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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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Art.
    Evrèl hörte, wie Émine irgendwo hinter ihm nach Luft rang. Dass sie die Wahrheit auf diese Weise erfuhr, war ein Desaster, denn Evrèl war nicht länger in der Lage, seine Instinkte zu unterdrücken und ihr das Schauspiel seiner Metamorphose zu ersparen. Doch er hatte nun wahrlich andere Sorgen als die, sich vor den Augen seiner Geliebten in ein Monster zu verwandeln. Falscher Stolz konnte ihn das Leben kosten, und damit wäre auch Émine unweigerlich verloren.
    Evrèl wich zur Seite aus und tauchte unter dem Hieb seines Gegners hinweg, der mit einer seiner Pranken nach ihm geschlagen hatte. Evrèls Körper reagierte auf die Gefahr in althergebrachter Weise. Ein scharfer Stich fuhr ihm durch die Hände, als zwei dunkle, glänzende Krallen zum Vorschein kamen. Binnen eines Herzschlags hatten sie sich zu voller Länge ausgefahren. Evrèl spürte, wie seine Kleidung über Brust, Armen und Beinen spannte. Nie zuvor hatte er sich so sehr für seine Hässlichkeit geschämt. Er versuchte, Émines entsetzten Aufschrei zu ignorieren, und hoffte inständig, dass er in der Lage sein würde, es mit drei Gegnern gleichzeitig aufzunehmen, denn er wurde von dem Gedanken angetrieben, Émine vor seinen eigenen Artgenossen zu beschützen.
    Seine Feinde ließen ihm keine einzige Sekunde lang Zeit, sich zu erholen oder sich eine Kampfstrategie zu überlegen. Kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, stürzte sich ein weiterer Asravir auf ihn. Evrèl erhaschte einen flüchtigen Blick auf das hassverzerrte Gesicht. Er hatte den Kerl nie zuvor gesehen, dabei hatte er geglaubt, alle in Frankreich lebenden Asraviri im Laufe seines Lebens kennengelernt zu haben. Der Kerl hatte feuerrotes Haar, und seine Haut war abnorm blass. Evrèl merkte schnell, dass er kein erfahrener Kämpfer war. Hass und Raserei ließen seine Bewegungen unkoordiniert erscheinen, und so hatte Evrèl wenig Mühe, seinem Schlag auszuweichen. Der Schwung, der somit ins Leere ging, ließ den Rothaarigen hart gegen die gegenüberliegende Mauer prallen. Evrèl hörte das kratzende Geräusch von Krallen auf Stein, Funken stoben auf. Der Asravir taumelte. Evrèl nutzte den Moment der Benommenheit, sprang seinen Gegner mit einem Fauchen an, drehte sich in einer übermenschlich schnellen Bewegung einmal um seine eigene Achse und rasierte ihm den Kopf von den Schultern. Seine Kralle fuhr durch Knochen und Fleisch wie ein warmes Messer durch Butter. Ein Schwall dunkelroten Blutes ergoss sich über das Kopfsteinpflaster und versickerte zwischen den Ritzen.
    Evrèls Ohren vernahmen einen Laut des Entsetzens aus Émines Richtung. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, lebend aus diesem Kampf hervorzugehen, war es dennoch unwahrscheinlich, dass sie ihm je verzeihen würde, was er ihr angetan hatte. Er hatte sie mehr als zwanzig Jahre lang in dem Glauben gelassen, er sei ein Mensch. Eine Liebe zwischen einem Eluvir und einem Menschen war unschicklich, eine Liebe zwischen einem Eluvir und einem Asravir hingegen war empörend und widerlich. Er verfluchte sich dafür, dass er sich auf dieses perfide Spiel, das seine Artgenossen angezettelt hatten, überhaupt eingelassen hatte. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie es auf Émine abgesehen hatten. Weshalb war er nicht schon früher ausgestiegen?
    Es hatte keinen Sinn, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, zumal der Schock, den er seinen verbliebenen zwei Gegnern durch die Enthauptung des Rothaarigen versetzt hatte, bereits nachließ. L é once, der größere der beiden, reckte seine Krallen in die Luft und machte einen schnellen Schritt auf Evrèl zu. »Dreckiger Verräter«, zischte er. L é once war ein geübter Kämpfer, und der folgende Schlag war durchdacht und zielsicher. Seine Krallen schnellten auf Evrèl hinab, der es nicht mehr rechtzeitig schaffte, zur Seite auszuweichen. Eine Kralle streifte Evrèls Brust und durchschnitt das Hemd. Der Hieb hätte ihn getötet, wenn er die Wucht nicht durch eine Seitwärtsdrehung abgemildert hätte. Ein stechender Schmerz fuhr ihm durch Mark und Bein, das Hemd färbte sich binnen weniger Sekunden um den Schnitt herum dunkelrot. Die Szene verschwamm vor Evrèls Augen. Er schüttelte den Kopf, um das Bild zu schärfen und den Schwindel zu vertreiben. Doch was er sah, versetzte ihm einen Schreck. Zwei Klauenhände schnellten auf ihn hinab.
    In einer instinktgesteuerten Bewegung riss Evrèl die Arme nach oben. Vier messerscharfe Krallen prallten mit einem kratzenden Geräusch

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