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5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT

5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT

Titel: 5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHERINE MANN
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erlaubt.
    Wortlos trug die Haushälterin das Tablett mit Lillians Frühstück aus dem Zimmer. Die alte Dame hatte kaum etwas angerührt.
    Die Pflegerin, die sich Tag und Nacht um Lillian kümmerte, kontrollierte noch einmal den Tropf, an den Lillian angeschlossen war, dann wandte sie sich zur Tür. „Ich gehe ein paar Minuten raus, damit Sie in Ruhe reden können. Wenn irgendetwas ist, klingeln Sie einfach.“
    Statt ihrer Perücke trug Lillian ein Kopftuch. Durch die Chemotherapie waren ihr sämtliche Haare ausgefallen. Man hatte ihr angeboten, ihr ein Klinikbett ins Zimmer zu stellen, aber sie hatte es abgelehnt, weil sie ihre letzten Tage lieber in dem Bett verbringen wollte, das sie jahrzehntelang mit ihrem geliebten Ehemann geteilt hatte.
    „Setz dich hier neben mich, meine Kleine.“
    Noch immer hatte Lillian diesen melodiösen Tonfall, vielleicht weil Französisch ihre Muttersprache war. Dieser Klang erinnerte Bella an früher. Oft hatte sie auf dem Schoß ihrer Oma gesessen, hatte mit ihr zusammen gesungen oder sich Geschichten erzählen lassen.
    „So klein bin ich gar nicht mehr.“ Vorsichtig ließ sie sich auf der Bettkante nieder. Sie war unendlich traurig, dass die Zeit so schnell verflog, dass ihre Großmutter schon bald nicht mehr hier sein würde. Nur mühsam hielt sie die Tränen zurück. Aber Lillian hatte gesagt, sie wolle keinen ihrer Angehörigen weinen sehen.
    „Setz dich ruhig richtig hin. Mach dir bloß keine Sorgen, dass du mir wehtun könntest. Diese Schmerzmittel wirken Wunder.“ Sie wies auf den Tropf, der sie ständig mit den nötigen Medikamenten versorgte. „Weißt du noch, wie du mich früher oft frühmorgens besucht hast, damit wir uns unterhalten konnten, während die anderen noch schliefen?“
    Und ob sie das noch wusste. Es waren wunderschöne Erinnerungen, die sie in diesem Moment ein wenig trösteten. „Grandpa machte sich ja immer bei Tagesanbruch sofort an die Arbeit. Da wusste ich, dass ich dich ganz für mich hatte.“ Bella machte es sich etwas bequemer. Der typische Krankenzimmergeruch mischte sich mit Lillians Parfüm, der Marke, der sie ihr ganzes Leben lang treu geblieben war. „Ich wünschte, du hättest gestern mit uns zur Preisverleihung kommen können.“
    „Hannah und ich haben es uns im Fernsehen angesehen.“ Man hatte Lillian einen großen Flachbildfernseher auf den Kamin gestellt, als sie bettlägerig geworden war. „Das mit den Preisen ist eine schöne Sache. Aber vor allem bin ich stolz auf dich, weil du mich im Film so gut dargestellt hast. Alle sind stolz auf dich, die ganze Familie.“
    Lillians Lob bedeutete Bella alles. „Ich habe nur versucht, deine großartige Persönlichkeit zu verkörpern, Grandma“, erwiderte sie errötend. „Du bist einfach wunderbar.“
    Sosehr sie für die Hauptrolle in „Ehre“ gekämpft hatte – sie hatte auch große Angst gehabt zu versagen. Ihre Großmutter war eine außergewöhnliche Frau mit einer unverwechselbar dynamischen Ausstrahlung. Deshalb war sie ja selbst so ein großer Star gewesen.
    Verschwörerisch zwinkerte Lillian ihr zu. „Dein Begleiter sah auch richtig schick aus. Allerdings scheint es ihn ein bisschen gestört zu haben, wie all die Männer dich anstarrten.“ Sie lächelte. „Dein Kleid war ganz schön gewagt, findest du nicht auch?“
    War Sam tatsächlich eifersüchtig gewesen? Ihr war nichts aufgefallen. „Ich habe mir neulich mal wieder alte Fotos von dir angesehen“, neckte sie ihre Großmutter. „Was du früher getragen hast, war auch nicht von schlechten Eltern.“
    Lillian lachte auf. „Stimmt. Aber man darf seine Vorzüge ruhig herausstellen.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Ich bin froh, dass aus dir und diesem Ridley nichts geworden ist.“
    „Ach, tatsächlich? Ich hatte gedacht, du würdest uns gern zusammen sehen. Schon sozusagen aus nostalgischen Gründen. Schließlich haben wir gemeinsam den Film gedreht, der deine Liebesgeschichte erzählt. Ridley hat sogar Ähnlichkeit mit Grandpa.“ War das vielleicht sogar der Grund gewesen, dass sie sich von Ridley hatte verführen lassen? Hatte sie sich unbewusst gewünscht, die gleiche große Liebesgeschichte wie ihre Großmutter zu erleben? Dieser Gedanke beunruhigte sie.
    „Schön, vielleicht hat er etwas Ähnlichkeit mit deinem Großvater, und vielleicht ist er auch kein schlechter Schauspieler, aber im wirklichen Leben zählen doch die inneren Werte. Und was das angeht, hat dieser Mann nichts mit meinem Charles gemein.

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