50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
stehen in dem Vorzimmer und küssen uns, und ich will, dass die Zeit stehen bleibt. Ich will aus meinem Körper treten und uns beide beobachten wie eine Szene aus einem seiner Filme. Dieser wunderschöne Mann hält mein Gesicht so zärtlich und küsst mich, wie mich noch niemand geküsst hat. Nur ich und Taylor Grayson. Halb nackt. Im ›Roosevelt Hotel‹ in Hollywood. An keinem Ort der Welt wäre ich jetzt lieber.
Er zieht sich zurück, grinst wieder. »Willst du morgen Abend mit mir essen?«
Ich tue so, als müsste ich erst darüber nachdenken, als müsste ich erst in einen fiktiven Kalender voller fiktiver Verabredungen und Termine schauen. »Ja, gerne.« Ich atme tief durch. »Sehr, sehr gerne.«
Ich kann gar nicht beschreiben, wie gerne.
12
Die nächsten vierundzwanzig Stunden verstreichen im Schneckentempo. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind an Weihnachten, das verzweifelt darauf wartet, endlich die Geschenke öffnen zu dürfen. Klingt ziemlich gruselig, oder? Außerdem ist das hier besser als Weihnachten, es ist ein, nun, ein Nicht-Rendezvous mit Taylor Grayson, der mir vor zwölf Stunden die Zunge in den Hals gesteckt hat. Mit anderen Worten: es sind schwule Weihnachten.
Allerdings muss ich erst Matty unter die Augen treten.
Matty ist zu Hause und macht das, was alle machen, die einen Kater haben: Er sieht sich Here Comes Honey Boo Boo an und isst Omelette. Ich kann den Fernseher hören, noch ehe ich die Tür öffne. Mir graut vor seinen Fragen, weil ich ihm nichts zu berichten habe. Gut, ich hätte etwas zu berichten, aber ich habe Taylor versprochen, kein Wort zu sagen, und dieses Versprechen werde ich halten.
»Na, wen haben wir denn da?« Matty stellt den Fernseher auf Pause. »Ich will alles wissen. Ach, und übrigens bin ich ziemlich sauer auf dich, weil du einfach so verschwunden bist.«
Ich gebe eine Erklärung, oder besser eine gelogene Erklärung ab.
»Ich war viel zu betrunken. Ihr wisst, dass ich keinen Schnaps vertrage. Ich musste da raus, sonst hätte ich mich noch vor allen übergeben.«
Matty verdreht die Augen und stellt den Fernseher stumm.
»Josh hat ungefähr fünftausendmal angerufen.«
Josh. Den habe ich schon wieder völlig vergessen. Hat er Taylor gesehen? Hat er irgendwas gesagt? Vielleicht, aber selbst wenn: Er war so betrunken, dass niemand ihm ein Wort geglaubt haben dürfte.
»Er will sich bei dir entschuldigen, dass er dir so auf die Pelle gerückt ist«, erklärt Matty, aber ich bin nicht in der Lage, mich damit auseinanderzusetzen. Ich weiß, dass Josh betrunken war, dass er ein guter Kerl ist, dass er mir nie absichtlich wehtun würde. Josh gehört zu der Art Mensch, die bei der bloßen Vorstellung, jemandes Gefühle zu verletzen, am Boden zerstört wäre … aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist, eine Schlaftablette zu organisieren und etwas zu schlafen, bis es Zeit ist, Taylor wiederzusehen. Aber ehe ich das Zimmer verlassen kann, sagt Matty mir, er sei verliebt.
»Es war wie im Märchen, ehrlich. Er heißt Dan, und ich glaube nicht, dass ich je so etwas empfunden habe, Alex. Es war magisch.«
Matty war in den Jahren, die wir zusammen hier wohnen, bestimmt schon fünfzigmal verliebt. Wäre Mattys Liebe ein Popstar, dann wäre sie Celine Dion: Man meint, sie hätte schon alle Möglichkeiten erschöpft, aber irgendwie macht sie immer weiter. Manchmal wünschte ich, etwas mehr wie Matty zu sein und mich von jetzt auf gleich verlieben zu können.
»Und was ist mit dir? Wurdest du … flachgelegt?« Matty scheint es wichtiger als mir zu sein, dass ich flachgelegt werde, und das spricht Bände, weil ich momentan an nichts anderes denken kann als flachgelegt zu werden.
»Nein, Matty, ich war ein braves Mädchen.«
Ich gehe in mein Zimmer, und ehe ich die Tür schließen kann, ruft er mir hinterher: »Dein neues Shirt ist nett!«
Matty, die Miss Marple der One-Night-Stands.
•
Ich stehe vor meinem Apartmentgebäude und warte auf Taylors Wagen. Zu meinem Glück ist Matty mit besagtem Dan ausgegangen. Schon wieder. Sie kennen sich zwar erst seit vierundzwanzig Stunden, haben in diesem kurzen Zeitraum aber schon mindestens viermal Sex gehabt (zumindest habe ich sie viermal dabei gehört), sich zweimal getrennt, einmal »Ich liebe dich« gesagt und darüber gesprochen, sich einen Hund zuzulegen, sich aber letztlich dagegen entschieden.
Ich trage meine niedliche Jeans. Ich habe vier Paar Jeans, und die sind alle nicht schlecht, aber das hier ist
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