5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT
Moment für sie gewesen, auf der Bühne zu stehen und den Preis entgegenzunehmen. Auf der anschließenden Party hatte sie sich angeregt mit den wichtigsten Persönlichkeiten Hollywoods unterhalten, und Sam war nicht von ihrer Seite gewichen. Er war der perfekte Begleiter gewesen, und das nicht nur an diesem Abend, sondern während des ganzen vergangenen Monats. Und ein perfekter Gentleman war er obendrein. Brav hatte er sich an ihre Forderung gehalten: kein Sex.
So ein Mist!, fluchte Bella innerlich. Dieser Mann treibt mich noch in den Wahnsinn!
Nachdenklich blickte sie aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade auf. Er hatte sie nicht nur zur Golden-Globe-Preisverleihung und den Screen Actors Guild Awards begleitet, sondern auch zu Banketten und anderen Festlichkeiten, um die PR-Maschinerie für „Ehre“ am Laufen zu halten.
Und nicht nur das. Eines Tages hatte er sie nach Disneyland eingeladen, einfach so. Auf dem Rückweg hatten sie beim Tierheim angehalten, und er hatte der Leiterin einen riesigen Spendenscheck überreicht. Aber was sie am meisten rührte, war, dass er sie mehrfach begleitet hatte, als sie Lillian auf ihrem Zimmer besuchte. Die alte Dame wurde zunehmend schwächer und konnte ihre Räumlichkeiten kaum noch verlassen.
Anschließend hatte er Bella jedes Mal bis zur Tür ihres Hauses gebracht und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gegeben. Auf die Wange! Als wäre sie seine Großtante oder sonst eine entfernte Verwandte! An diesem Abend war es wieder genauso gelaufen.
Am liebsten hätte sie vor Wut laut aufgeschrien.
Aber worüber beklagte sie sich eigentlich? Sam verhielt sich doch genau so, wie sie es sich gewünscht hatte. Er trat als ihr ständiger Begleiter auf, und niemand scherte sich mehr um Ridley.
Nachdem er sie zu den Golden Globes begleitet hatte, war die Gerüchteküche in Presse, Funk und Fernsehen so richtig hochgekocht. Von einer geheimen Hochzeit in Las Vegas war die Rede, einige Blätter spekulierten sogar, Bella wäre schwanger. Daraufhin hatte sie Dana sogar ihren nackten Bauch zeigen müssen, um sie davon zu überzeugen, dass es sich nur um ein Gerücht handelte.
Entnervt hob sie Muffin hoch. „Was soll ich nur machen?“
Muffin hielt den Kopf zur Seite geneigt und kläffte kurz. Zärtlich strich Bella dem Hündchen übers Fell. „Ja, ja, ich weiß schon. Bei dieser Sache kannst du mir auch nicht helfen.“
Sie musste einfach mit jemandem reden. Mit jemandem, der ihr Geheimnis nicht weitertratschen würde …
Plötzlich fiel es ihr ein. Na klar! Dieser Jemand war ihre Großmutter. Lillian war schon immer eine Frühaufsteherin gewesen, erst recht jetzt, wo sie auch tagsüber immer wieder ein Nickerchen hielt.
Blitzschnell zog Bella das Abendkleid aus und das Erstbeste an, was ihr beim Durchsuchen des Kleiderschranks in die Hände fiel – Jeans und ein T-Shirt. Dann schnappte sie sich ihren Preis und befahl Muffin, ihr zu folgen.
Als sie zum Herrenhaus hinüberrannte, war Muffin ihr dicht auf den Fersen. Kaum hatten sie die Vorhalle betreten, verdrückte das Hündchen sich allerdings in die Küche, wo die Köchin immer ein paar Leckerlis bereithielt.
Schnell war Bella im ersten Stock, wo ihre Großmutter ihr Zimmer hatte. Zögernd klopfte sie an die Tür.
Die Haushälterin Hannah öffnete ihr. „Oh, Miss Bella, kommen Sie doch herein. Mrs. Hudson ist schon wach. Es tut ihr immer gut, Sie zu sehen.“
„Danke, Hannah.“ Bella trat ein. „Guten Morgen, Grandma. Ich habe dir etwas mitgebracht.“
Lächelnd stellte sie die Statue von der Screen Actors Guild auf dem Nachttisch ab. In Lillians Gegenwart fühlte sie sich gleich ruhiger. Überall im Zimmer standen Blumen, und die Wände waren über und über mit gerahmten Fotos dekoriert. Viele zeigten Lillian mit berühmten Persönlichkeiten, die sie während ihres langen und erfolgreichen Lebens kennengelernt hatte, aber die Mehrzahl waren Familienfotos. Auch Bella war auf einigen Bildern zu sehen. Lillians Lieblingsfoto aber stand auf ihrem Nachttisch: das schwarzweiße, schon leicht vergilbte Bild von ihrer heimlichen Hochzeit in Frankreich.
Lillian lächelte schwach. Sie schien Schmerzen zu haben. „Vielen Dank, meine Liebe. Ihr alle habt mich mit dem Film so glücklich gemacht. Erst die Golden-Globe-Awards und jetzt das. Du musst mir unbedingt von der Preisverleihung erzählen.“
„Na klar. Deshalb bin ich ja hier.“ Das stimmte zwar nicht ganz, aber diese kleine Notlüge war hoffentlich
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