50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
wahrscheinlich ebenso im Arsch wie ich. Vielleicht sogar noch mehr.
»Du siehst unglaublich aus!«, rufe ich ihm über die laute Menge und den Robyn-Remix zu. Josh kommt mit unseren Getränken.
»Bitte sehr. Ich hab uns Wodka Soda besorgt.« Aus den Augenwinkeln nimmt er Matty in seiner lächerlichen Aufmachung wahr. »Oh, hallo, Matty. Ich muss mal gerade auf Toilette.«
Matty sieht zu, wie Josh weggeht, dann wendet er sich mir zu und flüstert: »Der will dich.« Ich bin erleichtert, dass er sich nicht darüber beschwert, dass Josh ihm keine Komplimente für sein Outfit gemacht hat.
»Das kannst du nicht wissen«, antworte ich und nehme einen Schluck von dem extrem starken Drink. Ich habe recht, er kann das nicht wissen, allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass er wahrscheinlich richtig liegt.
»Oh, bitte. Er stiert dich immer wie ein trauriges Hündchen an. Oder schlimmer noch – wie eine alleinstehende Frau Mitte dreißig. Und wie oft hat er dich schon zum Essen eingeladen?«
Matty liegt gar nicht so daneben. Josh versucht seit Monaten, mich einzuladen, aber ich habe bislang immer eine gute Ausrede gehabt: krank, Arbeit, Besuch, Gina Gershon im Fernsehen. Aber jetzt bin ich mit ihm unterwegs, und eine Sekunde lang frage ich mich, ob das alles nur ein raffinierter Plan ist, um mich betrunken zu machen und dann abzuschleppen. Genau in diesem Moment kommt Josh zurück und hat drei Schnapsgläser mit Tequila bei sich, was mein Misstrauen nicht gerade senkt.
»Prost!«, ruft er und stößt mit Matty an.
»Ich kann keinen Schnaps trinken. Das ist zu heftig für mich.« Matty weiß das. Beide wissen das. Sie haben schon gesehen, wie es mir ergangen ist, wenn ich Schnaps getrunken habe. Dann mache ich Sachen wie in anderer Leute Auto aufwachen und drei Tage am Stück kotzen, während ich mir in der Glotze die Live-Übertragung von einem Marathon auf Long Island ansehe. Ehe ich weiter protestieren kann, gießt mir Matty den Schnaps einfach in den Rachen. Gut, ich habe mich nicht sonderlich gewehrt. Der Geschmack lässt mich würgen, und es dauert nicht lange, bis ich betrunken bin.
Ich bin definitiv lockerer geworden, fühle mich aber immer noch total unwohl, und jetzt wird mir auch noch schwindlig. Anfangs habe ich noch aufgepasst, wie viel ich trinke, aber jetzt, ungefähr eine Stunde später, kann ich mich kaum noch erinnern, wie ich überhaupt hergekommen bin. Was habe ich getrunken? Zwei Wodka Soda und einen Schnaps? Oder waren es drei?
In Schwulenbars vergeht die Zeit auf merkwürdige Weise. Es ist wie in Alice im Wunderland , nur dass es mehr als eine Herzkönigin gibt und dass kein Tee getrunken wird. Josh fordert mich zum Tanzen auf und zerrt mich auf die Tanzfläche, ohne meine Entscheidung abzuwarten. Ich hasse es, in der Öffentlichkeit zu tanzen – es gibt keine Chance, dabei nicht lächerlich auszusehen. Das gilt besonders für mich: Ich bin über eins achtzig groß, und wenn ich tanze, komme ich mir vor wie diese Monsterkrake, die im Popeye -Film Shelley Duvall angreift.
»Wenn ich weitertanzen soll«, lalle ich, »brauche ich noch was zu trinken.«
Wenn es zuvor noch einen Zweifel gegeben hat, dann ist er jetzt ausgeräumt – ich bin hundertprozentig, durch und durch betrunken. So betrunken, dass ich sogar alleine weitertanze, während ich auf Josh warte. Ich fange an zu kichern, als ich ihn an der Bar anstehen sehe. Er erwidert meinen Blick, winkt und lächelt. Ich könnte mich auf Josh einlassen, denke ich. Ich stelle ihn mir ohne Hemd vor, und das ergibt kein übles Bild. Er ist groß und schön braun. Mit seinen langen blonden Haaren sieht er aus wie ein sexy Surfer aus Malibu. Die meisten würden Josh scharf finden, aber mir ist er einfach zu vertraut. Ich sehe ihn nicht in diesem Licht, denke ich, aber … könnte ich das?
Ich trinke meinen Wodka Soda in einem Zug, aber egal wie viel ich auch trinke, ich kriege Taylor einfach nicht aus dem Sinn. Da fällt mir ein, dass auf diesem Zettel in meiner Tasche ja Taylors Nummer steht.
Ich gebe zu, dass ich betrunken nicht gerade die besten Entscheidungen fälle, aber wer tut das schon? Als ich das letzte Mal bloß eine Margarita trank, ersteigerte ich mir auf eBay ein ziemlich teures Oprah-Winfrey-Sweatshirt. Man sollte mich also im jetzigen Zustand von jeder Entscheidung ganz weit fernhalten, egal ob groß oder klein.
Was nun kommt, ist ohne jeden Zweifel eine sehr schlechte Entscheidung. Ich bahne mir einen Weg durch die Menge
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