5 Tage Liebe (German Edition)
zurückgelassen hat. Wenige Minuten später war sie wieder in meinen Armen, und wir haben zum ersten Mal miteinander geschlafen. Wie unendlich weit weg sich das jetzt anfühlt.
Ich reiche ihr ein Glas voll Cola und nicke.
„Ich habe schon einen Nachmieter gefunden. Der wird es bestimmt genauso schön einrichten.“
Sie nimmt einen kleinen Schluck und schüttelt den Kopf.
„Das wird nicht das Gleiche sein. Du wirst dann nicht mehr da sein.“
Ich kann das Gerede kaum ertragen. Ich will endlich wissen, wieso sie hier ist. Wieso sie so lange damit gewartet hat – und wieso sie mich nicht einfach küsst.
„Was macht das Leben in Spanien so?“
Ein kurzes Lächeln huscht über ihr Gesicht, und ich weiß jetzt schon, es geht ihr gut. Eine angenehme Wärme macht sich in meinem Inneren breit. Ich will so sehr, dass es ihr gut geht.
„Es läuft sehr gut. Fabian macht große Fortschritte und wir haben die Medikamente extrem reduziert.“
„Das ist toll.“
Es freut mich. Es gibt meiner Reise einen ehrlichen Sinn. Etwas mehr als „verrückte Verliebtheit in die Stripperin meines besten Freundes“.
„Meine Mutter hat eine Arbeit gefunden und wir teilen uns die Zeit mit Fabian. Ich arbeite übrigens auch.“
Noch immer habe ich es nicht geschafft, alle bösen Geister ihrer Vergangenheit zu bezwingen, auch wenn ich diese Armee in den Nächten meiner Albträume schwer dezimiert habe. Noch immer assoziiere ich Maya und Arbeit mit Prostitution.
„In einer Galerie.“
In meinem Magen wird es noch wärmer. Es ist überraschend, wie sehr die Freude für einen anderen Menschen, der uns nahe steht, uns selbst glücklich machen kann. Ein breites Lächeln macht sich an meinen Lippen zu schaffen, zieht sich über mein Gesicht. So also fühlt sich Lächeln wieder an.
„Das freut mich sehr für dich.“
Es mag wie eine Alltagsfloskel klingen, aber ich meine es ernst. Erst jetzt ertappe ich mich dabei, ihre Erscheinung etwas genauer zu untersuchen. Gibt es Anzeichen für einen neuen Mann in ihrem Leben? Ringe? Halskette? Ein verliebter Schimmer in ihren Augen? Es heißt doch immer, Frauen würde man die Verliebtheit sofort ansehen. Aber ich finde keine Indizien und habe bei weitem nicht den Mut, sie zu fragen.
Um mich abzulenken, werfe ich einen schnellen Blick auf meine Uhr.
„Du musst bald los, ich weiß.“
„Ja, Abschiedsparty. Wir grillen auf der Dachterrasse eines Freundes.“
Maya nickt, sieht mich an, hält sich an ihrer Handtasche fest.
„Willst du vielleicht mitkommen?“
Es sollte in meinem Gehirn diese Sicherheitsabfrage wie bei Windows geben: Sind Sie sicher, dass Sie das sagen wollen? Ja. Nein.
Das würde mir manchmal echte Magenschmerzen ersparen. Denn wenn sie jetzt nein sagt, weil sie mit diesem äußerst attraktiven Spanier mit dunklen Haaren und dem strahlenden Lächeln, den sie „ihren Freund“ nennt, noch irgendwo essen gehen will, dann übergebe ich mich auf diesen Fußboden.
„Wenn ich darf, sehr gerne.“
Noch immer weiß ich nicht, wieso sie hier ist, wie lange sie bleibt, ob sie mich vermisst hat, wegen mir hier ist, mich anfassen will. Ob sie einen Freund hat und wieder aus meinem Leben verschwindet und dabei ein Messie-Haus der Gefühle hinterlassen wird. Aber wir verlassen gemeinsam meine Wohnung und machen uns durch die Sommerluft auf den Weg zu meiner Abschiedsfeier. Das ist so surreal, schön und unpassend – alles zugleich.
Den ganzen Weg reden wir nicht. Ich gebe mir unendlich viel Mühe, sogar in der engen S-Bahn keinen Körperkontakt zu ihr aufzunehmen. Ich lehne mich so weit von ihr weg, als hätte sie eine erschreckend ansteckende Krankheit. Dabei lande ich fast in der unrasierten Achselhöhle eines Mannes, der hinter mir steht und sich an der Stange festhält. Alles ist besser, als Mayas Haut spüren zu müssen. Das klingt jetzt sehr negativ, ist aber unter keinen Umständen so gemeint. Unter anderen Umständen würde ich alles dafür geben, sie berühren zu dürfen, aber inzwischen ist so viel passiert. Keine weltbewegenden Dinge, keine weiteren Terroranschläge auf die westliche Welt, keine Prinzenhochzeit, kein verlorenes WM-Finale. Aber in mir drin hat sich einiges verändert, und ich habe die starke Annahme, bei ihr auch. Ich habe gelernt, dass Liebe nicht immer Gegenliebe erzeugt, ich habe gelernt, dass Patrick und Melanie eine einzigartige Geschichte sind und sich die Geschichte nicht zwingend wiederholen muss. Ich habe gelernt, dass Hunde lächeln und
Weitere Kostenlose Bücher