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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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was jetzt mit diesen Aßafir geschieht!“
    Aßafir ist die Mehrzahl von Aßfur, Vogel.
    Steinbach erhob das Gewehr. Zwei Schüsse, schnell hintereinander abgefeuert, und – die Umstehenden blickten ihn staunend an, staunend über die für sie ungeheure Schnelligkeit, mit der er geladen hatte, und auch staunend über sein Benehmen, das sie sich nicht zu erklären vermochten.
    Nach seinen drei ersten Schüssen war ihm von allen Seiten ein lebhafter Beifall entgegen geklungen; jetzt aber waren alle still. Sie wußten nicht, was er eigentlich gewollt hatte.
    „Nun“, sagte er, „wo sind die beiden Aßafir?“
    „Fort, weggeflogen“, antwortete Hilal.
    „Hast du sie fortfliegen sehen?“
    „Nein.“
    „Gehe einmal hin, und suche nach ihnen!“
    „Willst du sie etwa geschossen haben?“
    „Ja.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Warum?“
    „Einen Aßfur in solcher Entfernung! Ich würde das Kamel erschießen, aber nicht den Vogel treffen.“
    „So gehe nur hin! Du wirst beide finden.“
    Da lief nicht nur Hilal, sondern viele andere sprangen mit ihm fort. Als sie bei den beiden Kamelen ankamen, erhoben sie ein lautes Jubelgeschrei und kehrten in eiligem Lauf zurück. Sie brachten die beiden Vögel, die wirklich getroffen waren und nun von Hand zu Hand gingen.
    Es ist unmöglich, die Ausdrücke des Staunens und der Bewunderung zu schildern, die Steinbach anzuhören hatte, denn die arabische Sprache besitzt nicht nur einen fast unerschöpflichen Schatz an derbsten Schimpf- und Fluchwörtern, sie ist auch sehr reich an Ausdrücken, die in hohem Grad den ehren, bei dem sie angewendet werden. Erst nach längerer Zeit kam man auf den eigentlichen Gegenstand zurück, mit dem man es zu tun hatte. Der Jüngling nämlich, der oben bei der Zeltstange stand, sah, daß ihm jetzt gar keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde, und ließ einen lauten Ruf vernehmen. Er erwartete, daß Steinbach noch zwei Schüsse tun werde. Dieser aber winkte ihm zu, herabzukommen. Das erregte ein abermaliges Erstaunen.
    „Wie steht es denn mit den letzten beiden Schüssen?“ fragte der alte Kalaf.
    „Die habe ich doch getan.“
    „Nein. Du hast nur dreimal nach dem Stein geschossen. Es bleiben dir also noch zwei Kugeln.“
    „Ich habe fünfmal geschossen. Fünf Schüsse waren ausgemacht, also bin ich fertig.“
    „Allah! So willst du verzichten?“
    „Nein, ich verzichte nicht; ich habe die bestimmte Anzahl Kugeln abgesandt. Tarik hat den Stein viermal getroffen, ich nur dreimal. Das muß doch ein jeder von euch zugeben. Ihr habt es ja gesehen und auch nachgezählt.“
    „So ist Tarik doch der Sieger!“
    „Ja, das ist er.“
    „Herr, das hast du mit Fleiß getan!“
    „Nein, die Vögel machten mich irre. Ich wollte euch zeigen, daß man mit einer solchen Flinte nicht nur Steine trifft, und so habe ich um der beiden Aßafir willen die Königin verloren und auch die Würde des Anführers. Ihr seht, welchen Schaden es bringt, wenn der Mensch zu hitzig und zu voreilig ist. Nehmt euch ein Beispiel an mir und handelt überlegter!“
    Steinbach drängte sich durch den Haufen, der sich um ihn gesammelt hatte, hindurch und ging zu Normann, der noch bei dem Riesen saß. Tarik aber kam ihm eiligst nach, ergriff ihn am Arme und sagte:
    „Herr, du hast doch nur Scherz getrieben?“
    „O nein. Ich pflege niemals aus Scherz daneben zu schießen und mich auslachen zu lassen.“
    „So sollen die beiden Schüsse also wirklich für voll gezählt werden?“
    „Natürlich!“
    „O Allah! So gehört ja Badija mir!“
    „Ist dir das nicht lieb?“
    „Nicht lieb? Herr, so wie mir kann es keinem der Seligen im siebenten Himmel zumute sein. Ich kann es gar nicht glauben, daß du Badija aufgibst, nachdem du um ihretwillen dein Leben gewagt hast.“
    „Um ihretwillen? Nein, sondern um deinetwillen.“
    „Wieso, Herr?“
    „Nun, ich glaubte, daß der Riese dich besiegen würde, und da ich wußte, daß ich ihm überlegen bin, so trat ich an deine Stelle. Ich wollte mir die Königin erkämpfen, um sie dann an dich abzutreten.“
    „Jetzt, jetzt verstehe ich dich! O Allah! Wie soll ich dir jemals danken!“
    „Du bist mir gar keinen Dank schuldig.“
    „Für so einen Großmut! Du trittst mir die schönste der Frauen freiwillig ab!“
    „Lieber Tarik, es gibt noch hunderttausend Weiber, von denen jede einzelne die schönste der Frauen ist, nämlich für denjenigen, der gerade sie und keine andere liebt. Gehe hin und sei glücklich!“
    Da bückte sich

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