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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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kuscheln und nicht in meinem Hausflur stehen.
    „Habe ich etwa gestört?“
    Patrick lässt seinen Blick zu meinem Handtuch wandern, das ich fest umklammert halte. Ob es zu spät ist, den Bauch einzuziehen?
    „Nein, wir haben nur geduscht.“
    „Wieso habe ich eigentlich nicht das Glück und Maya macht mir so die Tür auf?“
    Er macht keine Anstalten, in die Wohnung zu kommen; so lehne ich mich gegen den Türrahmen und spüre, wie die Kälte meine Füße einnimmt. Nur eine Frage der Zeit und meine Waden kapitulieren ebenfalls.
    „Du bist in der Hoffnung vorbeigekommen, Maya noch mal spärlich bekleidet zu sehen?“
    Er schüttelt den Kopf und überreicht mir einen braunen DIN-A4-Umschlag.
    „Ich wollte dir das nur geben.“
    „Was ist das?“
    „Ein Umschlag, aber ich bin mir sicher, das weißt du auch so.“
    Er lächelt und sieht dabei etwas traurig aus. Eine Unruhe aus der Mitte meines Körpers übermannt mich, also greife ich in den Umschlag und ertaste einen Schlüssel und Papiere, dazwischen ein kleines technisches Gerät von der Größe eines Handys.
    „Du musst sie doch nach Barcelona fahren. Ohne Auto ist das schwierig. Und dein Orientierungssinn gleicht dem einer unreifen Tomate.“
    Ich betrachte den Reiseführer von Barcelona, einen vom ADAC ausgestellten Routenplaner, in zweifacher Ausführung ausgedruckt, ein Navigationssystem, eine Straßenkarte und den Schlüssel zu Patricks Sprinter.
    „Aber … “
    „Meine Eltern sagen, du kannst ihn irgendwann zurückbringen.“
    Unbeholfen wie ich Patrick selten erlebt habe, schiebt er die Hände in die Jackentasche und sieht mich an.
    „Melde dich, wenn ihr angekommen seid, oder auch von unterwegs oder so.“
    „Klar, machen wir.“
    Ich spüre den Umschlag in meinen Händen, will etwas sagen oder tun. Wie sagt man „Danke“? Wenn ich bedenke, wie er in dieser Nacht- und Nebelaktion die Lösung für mein Problem gebracht hat, dann frage ich mich, wieso er kein Superhelden-Outfit trägt. Wo ist sein Cape?
    „Danke.“
    Er nickt. Manchmal fühlen sich Dinge nach Abschied an, obwohl wir beiden wissen sollten, dass ich bald wieder hier stehe. Mit meinem Handtuch bekleidet drücke ich ihn fest an mich und versuche, mal eben zehn oder fünfzehn Jahre zurückzudrehen. Zwei Jungs in kurzen Hosen, die im Sommer mit dem Skateboard durch die Straßen düsten und so taten, als ob sie die Könige der Welt wären. Dabei den Eiswagen jagten, den sie gerade verpasst hatten, und schnell noch für fünfzig Pfennig eine Kugel Schlumpfeis kauften. So schmeckten die Sommer damals, so schmeckt Freundschaft heute.
    Die Tür neben uns wird aufgeschoben und Herr Renner, mein Nachbar, sieht uns etwas konsterniert an, bevor er ein verschämtes „Tschuldigung“ nuschelt und wieder verschwindet.
    „Meinst du, wir haben dieser Abschieds-Umarmung etwas zu viel Homoerotik verliehen?“
    Und dann lachen wir. Wir lachen so laut und hysterisch, dass wir ohne Zweifel das ganze Haus wecken, aber es schert uns nicht.
     
    Ich drücke meine Nase am Küchenfenster platt und sehe nach unten, wo mein bester Freund über die Straße springt, in seinen Wagen steigt und davondüst. Fast wie Batman werden er und die Lichter seiner Scheinwerfer von der Nacht verschluckt. Mayas Arme legen sich von hinten um mich. Mir ist kalt, und ich spüre ihre warme Haut auf meiner. Sie küsst meine Schulter.
    „Alles okay?“
    Ich nicke, denn alles ist okay. Und ich weiß ganz genau, wem ich dafür ewig dankbar sein muss.
    „Wir fahren nach Barcelona.“

 
     
    Maya hat kaum geschlafen und trinkt ihren dritten Becher Kaffee. An jeder denkbaren Tankstelle nötigt sie mich zum Rausfahren. Dann klettert sie vom Beifahrersitz des Sprinters, sprintet los zur Toilette und dann in das Bistro, um mit einem warmen Milchkaffee und einer Flasche Cola für mich zurückzuhopsen. Sie ist überdreht und ich zweifle ernsthaft an dem Kaffee als Ursache. Die ganze Nacht hat sie mich gefragt, wann wir denn endlich fahren. Nachdem ich meinem Körper zwei Stunden Schlaf gegönnt hatte, packte ich meine Tasche und wir machten uns auf den Weg.
    Sie singt jedes Lied im Radio mit, was immer wieder zu Missverständnissen mit der freundlichen Damenstimme des Navi-Systems führt – und zu zahlreichen Wiederholungen, die langsam aber sicher an meinem Nervenkostüm kratzen! Meine Couch scheppert im Laderaum des Sprinters immer wieder laut vor sich, als wolle sie mich daran erinnern, dass sie auch noch anwesend ist. Als ob ich

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