5 Tage Liebe (German Edition)
genieße es, sie ansehen zu dürfen. Dann entdecke ich eine weitere Narbe an ihrem Ellenbogen. Meine Hände gleiten von ihren Schultern über die Arme, bis ich scheinbar zufällig über die Narbe streiche.
Maya öffnet sofort die Augen und sieht mich an. Ich nicke nur, glaube verstanden zu haben. Nur weil es in der Vergangenheit liegt, bedeutet es nicht, dass es mir jetzt weniger wehtut. Aber sie lächelt.
„Nein, das ist nicht so wie du denkst.“
Sie hält den Arm nach oben und ich kann die Narbe in aller Ruhe betrachten. Dabei läuft mir Shampoo in die Augen und ich versuche, es durch hektisches Blinzeln zu verhindern. Vergeblich. Ich muss die Augen schließen und tauche wieder neben sie unter den Wasserstrahl. Sie wäscht mir das Shampoo aus den Haaren und streicht mir immer wieder übers Gesicht.
„Fabian wollte Rollschuhe. Unbedingt, weil jeder welche hatte. Glaub mir, er kann so stur sein. Aber meine Mutter fand es zu gefährlich, und sie hatte natürlich recht. Aber ich dachte, ich tue ihm einen Gefallen.“
Ich höre, dass sie lächelt, ihre Stimme klingt dann viel leichter und höher. Ich genieße es, sie lächeln zu hören, auch wenn ich es nicht sehen kann.
„Wir sind auf den Spielplatz neben unserem Haus gegangen und ich sollte ihm zeigen, wie es geht. Er ist sehr ehrgeizig. Leider wird er dann auch oft wütend, deswegen wollte ich es ihm zeigen, damit er es nachmachen kann, weißt du?“
Ich nicke und öffne langsam wieder meine Augen, die nicht mehr brennen. Durch das Wasser kann ich ihr Gesicht erahnen, das Lächeln sehen.
„Aber ich hatte ja selbst keine Ahnung, wie man das macht. Ich bin nicht besonders sportlich.“
Das halte ich für einen unverschämte Lüge und betrachte noch einmal in aller Ruhe ihren Körper. Sie muss sportlich sein, ich habe gesehen und gespürt, wie sie sich bewegt. Ihre Hand packt mein Kinn und zwingt mich, ihr wieder in die Augen zu sehen.
„Hier oben spielt die Musik, mein Herr!“
Ich lache und ergebe mich, während ich sie unter den Duschstrahl ziehe.
„Nun, lange Rede kurzer Sinn ... ich habe mich langgelegt. Und dabei den Ellenbogen verletzt. Es hat wie wild geblutet und Fabian wurde ganz panisch. Er hat gedacht, ich würde sterben, und er hat so bitterlich geweint ... er dachte, es wäre seine Schuld.“
Sie wirft einen Blick auf die Narbe an ihrem Ellenbogen.
„Er hat sich selbst geohrfeigt und die Haare rausgerissen. Er tat mir so leid. Mama hat mich ins Krankenhaus gebracht und Fabian durfte mit dem Stethoskop spielen. Dann war alles vergessen.“
„Du hängst sehr an ihm.“
Sie schließt die Augen und tritt unter den Wasserstrahl, das Gesicht nach oben gerichtet. So kann sie nicht antworten, aber sie muss es auch nicht, ich kenne die Antwort bereits.
„Ich habe ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen.“
Sie stellt das Wasser ab und so stehen wir uns gegenüber in meiner viel zu engen Dusche, die viel zu schnell kalt wird. Maya schlingt die Arme um sich, und ihre Unterlippe zittert.
„Willst du ihn nicht mal besuchen?“
Ein Nicken.
„Er ist in Barcelona.“
Noch immer weiß ich nicht, wieso sie heute noch so dringend auf die Bank wollte, um dort das Geld aufs Konto ihrer Mutter zu überweisen, aber jetzt macht zumindest ihr dringender Wunsch Sinn, nach Spanien zu fahren.
Mit dem blauen Saunatuch, das meine Mutter mir in einer unbeholfenen Geste zu Weihnachten geschenkt hat, wickle ich sie fest ein und hoffe, so dem Frieren ein Ende gesetzt zu haben. Mir reicht ein durchschnittliches Handtuch, das ich um meine Hüften schlinge.
„Deswegen also Barcelona.“
Ihre nassen Locken, ihre ehrlichen Augen, das hoffnungsvolle und gleichzeitig traurige Lächeln. All das ist Maya.
Es klingelt an der Tür. Ein Blick an mir herab reicht, um zu wissen: egal, wer um diese Uhrzeit bei mir klingelt, er wird es bereuen.
Ich tapse durch meinen Flur und hinterlasse nasse Fußspuren, an denen mich auch ein Anfänger der Pfandfindergruppe Backnang-Ost erkennen würde. Maya verschwindet hinter meinem Rücken im Schlafzimmer und zieht die Tür hinter sich zu, während ich einen hektischen Blick durch den Spion in ein mir sehr bekanntes Gesicht werfe. Auch wenn die Fischaugenoptik sein Profil verzerrt und zur übergewichtigen Maske seines Gesichts verzerrt – ich würde ihn überall wieder erkennen.
„Was machst du denn hier?“
Es ist immerhin kurz vor Mitternacht. Frisch verheiratete Ehemänner sollten sich um diese Uhrzeit an die Liebste
Weitere Kostenlose Bücher