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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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oft bewundert. Jetzt wissen Sie sogar, was ein Papagei –“
    Almy hielt ganz erschrocken inne und wurde blutrot. Welch eine Blamage! Sie hatte sagen wollen:
    „Jetzt wissen Sie sogar, was ein Papagei ist!“
    Was mußte er von ihr denken! Sie schlug die Wimpern nieder. Es war, als ob ihr der Blick am Boden festgebunden sei. Sie fühlte, daß sie im nächsten Augenblick weinen werde. Da ertönte seine milde, ruhige Stimme:
    „Was ein Papagei für Krankheiten haben kann? Ja, das weiß ich. Befindet sich der Eurige vielleicht unwohl, Miß Almy?“
    Ihre Wimpern flogen in die Höhe, und es traf ihn ein großer, langer Blick dankbarster Freude. Er hatte ihr ja doch die demütigenden Tränen erspart.
    „Leider ja“, antwortete sie. „Ich mache mir recht große Sorgen um das liebe Tierchen.“
    Und dabei sah sie wirklich so sorgenvoll aus, als ob sie vor lauter Bedrängnis fast weinen möchte. Sie hatte gar nicht die mindeste Ahnung, wie unendlich reizend ihr das stand, wie unwiderstehlich das wirkte. Adler hätte anbetend vor ihr niederknien mögen.
    „Darf ich an diesen Sorgen mit teilnehmen?“ fragte er in bittendem Ton.
    „Ach, wenn Ihr wolltet!“ seufzte sie erleichtert.
    „Wie gern, wie sehr gern!“
    „Könntet Ihr denn helfen, Monsieur?“
    „Ich hoffe es, Miß Almy.“
    „Soll ich ihn einmal hereinholen?“
    „Ja. Ich bitte darum!“
    Almy ging. Aber draußen angekommen, griff sie nicht sofort nach dem Vogel, sondern legte sich zunächst beide Händchen beruhigend auf den wogenden Busen und flüsterte:
    „O Gott! Er ist bei mir, er, er! Wie fürchte ich mich! Wie habe ich so entsetzliche Angst! Und doch ist er so freundlich. Mein Himmel! Was soll ich tun? Ich habe gesagt, der Papagei sei krank, und doch ist er so ganz gesund. Wenn er es merkt, so werde ich krank, ich, ich! Vor Scham! Welche Krankheit wähle ich denn? Den Typhus oder die Ruhr, den Magenkrebs oder Gehirnkrämpfe? Ich weiß es selbst nicht! Und er wartet drin; ich darf ihn doch nicht länger warten lassen!“
    Almy nahm den Vogel an seinem Kettchen vom Sitz herab auf ihre Hand und trug ihn zu Adler. Ihr Gesichtchen war jetzt vor Verlegenheit so bleich, als ob sie selbst krank sei.
    „Da ist er“, hauchte sie.
    Adler trat näher und betrachtete den Vogel.
    „Spitzbube, Spitzbube!“ rief der Papagei. „Geh, Hanswurst, geh!“
    Almy wurde doppelt bleich. Würde er diese Schimpfworte vielleicht auf sich beziehen? Oh, das wäre schlimm, sehr schlimm! Ihr Händchen, auf dem der Vogel saß, begann zu zittern. Hatte Adler es gesehen? Dieser nahm die zarte, kleine alabasterne Hand in die seinige, um sie zu stützen. Dann fragte er:
    „Habt Ihr Euren Liebling genau beobachtet? Seit wann ist er krank?“
    „Seit – seit – kurzer Zeit.“
    „Seid Ihr über sein Leiden im reinen?“
    „Ja, vollständig im reinen“, entfuhr es ihr.
    Aber bereits im nächsten Augenblick sah sie ein, welchen großen Fehler sie begangen hatte. Wie nun, wenn sie die Krankheit nennen sollte? Was sollte sie antworten? Daß er an Schwindel leide? Oh, dann konnte Adler ja denken, die ganze Krankheit sei Schwindel. Beileibe nicht! Herzverfettung – oh, das war besser. Das Herz ist der Sitz des Gefühls, Herzverfettung ist also eine Krankheit, welche von zu vielem, von zu fettem Gefühl herkommt. Davon ließ sich jedenfalls sprechen. Aber glücklicherweise kam es gar nicht dazu. Adler nämlich nickte nachdenklich mit dem Kopf und sagte in freundlichem Ton:
    „So will ich einmal sehen, ob meine Diagnose mit der Eurigen stimmt. Ich halte nämlich Euren kleinen Liebling für außerordentlich nervös.“
    Da fiel sie schnell und frohlockend ein:
    „Ja, ja, das ist's, das ist's! Er leidet an Nervosität, an bedeutender Nervosität, das arme, liebe Papchen. Das habe ich auch gefunden.“
    „Seht nur, Miß Almy, wie er gerade jetzt zittert. Euer Händchen zittert ganz unwillkürlich mit.“
    Oh, hätte er gewußt, daß sie zitterte, nicht aber der Papagei! Um ihn davon abzulenken, sagte sie in bedauerlichem Tone:
    „Ich befürchte sehr, daß es kein Heilmittel geben wird.“
    „Warum?“
    „Pa sagte einmal, daß Nerven sehr schwer wiederherzustellen wären, wenn ihre Stimmung einmal gelitten habe.“
    „Das ist richtig auf Menschen angewandt. Ein Papagei aber hat viel stärkere Nerven als ein Mensch.“
    „Sollte man meinen? Wirklich?“ fragte sie treuherzig.
    „Ja. Bei ihm ist alles härter und fester als bei uns. Darf ich Euch dies durch einen

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