50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
sein wird.«
»Keiner von uns weiß, warum er mir die Platte geschenkt hat«, sage ich. »Und keiner von uns sollte mit irgendwem darüber reden. Kein Sterbenswörtchen. Hast du mich verstanden?« Ich sehe Matty an, wie ich es immer tue, wenn ich es ernst meine – eine Mischung aus tiefer Nachdenklichkeit und den Blicken, die Whoopi Goldberg Barbara Walters zuwirft, wenn die bei The View etwas Dummes sagt. Ich reiße ihm den Zettel aus der Hand und stecke ihn mir in die Tasche. »Wenn irgendwas davon im Star Report oder auf Twitter oder irgendwo sonst landet, dann werde ich dich umbringen, im Ernst.« Ich sage das so gebieterisch, wie ich nur kann. Da fällt mir ein, dass ich zu spät zur Arbeit komme, und sämtliche Allmachtsfantasien lösen sich auf, als ich davoneile, um irgendwelchen Fremden Thunfischtartar zu servieren.
•
Beim Aushilfskellnern kann man wenigstens die Gedanken schweifen lassen. Man kann die Gäste nur so und so oft fragen, ob sie noch ein Häppchen möchten, ehe man anfängt, in Gedanken Einkaufslisten zu schreiben oder die Wunschbesetzung für eine Filmversion von The Real Housewives of Beverly Hills zusammenzustellen. (Laura Dern als Kim Richards.) Heute allerdings drehen meine Gedanken sich nur um eins: Taylor Grayson.
Sein Zettel brennt mir ein Loch in die Tasche. Ich muss ständig daran denken. Soll ich ihn anrufen? Das geht nicht. Was soll ich denn sagen? Vielen Dank für die Platte, aber ich kann sie nicht annehmen? Ach so, P.S., bist du insgeheim schwul? Und P.P.S., ich hatte einen feuchten Traum mit dir/woher kennst du Joni Mitchell?
Aber was, wenn Matty recht hat? Was, wenn Taylor Grayson mich ›so richtig‹ mag? Dieser Gedanke hält ganze fünf Sekunden vor, ehe ich mich wieder der Wirklichkeit stelle. Nein, das ist unmöglich. Er ist einfach nur äußerst höflich, aufmerksam und sexy. Sehr, sehr sexy. Meine Gedanken schweifen zu seinem Haar, das ihm so perfekt in die Stirn fällt, und zu seinen Hosen, die sich eng um seine Hüften und seinen Schritt schmiegen. Zu der Art, wie er nur ganz leicht die Lippen spitzt, wie zwei kleine, weiche Schaumstoffkissen.
Ich versuche krampfhaft, an etwas anderes zu denken: an die Wäsche, die noch gemacht werden muss, an Laura Dern als Kim Richards, an das, was ich auf dem Heimweg noch einkaufen muss, ich habe keine Seife mehr … denk an die Seife. Aber irgendwie führt mich jeder Gedanke zurück zu Taylor. Seife: Ich stelle ihn mir unter der Dusche vor … seinen gebräunten, muskulösen Körper in weißen Seifenschaum gehüllt, wie weich seine Haut sich anfühlt … wie ich seine nasse, heiße Haut mit der Seife einreibe …
»Hey, alles in Ordnung bei dir?« Josh reißt mich zurück in die Wirklichkeit. »Du starrst schon seit fünf Minuten ins Leere.«
Mit Josh habe ich mich bei unseren zahllosen gemeinsamen Schichten angefreundet. Josh ist ein aufstrebender Schauspieler, und ich vermute, dass er mal ziemlich erfolgreich sein wird. Er hat ein hübsches Gesicht, echt schöne, lange blonde Haare, und nach der Aufführung von Proof in einem Theater in Santa Monica zu urteilen, die ich mir mit Matty ansah, ist er auch ein toller Schauspieler. Außerdem ist er total nett; er gehört zu denen, die Suppe vorbeibringen, wenn man auf Facebook schreibt, dass man krank ist.
Josh ist einer der wenigen Typen, mit denen ich mich – wenn ich nicht Tonnen von emotionalem Schrott mit mir herumschleppen würde – verabreden könnte. Er wäre sicher ein guter Fang, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich in sein Beuteschema passe.
»Ja, alles in Ordnung. Ich muss nur gerade … über vieles nachdenken«, sage ich zu ihm, und das ist nicht gelogen.
»Das tut mir leid. Worum geht’s denn?«
»Ach, hat mit der Arbeit zu tun.« Das ist allerdings gelogen.
»Ich sag dir was, ich will mit ein paar Kumpels nach der Arbeit was trinken gehen. Du solltest mitkommen und mal Dampf ablassen.«
Ich bin nicht der Typ für Partys oder Bars oder sonstige Orte, wo es laut und voll ist. Ich ziehe mein gemütliches Sofa und einen Becher Frozen Yogurt einer lauten Disco und einem Wodka Tonic vor. Matty geht drei oder vier Mal die Woche aus, aber feiern gehen ist einfach nicht mein Ding. Ich bleibe lieber zu Hause und mache mir eine Tasse Tee.
»Komm schon. Du gehst nie mit. Ich bestehe darauf. Damit du mal auf andere Gedanken kommst«, sagt Josh und schiebt sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr.
Vielleicht hat er recht, vielleicht muss ich einfach mal eine
Weitere Kostenlose Bücher