51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
folgen.“
„Die Spuren? Nach vier Tagen?“ fragte der Förster ganz erstaunt.
„Warum nicht?“
„Weil es unmöglich ist.“
„Unsinn und abermals Unsinn! Wenn es dort Grasboden gäbe, so hätte sich das niedergedrückte Gras längst wieder aufgerichtet und es wäre nichts zu sehen. Da es sich aber um Steinboden handelt, so haben wir zu erwarten, daß wir Spuren finden. Ein schwerer Ochsenkarren läßt selbst im festesten Gestein sichtbare Fährten zurück. Seit vier Tagen hat es weder bedeutenden Wind noch Regen gegeben, die Spuren sind also nicht verweht oder verwaschen worden. Es steht sehr zu erwarten, daß wir den Weg nicht vergebens machen werden.“
„Hm! Selbst wenn wir sie ereilen, werde ich nichts wiederbekommen!“
„Sie unschuldiges, neugeborenes Wickelkind, Sie! Wie viele Wagen sind es denn?“
„Drei mit dem meinigen.“
„Und wie viele Leute?“
„Zwölf.“
„Und da meinen Sie, daß wir uns vor ihnen fürchten müssen? Dieses lumpige Dutzend nehme ich auf mich allein. Ich schieße sie einzeln von den Wagen weg, daß es pufft! Solche Schurken verdienen nichts anderes. Aber geht es ohne Blutvergießen ab, so ist es desto besser. Wie ist denn eigentlich Ihr lieber, hochgeehrter Name, Landsmann?“
„Ich heiße Rothe.“
Dabei warf der Sprecher, weil Sam vom Blutvergießen gesprochen hatte, einen besorgten Blick auf dessen Büchse. Sam sah es, gab ihm das Gewehr hin und sagte:
„Sie verstehen sich doch auf Waffen?“
„Auf diese Art nicht, obgleich ich sonst ein guter Schütze bin, ebenso wie mein Sohn. Schießen Sie wirklich mit diesem Gewehr?“
„Womit soll ich sonst schießen? Etwa hier mit meiner Nase? Da müßte ich den Schnupfen sehr stark haben, denn mit einem gewöhnlichen Katarrh niest man keinen Büffel und keinen Bären tot.“
„Ich möchte es nicht versuchen. Das Ding wäre mir viel zu gefährlich! Und Auguste heißt es?“
„Ja. Auguste, meinetwegen auch Gustel.“
„Sonderbarer Name für eine Flinte. Es ist der Vorname meiner Schwägerin.“
„Da fällt mir ein, daß sie noch einen anderen Namen haben muß. Sie heißen also Rothe. Wie heißt Ihre Schwägerin? Ich muß sie doch nennen können, wenn ich mit ihr spreche.“
„Auch Rothe. Sie war die Frau meines verstorbenen Bruders und stammt aus Ruppertsgrün.“
„Rupp – rupp – rupp – rururuppp!“
Sam brachte das Wort gar nicht heraus. Er war emporgesprungen und starrte den Förster an, als ob er ein Gespenst vor sich sehe.
„Warum erschrecken Sie?“
„Er – schrecken? Ich erschrecke nicht.“
„Ach so. Sie sagten bereits vorhin, daß Sie zuweilen gerne schreien. Eine sonderbare Eigentümlichkeit. Sind Sie nervös?“
„Fällt mir gar nicht ein. Ein Savannenläufer und nervös! Das ist ganz dasselbe, als ob Sie fragten, ob eine Krokodilgroßmutter Hühneraugen haben könne.“
„So kann ich mir Ihre Angewohnheit nicht erklären.“
„Ist auch nicht nötig. Also aus Ruppertsgrün stammt Ihre Schwägerin? Und ihr Mann ist Ihr Bruder gewesen? Was waren denn ihre Eltern?“
„Sie hatten eine Ökonomie. Die Auguste ist eigentlich schuld, daß ich so rasch eingewilligt habe, nach Amerika zu gehen. Sie hat eine besondere Vorliebe für Amerika. Daß sie nämlich ihre erste Liebe in Amerika hat, das konnte sie nicht vergessen.“
„Sapperment. Eine erste Liebe, also einen Geliebten?“
„Ja, mein Bruder war nämlich ein eigentümlicher, halsstarriger Kerl. Sie hat nicht gut mit ihm gelebt, und da ist ihr ihr erster Liebhaber wieder eingefallen. Der war ein Knopfmacher aus –“
„Kno – Kno – Kno – nopf –!“
Sam war aufgesprungen. Der andere sah ihn bestürzt an und sagte:
„Wieder ein Anfall! O weh! Wenn nun Indianer in der Nähe wären. Die hörten uns. Das würde eine schöne Geschichte werden. Sie schreien ja wie der Besitzer einer Riesendame auf dem Jahrmarkt.“
„Sapp – Sapp – Sapperment. Knopfmacher!“
„Wundert Sie das? Meinen Sie etwa, daß ein Knopfmacher keine Geliebte haben kann?“
„Oh, oh, wa – a – warum denn nicht? Ich habe sogar einmal gehört, daß die Knopfmacher ganz tüchtige und hübsche Kerle sein sollen.“
„Möglich. Wenigstens der, welcher hier in Rede steht, mag ein braver Kerl gewesen sein. Ein bißchen dumm, wie ich vermute –“
„Dumm?“ fiel Sam ein. „Hole Sie der Teufel!“
„Warum gerade mich?“
„Weil – na, es war nicht so ernst gemeint.“
„Schön. Er hat Samuel Barth geheißen und
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