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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf den Boden herab. Es war nicht mit dem mindesten Schmuck versehen, den doch sonst die Beduininnen so sehr lieben. Wozu auch? Es bildete ja selbst den herrlichsten Schmuck der Königin der Wüste, und einen Schmuck zu schmücken wäre widersinnig gewesen.
    Bei dem Anblick dieses herrlichen Wesens vergaß der Riese seinen Zorn.
    „Sallam!“ grüßte er. „Allah gebe dir Frieden!“
    „Das wünschest du mir, du?“ fragte sie, den Blick verwundert auf ihn richtend.
    „Ja, ich. Du hörst es ja!“
    „So stimmen deine Wünsche nicht mit deinen Handlungen überein. Von dir ist mir noch nie Friede gekommen. Selbst jetzt erschreckst du meine Dienerin.“
    „Sie ist ein dummes Weib, ein Scheusal –“
    „Scheu – sal –?!“
    Badija richtete ihre Gestalt stolz empor. Der Ton, in dem sie sein Wort wiederholt hatte, war ein eigenartiger, er konnte nicht beschrieben werden; er war nicht scharf, nicht herrisch, aber es war dennoch nicht möglich, ihm zu widerstehen. Selbst Falehd, dieser stolze, eingebildete und rücksichtslose Mann, sah sich durch ihn zu einer Entschuldigung gezwungen:
    „Verzeih! Sie erzürnte mich.“
    „Du verlangst meine Verzeihung und konntest ebensogut selbst ihr verzeihen. Ich glaube, du hast sie erzürnt. Es klingt sogar für einen Helden rühmlich, wenn man von ihm sagt, daß er höflich sei.“
    „Das weiß ich, und ich hoffe, daß du mir Gelegenheit gibst, höflich gegen dich zu sein und auch höflich gegen dich zu bleiben!“
    „Ich gebe niemandem Veranlassung, die Achtung zu vergessen, die man der Frau und der Anführerin schuldig ist. Du hast mir sagen lassen, daß du Notwendiges mit mir zu sprechen habest. Setze dich!“
    Sie deutete auf eine der Decken, die sich gegenüberlagen. Der Riese bückte sich bereits, um ihrer Aufforderung nachzukommen, richtete sich aber unter dem Einfluß eines plötzlichen Gedankens wieder auf.
    „Wirst du dich auch setzen?“ fragte er.
    „Nein. Ich kann dich stehend hören.“
    „So werde auch ich stehend sprechen.“
    „Ich erlaube dir doch, dich zu setzen.“
    „Ich danke dir! Ich würde mich, wenn es mir beliebte, auch ohne deine Erlaubnis setzen; aber ich verzichte darauf. Man könnte dann vielleicht sagen, ich hätte meine Knie vor dir gebeugt. Falehd beugt sich nie.“
    „So bleibe stehen und sprich!“
    Sie legte bei diesen Worten die Arme über der Brust zusammen. Wenn das aber eine Frau tut, so kann man als sicher annehmen, daß sie Energie und festen Willen besitzt. Falehd ließ sein Auge bewundernd über ihre stolze Gestalt gleiten.
    „Kannst du denn nicht erraten, was ich will?“ fragte er und versuchte, seiner Stimme einen weichen Klang zu geben.
    Badija ließ ihren Blick kalt und forschend über seine Gestalt gleiten und antwortete:
    „Ich bin nicht hier, um zu raten, du hast mit mir sprechen wollen, also sprich!“
    „Bei Allah, du tust, als seist du wirklich eine Königin!“
    „Ich weiß, daß ich es nicht bin. Ich dulde nur den Namen, den ihr mir gegeben habt.“
    „Du wirst ihn nicht mehr lange tragen. Jetzt allerdings bist du noch die Beherrscherin des Stammes; aber weißt du nicht, seit welcher Zeit mein Bruder tot ist?“
    „Seit einem Jahr; das weiß jedermann.“
    „Seit einem Jahr, ja. Das Jahr der Trauer ist aber nun vorüber, und wir brauchen dir nicht mehr zu gehorchen.“
    „So gehorcht meinetwegen einer oder einem anderen.“
    „Das werden wir auch. Du aber sollst nach den Gesetzen unseres Stammes das Weib dieses anderen sein.“
    „Muß ich?“
    „Ja, du mußt.“
    „Muß ich wirklich?“
    Bei dieser Wiederholung ihrer Frage klang Badijas Stimme plötzlich schneidend, und ihr Blick richtete sich zornig auf den Sprecher. Er zuckte jedoch nur überlegen die Achseln und schüttelte wie verwundert den Kopf.
    „Natürlich mußt du!“ antwortete er. „Das versteht sich ganz von selbst. Du bist die Angehörige unseres Stammes, und als solche hast du am allerersten die Verpflichtung, die Gesetze desselben zu achten.“
    „Und wenn ich das nicht täte?“
    „Oh, das kann ja gar nicht vorkommen!“
    „Ich sage dir, es kann sogar sehr leicht vorkommen!“
    „So würden wir dich zwingen!“
    Auch Falehd legte jetzt die Arme über der Brust zusammen und lehnte sich hochaufgerichtet an die Mauer, so wie Badija drüben sich angelehnt hatte. So standen sich die beiden drohend gegenüber, sie ein schwaches Weib, und doch so schön, so herrlich, so entzückend, und er, trotz seiner Kraft und Stärke so

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