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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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naheliegenden Vergleich beweisen?“
    „Ich bitte!“
    „Befühlt einmal seinen Schnabel, wie hart er ist. Und nehmt dagegen Eure Lippen, Euren Mund, wie weich, wie voll, wie warm, wie herrlich gezeichnet, wie – mit einem Wort köstlich!“
    Er neigte sich ein wenig näher, wie um ihren Mund genauer zu betrachten, hob aber den Kopf sofort wieder empor und sagte:
    „Da seht, jetzt bekommt Papchen einen argen Anfall von Nervosität. Es ist kein Irrtum möglich, es sind die Nerven.“
    Almy aber wußte sehr genau, daß sie es war, die zitterte. Warum brachte er diesen Vergleich vor? Warum beschrieb er ihre Lippen, ihren Mund so genau? War das wirklich notwendig? Zur Erläuterung ja! Gelehrte Männer gehen ja stets so gründlich vor. Wie gut, daß es so glücklich vorübergegangen war. Einen Augenblick lang hatte sie gefürchtet, er werde nun auch seinen Mund mit dem ihren vergleichen, etwa welcher von beiden wärmer sei! Damit er ja nicht auf diesen Gedanken kommen möge, legte sie ihm eine sehr geschickte, therapeutische Schlinge:
    „Welches Mittel könnte da wohl helfen?“
    „Um dies zu wissen, muß man die Ursache des Übels kennen. Die Nerven pflegen von gewissen Aufregungen angegriffen und geschwächt zu werden. Hat es dergleichen gegeben?“
    „Ja, sehr oft!“
    „Welcher Art?“
    „Papchen konnte partout Monsieur Leflor nicht ersehen. Er geriet, sooft er ihn erblickte, in eine gewaltige Aufregung.“
    „Ah! Ist es das! Da wird also auf Hilfe für das arme Tier verzichtet werden müssen.“
    „Wieso?“
    „Man kann doch eines Vogels wegen nicht einem Hausfreund die Tür weisen!“
    „Warum nicht? Papchen ist mir doch lieber als der Nachbar.“
    „Möglich. Aber Ihr werdet trotzdem nicht unhöflich gegen letzteren sein dürfen.“
    „Ich werde es sein, wenn ich den armen Vogel dadurch zu retten vermag.“
    „Aber Pa? Was wird er dazu sagen?“
    „Er wird mir beistimmen!“
    „Das ist kaum zu glauben!“
    Es war ein eigentümlich tiefer Blick, den Adler ihr jetzt in das Auge senkte. Sie fühlte diesen Blick auf dem tiefsten Grund ihres Herzens. Da taute, da grünte, knospte und blühte es mit einem Mal so, daß sie gar nicht anders konnte, sie mußte es ihm sagen:
    „Leflor kommt überhaupt gar nicht wieder.“
    Adler fuhr zurück, aber vor freudiger Überraschung. Es entfuhr ihm:
    „Gott sei Dank! Wirklich? Wirklich?“
    „Ja. Ich habe es ihm vorhin gesagt.“
    „Und Euer Vater?“
    „War dabei und gab mir recht.“
    „Es geschah also wegen des Papageis?“
    Es zuckte ihm dabei so eigenartig um den Mund, fast wie ein wenig Impertinenz. Das mußte bestraft werden, und zwar sofort. Darum antwortete sie:
    „Ja, nur des Papageis wegen.“
    Sofort veränderte sich Adlers Gesicht. Er bog sich zu ihr nieder und fragte:
    „Nur?“
    Es war nur diese einzige Silbe, aber es lag eine ganze Welt voll Liebe und noch anderes darin, vielleicht sogar Angst. Das tat ihr weh. Sie durfte doch nicht gar so hart mit ihm verfahren, darum antwortete sie:
    „Ja, nur des Papageis wegen, und das war eben Leflor.“
    „Ah – so –!“
    „Ja. Er schwatzte zuviel.“
    „Wirklich?“
    „Und zwar recht schlimme Unwahrheiten.“
    „Der böse Mensch! Auf wen bezogen sich denn wohl diese Unwahrheiten?“
    „Auf mich und –“
    „Und –?“
    „Und ihn.“
    Sie war wieder glühend rot geworden. Er aber fragte trotzdem weiter:
    „Das verstehe ich nicht. Was hat er gesagt?“
    „Er hat gesagt, daß – daß – daß – mein Gott, Ihr wißt es ja selbst auch!“
    „Ich?“
    „Ja. Er hat es Euch heute gesagt, draußen im Garten, und Ihr habt ihm dafür auch gleich die wohlverdiente Strafe gegeben.“
    „Also das, das ist es! Und es war Lüge?“
    „Habt Ihr es etwa geglaubt?“
    Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.
    „Nein!“ antwortete er. „Ich habe ihn ja auch sogleich einen Lügner genannt.“
    „Das war sehr recht. Er aber wird sich dafür rächen, Monsieur Adler.“
    „Ich fürchte ihn ganz und gar nicht. Es steht also zu erwarten, daß er nicht wiederkommt?“
    „Es steht nicht nur zu erwarten, sondern es ist ganz und gar gewiß. Ist Euch das unlieb?“
    „Mir ist es im Gegenteil sehr lieb, besonders um des guten Papchens willen, das nun ganz sicher wieder gesund werden wird.“
    „Nur seinetwegen?“
    „Ja. Sonst ist Leflor mir ja völlig gleichgültig.“
    Sie fühlte es heraus, daß er sie jetzt strafen wollte, denn sie hatte ihm vorher gerade so auch geantwortet. Es flog wie ein Hauch

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