5 Tage Liebe (German Edition)
aussehen, will aussehen, als käme ich gerade von den Kanaren zurück und hätte mit drei Blondinen im Arm eine schöne Zeit verlebt. Aber stattdessen habe ich mir erst mühevoll mein Leben zurück erkämpft und renne jetzt davon, damit ich in einer fremden Stadt keine Erinnerungen an sie habe. Ich habe Kisten gepackt und Möbel getragen – und genau so sehe ich jetzt auch aus.
„Maya, das ist ja eine Überraschung.“
Patrick versucht, die Situation in irgendeiner Art zu entschärfen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ihm gelingen wird. Noch nie habe ich den Satz „Zwei Seelen schlagen in meiner Brust“ so wörtlich genommen. Ich möchte sie umarmen, anfassen, festhalten. Und ich will die Tür zuschleudern und sie anschreien. Vermutlich in umgekehrter Reihenfolge. Ich bin wütend, weil sie hier steht und alle Gefühle einfach wieder von vorn anfangen. Ich bin wütend, weil sie sich so viel Zeit gelassen hat, weil ich mich mit jedem Tag etwas mehr in Sicherheit gewogen habe, und weil sie jetzt hier ist und mit einem Augenaufschlag alles wieder durcheinander bringt. Ich bin auch wütend auf mich selbst, weil ich das zulasse. Weil mein Mantra „Andere Mütter haben auch schöne Töchter“ in den letzten Monaten zu genau zwei Dates geführt hat, die nicht mal zwei Stunden gedauert haben, weil ich dann das erdrückende schlechte Gewissen verspürt habe, Maya zu betrügen. Nichts hat dieses Mantra gebracht, das merke ich jetzt. Ich kämpfe wie ein Ertrinkender dagegen an, paddle mit den Armen wie ein Hund im tiefen Wasser, recke den Kopf wieder über Wasser und hole tief Luft.
„Willst du vielleicht reinkommen?“
Das klingt zwar noch etwas kühl, soll es aber schließlich auch. Maya nickt und schiebt sich durch die Tür zurück in meine Wohnung und mein Leben. Patricks Blick trifft meinen. Ich lese in seinem Blick die Frage, ob er und Meli doch besser bleiben sollen, aber mit Zuschauern wird mir das alles nur noch schwerer fallen. Er versteht, und Melanie folgt ihm zur Tür.
„Aber nicht vergessen, in einer Stunde auf dem Hausdach. Immerhin bist du der Ehrengast.“
Meli gibt mir einen Kuss auf die Wange, und ich erkämpfe mir ein Lächeln. Ob der Kuss der schwangeren Ehefrau meines besten Freundes wohl reicht, um Maya eifersüchtig zu machen? Einen Versuch war es wert.
Dann bin ich mit Maya allein. Ich spüre sie in meinem Rücken, konzentriere mich und drehe mich mit einem Lächeln zu ihr um. Ich werde mein Leben nicht mehr aus der Hand geben. Ich habe mich unter Kontrolle. Sie steht im Flur und sieht mich völlig irritiert an. Zwischen den Kartons sieht sie kleiner aus, als ich sie in Erinnerung hatte.
„Du ziehst um?“
Um ehrlich zu sein: ich gehe davon aus, dass es der Grund ihres spontanen Besuchs ist. Sie hat wohl gehört, dass ich umziehe und will mich ein letztes Mal sehen. Es klingt zu romantisch, um wahr zu sein, das weiß ich selbst. Und ich weigere mich nach wie vor zuzugeben, dass ich es vielleicht sogar erhofft habe. Nein, ich ziehe nicht deswegen nach London, aber es hat vielleicht kurz ein solches Szenario in meinem Kopf gegeben. Patrick ruft sie an, erzählt ihr mit zitternder Stimme, dass ich Stuttgart und sogar Deutschland verlasse und sie sich besser jetzt noch mal bei mir blicken lassen sollte, bevor ich mit einem magersüchtigen englischen Model die Londoner Clubszene unsicher mache.
„Ja. Zeit für was Neues.“
Ich gehe durch den Flur und biege ins Wohnzimmer ab. Es ist der einzige Raum, in dem man noch Sitzmöglichkeiten findet. Aber Maya folgt mir nicht, ich sehe sie über den Flur zu meinem Schlafzimmer gehen.
In der Mitte des Zimmers liegen eine Matratze und eine Nachttischlampe von Ikea, ich werde schließlich nur noch eine Nacht hier schlafen. Daneben steht meine Sporttasche, die ich bereits in Barcelona dabei hatte, unordentlich mit Klamotten gefüllt.
Ich trete hinter Maya und lehne mich an den Türrahmen. Sie geht langsam ins Innere des Zimmers, sieht sich die leeren Wände und Ecken des Zimmers genau an, bevor sie sich langsam zu mir umdreht.
„Du ziehst um?“
Ich bin mir sehr sicher, genau diese Frage vor einer Minute schon im Flur beantwortet zu haben.
„Das sagte ich bereits. Ja. Genau genommen hast du irrsinniges Glück. Heute ist meine letzte Nacht hier.“
Sie hat also nicht gewusst, dass ich die Stadt verlasse? Soweit ist mein heimlicher Plan, den ich selbst bei Androhung einer Jahreskarte für den KSC nicht zugeben würde, nicht aufgegangen. Was
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