5 Tage Liebe (German Edition)
hatte es mir zugegebenermaßen etwas leichter vorgestellt. Aber jetzt geht es mir schlecht. Körperlich schlecht. Vielleicht hat sie recht, vielleicht kann ich das alles wirklich nicht.
Ich bin nicht ihr Freund. Soweit haben wir das, was wir haben, noch nicht definiert, aber ich fühle mich wie ihr Freund. Weil ich es mir wünsche und weil ich denke, ich könnte sie beschützen. Weil ich ihr zeigen könnte, wie schön es sein kann, mit einem Mann zusammenzusein, und eben nur mit einem. Noch nie ist mir meine Küche so groß vorgekommen. Alles scheint plötzlich größer als ich. In Momenten wie diesen verfluche ich mich für das Entsorgen aller Drogen in meinem Besitz. Ich könnte jetzt nämlich einen kleinen Nervenberuhiger nur zu gut gebrauchen.
Stattdessen setze ich mich auf den Stuhl und starre in mich hinein, wo mein Kopfkino schon mal eine Preview bringt ...
Ich sehe Maya mit einem gut gebauten südländischen Typen im Bett. Er zieht ihr das Oberteil aus und schält ihre Brüste aus dem BH. Sie küsst seinen Hals, zieht ihm das T-Shirt aus und lässt ihre Hand in seiner Hose verschwinden.
An diesem Punkt schlage ich zu ersten Mal mit der Faust auf den Tisch.
Als er sie aus den Jeans und dem Slip hebt (es ist einer von denen, die ich vor wenigen Minuten noch liebevoll zusammengelegt habe), und er sie im Bett in eine bessere Position rücken will, tritt die Ente in meinem Magen fast die Rückreise an, doch ein großer Schluck abgestandener Cuba Libre hindert sie daran. Ich stehe auf und laufe in der Küche auf und ab, während die beiden sich in meinem Kopf immer näherkommen, er sie zwischen den Beinen berührt und ihre Brüste streichelt. Ihre Lippen sind leicht geöffnet, sie hat die Augen geschlossen und genießt seine Berührungen.
An dieser Stelle schleudere ich das halb leere Glas wütend gegen die Wand und trete einen Stuhl um.
Ich kenne mich so nicht. Ich werde von Zeit zu Zeit wütend, aber ich raste nicht aus. Ich werfe keine Gegenstände durch die Wohnung. Ich fluche vielleicht, aber so kenne ich mich nicht.
Nur um sicher zu gehen, stapfe ich in den Flur und betrachte mein Gesicht im Spiegel. Noch ist es nicht grün, aber ich sehe die Adern an meinem Hals deutlicher als sonst.
In meinem Kopf höre ich Maya stöhnen und nach mehr verlangen, eine Bitte, die der Südländer mit einem breiten Grinsen gerne erfüllt. Er dringt in sie ein, sie stöhnt lauter, ihr Gesicht ist eine Maske aus Erregung und Genuss.
Wütend schlage ich mit der Faust gegen die Wand und will am liebsten schreien. Vermutlich vor Schmerz, weil ich mir bei diesem Schlag wehgetan habe. Wieso halte ich mich jetzt auch noch für eine schwäbische Version von Wladimir Klitschko? So bin ich doch gar nicht!
Es klingelt an der Tür.
Meine Nachbarn kennen mich so wohl auch nicht. Ich war zu laut, das weiß ich. Zuerst Mayas Geschrei, dann mein hulk-ähnlicher Wutausbruch. Ich sehe meinen Nachbarn, Herr Renner, schon mit dem Telefon in der Hand vor meiner Tür stehen, die Stirn in Sorgenfalten gelegt.
Aber als ich die Tür öffne und bemerke, wie sehr meine Hand schmerzt, sehe ich nicht in Renners Gesicht.
„Ich kann nicht.“
Maya nimmt mein Gesicht in ihre Hände und küsst mich. Sie küsst mich so, wie sie mich noch nie geküsst hat. Um ehrlich zu sein, so hat mich noch nie eine Frau geküsst. Während wir uns küssen, schlage ich die Tür mit einem festen Fußtritt zu und hebe sie hoch, während wir rückwärts durch meinen Flur torkeln. Ihre Hände wandern über meinen Rücken, auf der hektischen Suche nach Haut. Ich halte sie einfach nur in meinen Armen, hocherfreut, aber doch überrascht.
Wir poltern gegen meine Schlafzimmertür, der einzige Raum in meiner Wohnung, den sie nicht sehen wollte. Ich stelle sie zurück auf ihre Füße, löse mich für nur einen kurzen Moment von ihr und sehe sie an. Ihre Hand greift hinter meinem Rücken nach der Klinke, schiebt die Tür auf und mich hindurch in ein dunkles Zimmer. Für den Bruchteil einer Sekunde unterbrechen wir unser Tun, sie sieht sich um, geht auf mein Bett zu und schaltet die blaue Lavalampe ein. Sofort wird mein Zimmer in ein dumpfes Licht gehüllt. Ich schließe die Tür und folge ihr.
Mein Herz pocht laut und schnell, meine Hände sind feucht und meine Augen müssen strahlen wie Polarlichter. So, als hätte ich doch noch Drogen im Haus. Ich sehe zu Maya, die langsam ihre Jacke auszieht und sie auf den Stuhl neben sich legt. Ich kann die Leidenschaft in ihren Augen
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