich die Leute nicht Leuchttürme zum Wohnen?« überlegte Georg kopfschüttelnd, während sie den Blick über das weite blaue Meer schweifen ließ.
»Habt ihr keinen Hunger?« fragte Brummer und rieb sich seinen Bauch. »Ich fühle mich schrecklich leer.«
»Herrje - unsere Sachen liegen ja noch im Boot!« fiel ihm plötzlich ein. »Kommt, wir tragen alles ins Haus und essen dann etwas. Wie spät ist es denn? Schon nach vier Uhr! Kein Wunder, daß ich mich so leer fühle! Los, Schelm - arbeiten! Du kannst auch was tragen!«
Sie rannten alle die Wendeltreppe wieder Runde um Runde hinab bis zu der großen Tür. »Sie muß wohl so dick und stark sein, um dem Meer auch bei Sturm standzuhalten«, meinte Julius und stieß sie auf. Sogleich brauste der Wind mit Macht herein und hätte ihn beinahe umgeworfen. Sie erkämpften sich den Weg hinaus und über die
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