51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
war aus Herlasgrün im –“
„Her – herrr – herrrrr – la – las –?“ rief Sam abermals laut.
„Schon wieder!“ meinte der Förster. „Hören Sie, Ihre Angewohnheit ist eine gefährliche. Sie tritt zu häufig auf. Wenn ein Feind in der Nähe ist, darf man doch nicht so brüllen.“
„Nein, denn da würden wir von keinem Knopfmacher, keiner Gustel und keinem Herlasgrün und Ruppertsgrün sprechen.“
„Also, diese Namen bringen Sie aus der Fassung?“
„Ja. Weil ich auch ein Deutscher bin. Wenn ich da den Namen eines deutschen Ortes höre, so geht es mir ans Gemüt, und ich schreie vor Entzücken. Also Ihre Schwägerin ist Witwe?“
„Ja. Sie ist nur drei Jahre verheiratet gewesen, kinderlos; dann starb mein Bruder. Sie hat nicht wieder geheiratet und sich sehr gegrämt, daß sie den Knopfmacher nach Amerika hinübergetrieben hat.“
„Das alte, gute Weibsen.“
„Ja, ein gutes Gemüt hat sie. Jetzt ist sie arm wie eine Kirchenmaus, und noch dazu im fremden Land. Es ist schlimm, sehr schlimm!“
„Schadet nichts; schadet nichts. Sie soll ihr Geld wiederhaben und noch viel mehr dazu. Jetzt erst recht, da sie aus Ruppertsgrün ist. Auf diesen Ort halte ich große Stücke.“
„Warum?“
„Weil – weil – weil – na, eben darum, weil der Ruppert grün ist. Wir haben zu solchen langen Auseinandersetzungen keine Zeit. Wir wollen aufbrechen. Sind die Ihrigen weit hinter Ihnen?“
„Nein. Sie laufen meiner Spur nach. Ich schätze, daß wir sie in einer Stunde haben werden, wenn wir umkehren.“
„So weit?“
„Ja, weil Sie doch laufen müssen.“
„Ich? Hm! Passen Sie auf!“
Sam steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Ein Wiehern antwortete, und sogleich kamen zwei nach indianischer Weise gesattelte Pferde herbei.
„Sapperment“, meinte der Förster, „Sie haben Pferde, und gar zwei?“
„Ja, mein Lieber. Diese Tiere haben die feinste indianische Dressur. Sie haben dort hinter dem Busch still gelegen, nur meinen Pfiff erwartend.“
„Aber wozu brauchen Sie zwei?“
„Das will ich Ihnen sagen. Es gibt zweierlei Art, im Westen zu jagen, zu Fuß und zu Roß. Das erstere tut man im Urwald und das letztere außerhalb desselben. Ich habe mit zwei sehr guten Kameraden vom Norden herunter die Wälder abgepirscht und will mich hier in dieser Gegend, an diesem Bach mit ihnen wiedertreffen, nachdem wir uns vor einigen Monaten getrennt haben. Von hier aus wollen wir hinaus in die offene Prärie. Dazu sind Pferde nötig, und zwar gute. Da habe ich denn ihrer zwei mitgebracht, falls es einem Kameraden nicht geglückt sein sollte, eins zu bekommen. So ist es. Steigen wir jetzt auf. Es wird bald Abend sein. Wir müssen uns sputen.“
Die beiden so seltsam bekanntgewordenen Männer setzten sich auf und ritten in derselben Richtung zurück, aus der Rothe, der Förster, gekommen war. Unterwegs meinte dieser:
„Ich war erst mißtrauisch gegen Sie, weil Sie wußten, daß ich einen Wagen gehabt habe. Ich habe Sie noch gar nicht gefragt, woher Sie das so genau wissen.“
„Wenn Sie sich seit längerer Zeit in der Prärie befänden, würden Sie gar nicht fragen. Hier im Gürtel haben Sie Peitschenschmitzen hängen. Die braucht man nur, wenn man fährt. Und wer fährt, der hat einen Wagen. Nicht?“
„So, so also ist es.“
„Ja, so und nicht anders. Ganz ebenso leicht hoffe ich auch die Diebe, von denen Sie bestohlen worden sind, zu erwischen. Lassen Sie uns nicht schwatzen, sondern schnell reiten.“
Sie ritten nach Osten zu und hatten die untergehende Sonne hinter sich, die weite, von einzelnen Buschinseln besetzte Savanne vor sich. Sam war in tiefe Gedanken versunken. Er sollte die erste und einzige Geliebte seines Lebens finden, hier in der Prärie. Welch ein Zufall! O nein, sondern geradezu welch ein Wunder!
Er gedachte nicht der Jahre, die vergangen waren, und nicht der Veränderungen, die sie gebracht hatten. Die alte, tief im Herzen schlummernde Liebe war in ihrer ganzen früheren Stärke und Gewalt erwacht. Wie würde die Gustel aussehen? Hübsch und adrett, wie früher? Würde sie ihren Samuel wiedererkennen? Schwerlich! Er war so rund und dick geworden, dazu von der Sonne gefärbt und vom Wind und dem Wetter gegerbt. Er hatte mit Absicht dem Förster nichts verraten. Er wollte erst prüfen, sehen und hören, ehe er sich zu erkennen gab. Sie befand sich in Not und Gefahr. Das Herz klopfte ihm bei dem Gedanken, daß er berufen sei,
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