5 Tage im Sommer
wodurch er sein Muster durchbricht. Dadurch fallen die jüngsten Fälle in denselben polizeilichen Zuständigkeitsbereich, und es ist leichter, sie miteinander in Verbindung zu bringen.«
»Bobby Robertson.« Amy schüttelte den Kopf.
»Wird er beschattet?«, fragte Geary.
»Aber ja.« Sie wandte sich an Snow. »Al, holen Sie Chief Kaminer.«
Snow tat wie gewünscht und verließ den Raum.
»Wie man sieht, hat Kaminer das Ass des Departments zu Ihrem Partner gemacht.« Geary zwinkerte ihr zu.
»Ich komm damit zurecht.«
»Auch das sieht man.«
»Wir müssen die State Police und das FBI mit einbeziehen«, sagte Amy in jenem steifen Tonfall, der in Gearys Ohren immer mehr nach guter Ausbildung klang. »Wir haben nur noch zwei Tage.«
»Vielleicht«, sagte Geary.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Wenn das FBI erst einmal hier auftaucht, dann werden sich die Medien auf diese Sache stürzen. Ich hab das Gefühl, dass das ihn erschrecken könnte. Es könnte sein, dass er eventuell gar nicht handelt oder vielleicht schon früher. Und selbst wenn er das Kind in Ruhe lässt, Mrs. Parker wird er bestimmt umbringen.«
»Ein großes Risiko also«, sagte Amy nachdenklich. »Aber das muss Kaminer entscheiden.«
Snow kehrte mit dem Chief zurück. Kaminer war ein kleiner drahtiger Mann mit gelocktem blonden Haar, das nicht echt aussah. Aber trotz dieser unnötigen Eitelkeit merkte Geary an der unverblümten Art, wie Kaminer ihn ansah, dass er jemand war, mit dem man gut arbeiten konnte.
»Wie ich höre, haben Sie ein paar Hausaufgaben gemacht, Dr. Geary«, sagte Kaminer.
Geary legte Kaminer die Lage dar, und dieser sog die Worte auf wie ein Schwamm. Alle paar Sekunden nickte er. Amy fing währenddessen an zu telefonieren, um sich über den Stand der Ermittlungen gegen Bobby Robertson zu informieren.
Schließlich knallte sie den Hörer auf und fuhr auf ihrem Stuhl herum. »Robertson ist die ganze Nacht über zu Hause geblieben, hat aber vor fünf Minuten das Haus verlassen. Er fährt auf der 28 nach Süden, und sie sind direkt hinter ihm.«
»Bringen Sie mich auf den letzten Stand«, forderte Kaminer sie auf.
Sie berichtete ihm von Bobby Robertson alias Mister White Nr. 1. »Ich habe heute Morgen einen interessanten Rückruf von der staatlichen psychiatrischen Klinik in Hyannis bekommen. Sie haben dort einen Robert R. Robertson in Behandlung, der seit drei Jahren zweimal die Woche kommt, und zwar auf gerichtliche Anordnung. Man hat ihn beim Diebstahl von Kinderkleidung erwischt und herausgefunden, dass er zwar aktenkundig ist, aber nicht verurteilt. Er hat alle seine Termine in der Klinik eingehalten. Ich habe den Namen seiner Betreuerin – Sally Harmon – und bereits versucht, sie telefonisch zu erreichen, aber bisher erfolglos.«
»Versuchen Sie es weiter.«
»Ja, Sir.«
Kaminer warf einen Blick auf Snow, der noch am Telefon hing. Er hatte einen Anruf für Amy entgegengenommen. Snow nickte zerstreut und schrak dann auf: »Moment mal.« Er legte den Hörer auf die Schulter und fragte Amy: »Wie hieß noch dieser Autohändler?«
»Sal Ragnatelli.«
Snows Gesicht wurde lang.
»Wann?«, fragte er den Anrufer. Er lauschte der Antwort und legte auf. »Also, Amy das war die Reaktion auf deinen Anruf bei Ragnatellis Pager.«
»Das war er?« Snows Verhalten ärgerte sie.
»Das war Detective Martino oben in Fall River. Er beantwortet alle Anrufe, die auf Ragnatellis Pager aufgelaufen sind. Der Mann ist tot.«
»Was?« Amy stand auf. »Wann?«
»Irgendwann gestern. Man hat ihn vor einer Textilfabrik in der Nähe der Main Street gefunden, angelehnt, als würde er sitzen. Leute hatten ihn schon gestern Abend gesehen, aber gedacht, es handele sich um einen Obdachlosen.«
»Todesursache?«, fragte Kaminer.
»Zahlreiche Stiche in den Rücken. Er saß in einer ziemlich großen Blutlache, aber erst am Morgen ist das jemandem aufgefallen.«
Kaminer sah Amy an. »Steht der Mann in einem Zusammenhang mit dem Fall Ihrer Vermissten?«
»Ja, Sir, das könnte sein. Ragnatelli handelte mit Oldtimern, und eines seiner Fahrzeuge ist zu dem Zeitpunkt, als Mrs. Parker verschwand, vom Parkplatz des Stop & Shop gefahren. Der Zeuge berichtete, dass ein älterer Mann mit weißem Haar am Steuer gesessen habe und dass seine Begleitung, eine Frau mit blondem Haar, geschlafen habe.«
»Und Mrs. Parker ist blond?«, fragte Kaminer.
»Ja, Sir. Ein weiterer Wagen wurde beobachtet, wie er ungefähr zur selben Zeit den Parkplatz
Weitere Kostenlose Bücher