50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
gewiß!“
„Möge Allah es verhüten.“
„Du bist ein Weib. Was verstehst du von diesen Dingen! Das ist Männersache!“
„Vielleicht verstehe ich ebensoviel davon wie du! Der Sultan der Russen ist nie der Freund des Sultans von Stambul gewesen. Wenn sich die Gesandten dieser beiden Herrscher hier bei uns befinden, so spielt wenigstens einer dieser Gesandten eine falsche Rolle. Übrigens glaube ich nicht, daß diese zwei hier sind.“
„Sie sind allerdings hier!“
„Dann müßte ich es ebensogut wissen.“
„Du vergißt immer, daß du ein Weib bist!“
„Ich werde dir zeigen, daß ich auch Mann sein kann! Du wirst es heute in der Versammlung erfahren.“
„Ah! Willst du vielleicht auch kommen?“
„Ja.“
„Ich hindere dich keineswegs daran; du wirst nur Zeuge meines Sieges sein. In vier Tagen bist du meine Frau, mein Eigentum. Daran kann kein Mensch etwas ändern.“
„Wenn kein anderer, so doch ich selbst!“
„Du wirst und mußt dich fügen! Ich will dich besitzen, und so werde ich dich besitzen.“
„Es wäre mein Tod oder der deinige!“
„Du träumst wieder! Was wolltest du tun? Könntest du es mir zum Beispiel verwehren, wenn ich dich jetzt hier umarmen wollte?“
„Ja!“
„Du träumst wirklich!“
„So ersiehst du daraus, daß es mir selbst im Traum nicht einfallen würde, mich von dir berühren zu lassen!“
„Und im Wachen wohl noch viel weniger?“
„Ja!“
Falehd war ihr einen Schritt nähergetreten. Seine Augen glühten. Er hatte sie stets nur in der Umhüllung des Mantels, nie aber so wie jetzt gesehen. Daher fühlte er den Eindruck ihrer Schönheit in seiner unwiderstehlichen Stärke und hatte wirklich die Absicht, ihr seine Liebkosung aufzuzwingen.
Badija sah dies, aber obwohl sie erbleichte, so wich sie dennoch nicht von der Stelle, auf der sie stand. So bohrten sich ihre Blicke ineinander.
„Mir, mir wolltest du widerstehen?“ zischte er.
„Ich fürchte dich nicht, obgleich deine Liebe noch entsetzlicher ist als dein Zorn und deine Feindschaft.“
„So sage ich dir, daß ich dich jetzt küssen werde!“
„Das wäre eine Beleidigung des ganzen Stammes. Ich bin die Witwe des Scheiks und gehöre noch keinem anderen!“
„Was schere ich mich um den Stamm!“
„Die Beleidigung würde auch augenblicklich gerächt werden.“
„Das wollen wir sehen! Komm in meine Arme!“
Falehd öffnete wirklich die Arme und trat auf sie zu.
Da rief sie ihm zu:
„Zurück, Elender!“
Und das klang so befehlend, so unerschrocken, daß er unwillkürlich einen Schritt zurückwich und sie mit Erstaunen betrachtete. Dann aber sagte er lachend:
„Das, was du hier tust, soll man bei den Ungläubigen tun, wenn sie Theater spielen, wie ich gehört habe. Hier aber ist nicht der Ort dazu. Ich habe Lust, dich zu küssen, und ich möchte den Menschen sehen, dem es einfallen könnte, mich daran zu hindern!“
„Ich habe meine Leibwache.“
„Diese Kerle hocken draußen auf der Treppe. Oder meinst du, daß ich mich vor ihrem Anführer fürchten würde? Er könnte hier stehen, und doch würde ich dich umarmen und küssen.“
„Versuche es!“
„Wohlan, sogleich!“
Falehd erhob beide Arme, sie zu umfangen. Da wies Badija nach dem Eingang.
Dort war der Lauf einer Flinte gerade auf Falehd gerichtet. Den Besitzer des Gewehres aber konnte man nicht sehen, da derselbe im Dunkel stand, wohin der Lampenschein nicht drang.
„Hölle und Teufel!“ rief der Riese aus und trat schnell so weit zurück, daß er aus der Schußlinie kam.
„Nun, so küsse mich doch!“
„Wer ist der Kerl, der das wagt?“
„Sieh ihn dir nur an!“
„Etwa gar Tarik? Allah verdamme ihn!“
Falehd ging. Draußen am Tor blieb er stehen. Neben demselben lehnte, wie vorher, Tarik neben seinem Gewehre und tat, gleichgültig in die Ferne blickend, als ob er den Riesen nicht bemerke.
„Bist du von hier fortgewesen?“ fragte dieser.
„Wie darf ich meinen Posten verlassen?“ antwortete der Gefragte mit gutgespieltem Erstaunen.
„Du warst nicht da drin?“
„Ich? Ich denke, du bist dringewesen!“
„Höre, Jüngling, meine nicht etwa, daß du mit mir scherzen darfst! Ich frage dich, ob du dagewesen bist, wo auch ich mich befand!“
„Ich brauche dir nicht zu antworten. Aber da du denken könntest, daß ich mich vor dir fürchte, will ich dir sagen, daß ich drinnen war.“
„Allah! Du hast auf mich gezielt?“
„Ja.“
„Du? Du? Hättest du geschossen?“
„Meine Kugel hätte
Weitere Kostenlose Bücher