50 - Schatten über Kregen
tun, das werde ich bestimmt tun.«
»Dieser haarige Kerl ist Darham.«
Und so nahm das Pappattu seinen Lauf, Lahals wurden ausgetauscht, und die Neeshargs liefen auf unsere dunkle Deckung zu.
Delia blieb gerade noch genug Zeit für eine Frage, die sie mit einer aufreizenden Betonung stellte. »Und wer bist du?«
Natürlich! Diese gefahrbeladenen Augenblicke brachten mich wirklich durcheinander. »Nath der Hammer, wenn es dir gefällt, meine Dame.«
Dann stand ich auf, ließ das Shankschwert durch die Luft sausen und stellte mich den Neeshargs.
Sie waren, was sie nun einmal waren. Als tödliche Mordmaschinen ohne Mitleid oder Gewissen kreischten sie irgendwelchen Unsinn und griffen an.
Ihre flachen Gesichter mit den starrenden Augen und dem lippenlosen breiten Mund drückten kein anderes Gefühl als die Freude am Töten aus. Klingen kreuzten sich! Sie waren gut – ich würde nicht so weit gehen und sagen, daß sie besonders gut waren, schließlich handelte es sich bei ihnen um Fußsoldaten ohne die besonderen Fähigkeiten, über die zweifellos ihre Kommandanten verfügten. Ich beschäftigte die Klingen der beiden, ohne den Versuch zu unternehmen, sie zurückzudrängen. Je weniger Aufmerksamkeit wir erregten, desto besser.
Der Linke wollte mich aufspießen. Eine schnelle Abwehr, eine Riposte, und das geliehene Schwert durchschnitt seine Kehle. Ich fuhr herum, halb geduckt, bereit für den nächsten Angreifer. Die Mühe hätte ich mir sparen können.
Ein dumpfer Schlag ertönte. Darham trat zurück. Er sah zufrieden aus. In der Hand hielt er eine Holzplanke, die er aus der Wand des Lagerhauses gerissen hatte. Der Sharg sank in sich zusammen und stürzte lautlos zu Boden.
»Gut gemacht, Kühner«, sagte ich.
»Ha! Es war ein guter Schlag – das muß ich sagen!«
Jetzt hatten wir mehr Waffen, die wir unserem Arsenal hinzufügen konnten.
Clandi starrte Delia ständig an und schaute wieder zur Seite. Ich nahm einmal an, daß er sich nicht sicher war, ob es sich bei ihr tatsächlich um Delia handelte, die Herrscherin von Paz. Denn wie sollte sie hierherkommen? Und, im Namen Opaz', aus welchem Grund? Doch er mußte sie irgendwann einmal gesehen haben, vermutlich in Vondium. Wo es keine Berichterstattung durch irgendwelche Medien gibt, bekommt das einfache Volk Könige und Königinnen nur selten zu Gesicht. Obwohl ich das einerseits bedauerte, ist es doch sehr praktisch, wenn diese Mächtigen und Noblen dann auf Kregen ins Abenteuer ziehen.
Zuversichtlich, daß er mich nicht erkannt oder mich vorher noch nie gesehen hatte, konnte ich mich auf die unmittelbaren nächsten Schritte konzentrieren. Ich brannte vor Verlangen, Delia in die Arme zu schließen und ihre Geschichte zu erfahren, doch das mußte warten.
»Am besten wir verschwinden«, sagte Darham. »Ich meine, diese Vo'drin ist groß genug, um sich darauf zu verstecken – bis wir einen Voller stehlen können.«
Der Weyver, der uns hergebracht hatte, stieg in die Luft. Nur wenige Sklaven hatten es an Bord geschafft; die nun gestrandete Mehrheit floh kopflos in alle Richtungen, verfolgt von Shargs, die blind vor Mordlust waren. Ein paar kamen auf die Schatten zu, in denen wir uns versteckten.
»Zeit zum Aufbruch!« verkündete Delia scharf. Clandi zuckte zusammen und sprang auf.
Welche Geschichte wir beide uns einfallen lassen sollten, um ihre Anwesenheit hier zu erklären – ein weiblicher bekleideter Basich, und dann auch noch bewaffnet –, wußte ich auch noch nicht. Delia würde sich schon etwas einfallen lassen, da bestand für mich kein Zweifel, bei Vox!
Wir ließen die Lagerhäuser hinter uns. Der übelkeiterregende Gefechtslärm hallte noch immer durch die Nacht. Reihen von Pasham-Büschen führten in die Wälder. Diese Richtung schlugen wir ein, in aller nötigen Eile, dennoch verstohlen.
»Dieser Darham mit seinem Knüppel ist recht brauchbar, nicht wahr?«
»Oh, aye, meine Dame. Zweifellos, wie der alte Hieb-und-Stich sagen würde. Stell dir die beiden Seite an Seite vor – eine Vorstellung zum Fürchten, nicht wahr?«
Und Delia lachte.
Wir ließen den Rand der fliegenden Insel hinter uns zurück. Der Kampflärm verebbte. Vor uns warteten steile Berge mit spitzen Gipfeln und dazwischenliegenden engen Tälern. Alles war üppig bewachsen. Tief in der Volgendrin gab es gewaltige Wasserspeicher, die ständig vom Regen aufgefüllt wurden und die Brunnen und Flüsse speisten. An Wasser würde es uns bestimmt nicht mangeln. Doch was die
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