5 Tage Liebe (German Edition)
das ist auch nicht nötig. Maya übernimmt den Part und erzählt immer wieder, wie lustig sich Delfine anfühlen, und dass man das Gefühl mit keinem anderen vergleichen kann. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft höre ich Fabian laut lachen. Nicht in seinem Zimmer, nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sondern hier an diesem überfüllten Tisch. Allerdings gibt es für mich keine Einstiegsmöglichkeit in das Gespräch. Und bevor ich den Mut aufbringe, etwas zu sagen, geht es um Erinnerungen aus einer Zeit, als ich noch kein Teil der Geschichte war.
Noch nie war ich so froh, den Abwasch machen zu dürfen. Maya bringt Fabian ins Bett und Alejandro verabschiedet sich. Es sei spät und er müde. Ich frage, wieso er nicht bleiben will – aber solange keine Couch im Wohnzimmer steht, wäre ohnehin kein Platz für ihn. Also lasse ich ihn gehen und konzentriere mich auf die Teller und das Besteck, als Elke in die Küche kommt.
„Das musst du nicht machen, Jonas.“
„Ich mache das gern. Ehrlich.“
Außerdem versuche ich angestrengt, etwas wieder gutzumachen. Sie nimmt in meinem Rücken Platz.
„Stört es dich, wenn ich rauche?“
„Kein Problem.“
Ich höre das Feuerzeug und ihren ersten tiefen Zug.
„Das ist mein Feierabend.“
Sie scheint es zu genießen, und ich nicke.
„Jetzt wo Maya sich etwas um Fabian kümmert, kann ich mir die Pause gönnen.“
Ich drehe mich langsam zu ihr um. Ich weiß, sie hat etwas zu sagen und ich sollte den Mut haben, ihr ins Gesicht zu schauen. Aber bevor sie etwas sagt, werde ich noch meine Sache los.
„Das mit heute tut mir wirklich wahnsinnig leid ...“
Ich habe das Gefühl, eine CD auf Repeat zu sein. Ich habe mich nun wirklich bei jedem entschuldigt. Und das mehr als einmal. Elke winkt ab – oder sie wedelt den Rauch weg, ich bin mir nicht sicher.
„Ach, Fabian ist eine kleine Zicke. Nimm dir das nur nicht zu Herzen.“
Erleichterung. Ein Stein fällt scheppernd von meinem Herzen. Hurra! Ich bin nicht der verhasste Bösewicht in dieser Geschichte.
„Ich wollte das alles gar nicht.“
„Manchmal ist er selbst bei mir noch so. Es ist schwer, ihn immer richtig zu behandeln, weil wir manchmal nicht die Zeit haben. Ich verliere schon lange nicht mehr die Geduld, aber früher wollte ich ihn schütteln. Ich wollte so sehr, dass er normal ist, wie alle anderen.“
Sie nimmt einen tiefen Zug aus der Zigarette und behält den Rauch erstaunlich lange in den Lungen. Erst mit dem nächsten Satz verlässt der blaue Dunst ihren Körper wieder.
„Aber er kann nichts dafür. Ich habe angefangen, mich seinem Leben anzupassen. Er ist nun mal der Mittelpunkt.“
Ich nicke, weil ich verstehe. Die Anstrengungen, die diese Art von Leben in ihrem Gesicht hinterlassen hat, sind deutlich sichtbar.
„Er wird das schon bald wieder vergessen haben, du wirst sehen.“
„Wie ist das mit ihm?“
Ich lehne mich an die Spüle und möchte mehr über ihn erfahren. Ich will nicht noch einmal einen solchen Fehltritt auf Mayas Lebensbühne begehen.
„Anstrengend. Nervenaufreibend. Aber manchmal auch schön und einfach. Als Kleinkind zeigte er kaum Auffälligkeiten, er schien nur schüchterner als andere Babys. Als er älter wurde, kamen einige Eigenheiten dazu. Er hat nicht gelacht, er hat nicht viel geredet, war lieber für sich. Ließ niemanden wirklich an sich ran. Manchmal Maya.“
Das kann ich mir nur zu gut vorstellen, die beiden scheint eine Art unsichtbares Band zu verbinden, das in all den Jahren nur stärker geworden ist.
„Autismus wird meistens einfach nur medikamentös behandelt, aber das hilft nicht viel. Er ist an vielen Tagen wie eingesperrt in einer Welt, zu der ich keinen Zugang habe. Er sieht niemandem wirklich in die Augen. Er lässt sich nicht gern anfassen.“
Auch das ist mir bereits aufgefallen. Wenn man mit ihm spricht, sind seine Augen ständig in Bewegung, als würde er bewegende Punkte im Raum verfolgen.
„Die Delfintherapie hat bei vielen Kindern geholfen. Man sagt, es liege an den Schallwellen, die vom Delfin ausgehen. Sie stimulieren die Gehirnströme der Kinder.“
Von dieser Seite habe ich das alles noch nie gesehen oder bedacht. Wieso auch? Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit einem Autisten zusammentreffe, war gleich null.
„Interessant ist, dass die Aktionen zwischen den Patienten und den Tieren von den Delfinen ausgehen. Als würden sie merken, was mit dem Menschen nicht stimmt. Es ist fast so, als wollten sie helfen.“
Ich erinnere
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