5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
Umgangsformen als du!« gab Georg zurück und stelzte übelgelaunt davon, um zum Fenster hinauszuschauen. Doch bei dem wundervollen Ausblick, der sich einem dort bot, konnte niemand lange schlechter Laune sein: Wasser, nichts als Wasser, unendlich weit, hier und dort mit weißen Schaumkronen verziert. Georg seufzte vor Wohlbehagen, vergaß ihre Auseinandersetzung mit Brummer und drehte sich lächelnd zu ihm um.
»Wenn diese Aussicht mir gehörte, wäre ich der reichste Mensch der Welt«, sagte sie. »Du bist wirklich ein Glückspilz.«
»Ja?« fragte Brummer und dachte darüber nach. »Hm - wenn du willst, kannst du die Hälfte der Aussicht haben. Alles möchte ich nicht.«
Julius lachte und klopfte dem Jungen kameradschaftlich auf den Rücken. »Solange wir hier sind, werden wir alle daran teilhaben«, sagte er. »Jetzt los - wir wollen auspacken und alles einrichten. Ihr Mädchen schlaft wohl am besten hier im Wohnzimmer - und wir drei Jungen schlafen unten im Schlafzimmer. Bist du damit einverstanden, Brummer?«
»Ja - solange es euch nichts ausmacht, daß Schelm bei uns schläft«, erwiderte Brummer. »Allerdings nehme ich an, daß Tim bei den Mädchen schläft.«
»Wuff!« bestätigte Tim diese Vermutung. Er hatte durchaus nicht die Absicht, sich von Georg zu trennen.
Sogar das Auspacken und Aufräumen machte Spaß. »Das in den Vorratsraum«, ordnete Julius an, »und das ins Wohnzimmer — und dies und dies - und diese Decken hier ins Schlafzimmer - diese beiden aber lieber ins Wohnzimmer, weil ja die Mädchen dort schlafen.«
»Die Karten auch ins Wohnzimmer«, sagte Richard und reichte sie Anne. »Und die Bücher und das Schreibpapier. Laßt uns bloß nicht vergessen, Tante Fanny jeden Tag eine Karte zu schicken! Wir haben es versprochen.«
»Sie weiß jedenfalls, daß wir heute gut angekommen sind, weil der Fahrer ihr bestimmt Bescheid sagt«, überlegte Georg. »Morgen gehen wir ins Dorf und kaufen einen Stoß Postkarten, dann können wir täglich eine losschicken. Wie ich meine Mutter kenne, macht sie sich Sorgen, wenn wir es nicht tun.«
»Alle Mütter machen sich Sorgen«, versicherte Richard. »Es ist ein Jammer! Andrerseits ist es auch wieder eine ihrer netten Seiten. So - was haltet ihr jetzt von einem Kartenspiel?«
Bald saßen sie alle lachend und ausgelassen im Leuchtturm beim Kartenspiel. Tim und Schelm sahen zu.
XI
Jeremias Boonsen
Als die Dunkelheit hereinbrach, stand Brummer vom Spieltisch auf und holte eine altmodische Öllampe. Er schüttelte sie.
»Etwas Öl scheint noch drin zu sein. Ich werde sie anzünden, dann haben wir ausreichendes Licht.«
»Schade, daß wir die große Lampe oben im Turm nicht anzünden können«, sagte Georg bedauernd. »Das muß für den Leuchtturmwärter der große Augenblick gewesen sein - wenn er die Lampe den Schiffen zur Warnung anzündete. Wer wohl Leuchttürme erfunden hat? Ein Angehöriger eines Seefahrervolkes, der vielleicht einmal an einem Felsen Schiffbruch erlitten hat?«
»Einer der ersten Leuchttürme wurde vor vielen Jahrhunderten auf einer Insel namens Pharos an der Mündung des Nils errichtet, nicht weit entfernt vom Hafen Alexandria«, belehrte sie Julius.
»Woraus war er gebaut? Aus Stein, wie dieser?« wollte Brummer wissen.
»Nein, aus weißem Marmor«, antwortete Julius. »Ich mußte heute an diesen Leuchtturm denken, als wir die Wendeltreppe hinaufstiegen. Der Leuchtturm auf Pharos hatte nämlich auch eine Wendeltreppe - viel, viel größer als unsere.«
»Und wie sah dort die Lampe aus?« forschte Brummer weiter.
»Ob er eine Lampe hatte, weiß ich nicht«, sagte Julius. »Es heißt, daß jede Nacht ein großes Feuer oben auf dem Turm angezündet wurde, dessen Schein Hunderte von Meilen weit sichtbar war.«
»Huh - das muß aber ein beachtlich hoher Turm gewesen sein, dieser Leuchtturm von Pharos!« staunte Richard.
»Man vermutet, daß er fast 200 Meter hoch war«, gab Julius Auskunft.
»Oh! Daß den der Wind nicht umgeblasen hat!« wunderte sich Richard. »Wir wollen ihn uns später einmal ansehen - wenn er noch steht.«
»Dummkopf!« brummte Julius. »Er steht schon lange nicht mehr. Immerhin ist es ja auch mehr als zweitausend Jahre her, seit er gebaut wurde. Eines Tages brach ein Erdbeben aus und zerstörte den Leuchtturm vollkommen.«
Es herrschte entsetztes Schweigen. Alle betrachteten prüfend die Mauern ihres Leuchtturmes. Ein Erdbeben! Wie verhängnisvoll wäre das selbst für einen kleinen Turm!
»Kopf
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