50 Sachwerte, die Sie gut schlafen lassen
mittlerweile sogar ein Buch veröffentlicht hat. Seine Frau Marianne bekam diesen Eierbecher aus Porzellan vor gut 25 Jahren geschenkt. Über das Motiv mag man geteilter Meinung sein: Es zeigt zwei tanzende Hasen. So etwas würde heute allenfalls noch für die Tischdekoration am Ostersonntag durchgehen. Bei Manfred und Marianne Haack begann mit diesem Eierbecher jedoch der Aufbau einer umfassenden Kollektion, die heute rund 1000 Exemplare umfasst und, wie der Berliner Sammler versichert, »durchaus museumswürdig ist«. In aller Welt sucht Manfred Haack nach alten Eierbechern aus Porzellan. Für manche seltenen Stücke muss man mittlerweile schon tief in die Tasche greifen. Ein englischer Eierbecher von Worcester Flight and Barr mit eingraviertem »B« und dem handgemalten Dekor »Music pattern« aus dem zu Ende gehenden 18. Jahrhundert kostet derzeit rund 1.200 Euro, sofern ein solch seltenes Exemplar überhaupt noch auf den Sammlermarkt kommt.
Eier stehen oft symbolhaft für Geld und Wohlstand. Wer »viele Eier« hat, gehört umgangssprachlich zu den reichen Zeitgenossen. Und in den Siebzigerjahren wurde mit dem Slogan »Das Huhn, das goldene Eier legt« für Pfandbriefe geworben. Porzellan wiederum wird oft als »weißes Gold« bezeichnet. Vor rund zwei Jahren erzielte Christie’s bei einer Porzellanauktion neue Rekorde. Vor allem bei seltenen Sammelstücken aus den Manufakturen Meissen und Sèvres fiel der Hammer des Auktionators erst bei fünf- oder gar sechsstelligen Preisen.
Natürlich stellten diese beiden Manufakturen auch Eierbecher her, die heute zu den wertvollsten Exemplaren gehören. Dennoch empfiehlt Sammler Manfred Haack eine gesunde Portion Realismus: »Wer gleich an Wertsteigerung denkt, sollte statt eines barocken Porzellanstücks lieber Aktien ins Portefeuille legen.« Für Eierbecher gebe es keine Markt-, sondern nur Liebhaberpreise. Und die liefen mitunter auf ein Glücksspiel hinaus, berichtet der Experte aus eigener Erfahrung.
Aber immerhin: Mancher Sammler hatte Glück und darf sich heute über eine beachtliche Wertsteigerung freuen. »Die Preise für sehr seltene alte Porzellan-Eierbecher haben sich als Folge der enormen Verknappung seit den 1980er-Jahren verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht«, weiß Manfred Haack. Welche Eierbecher versprechen auch künftig steigende Preise? Welche Kriterien machen sie als Investment interessant? Nicht infrage kommen die einfachen Souvenir-Eierbecher mit bunten Abziehbildchen mit Motiven vom Urlaubsort, die früher auf den Tischen der Frühstückspensionen standen und heute nur ein paar Euro wert sind. Daneben gibt es aber die antiken Stücke von großen Manufakturen wie Meissen, Sèvres, KPM Berlin, Rosenthal oder Royal Copenhagen. Sie spiegeln in ihren Formen und Dekoren die Kunststile der jeweiligen Zeit wider – vom Rokoko und Klassizismus bis hin zum Jugendstil und Art Deco.
Ein wichtiges Kriterium für das Wertsteigerungspotenzial ist das Alter. Eierbecher aus der Zeit zwischen 1930 und 1950 eignen sich – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kaum als Wertanlage. Interessant erscheinen hingegen Exemplare aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Zum Beispiel Meissner Eierbecher mit handgemalten Watteau-Szenen. Dabei handelt es sich um ein in der Porzellanmalerei des 18. Jahrhunderts populäres Motiv mit Liebesszenen, benannt nach dem französischen Maler Jean-Antoine Watteau. Für einen solchen Eierbecher muss der Sammler heute zwischen 200 und 260 Euro zahlen.
»Sehr selten sind ferner die Eierbecher von F. A. Schumann in Moabit«, erläutert Manfred Haack. Für das Exemplar mit stilisiertem Huhn und Küken auf lilafarbenem Fond muss man mit einem Preis zwischen 180 und 220 Euro rechnen. Noch wertvoller sind die Eierbecher aus der französischen Manufaktur Sèvres. Ein Exemplar in Napfform mit handgemaltem Blumendekor der Künstler Pierre-Théodore Buteux und Théodore-Raphael Marcou sowie beidseitig goldener Zahnkante an der Lippe schlägt heute mit 600 bis 750 Euro zu Buche.
Etwas kurios, aber allemal kostbar sind die Doppeleierbecher, wie sie zunächst in Meißen gefertigt wurden. Sie bestehen aus einem runden Eierbecher, in dem das Ei in gewohnter Weise in aufrechter Position gehalten wird, und einem Becher für liegende Eier. Man dreht das gute Stück also einfach um und hat je nach Bedarf einen runden oder ovalen Becher. Im 18. Jahrhundert wurden solche Doppeleierbecher auch in China gefertigt. Das Objekt von Ching-te Chen aus dem 18.
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