51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
sinken, sagte aber:
„Meint ihr, daß ich mich fürchte? Da irrt ihr euch gewaltig. Ich will euch zeigen, daß ich selbst einen ganzen Haufen roter Krieger nicht fürchte. Ich bin Sam Barth, den ihr sucht.“
„Wir wissen es.“
„Was? Ihr wißt es?“
„Ja. Du bist Sam Barth, der dicke Sam. Aber du bist nicht nur das, sondern noch etwas dazu.“
„Was denn?“
„Ein großer Esel. Du hast weder Augen, noch Ohren, du bist blind und taub. Außerdem hast du uns sehr falsch beurteilt. Meinst du, daß die roten Männer die Sprachen der Bleichgesichter nicht verstehen? Wir haben gehört, was du mit deinem Gefährten gesprochen hast.“
Sam machte ein ganz verblüfftes Gesicht und antwortete:
„Das war ja deutsch!“
„Ja. Wir wissen so viel von dieser Sprache, daß wir gar wohl verstanden, was du mit ihm sprachst. Du berietest mit ihm, uns die Gewehre wegzunehmen.“
„Verflucht! Indianerhäuptlinge, die deutsch verstehen! Das ist mir auch noch nicht vorgekommen!“
„Es wird dir noch mehr vorkommen. Hast du denn unsere Stimmen noch nicht gehört?“
„Nein.“
„Und uns noch nicht gesehen?“
„Nie.“
„Du bist wirklich ein gewaltiger Esel. Du hättest uns doch an unseren Büchsen erkennen sollen!“
Jetzt hatte der Sprecher auf einmal eine ganz andere Stimme, eine Stimme, die dem guten Sam allerdings sehr bekannt vorkam.
„Alle guten Geister!“ rief dieser. „Was soll ich denn da denken! Das ist am Ende gar eine Maskerade. Da schlage doch der Teufel drein! Also wirklich, wirklich! Ihr seid es selbst, ihr gottvergessenen Racker! Wer hätte das gedacht!“
Und sich zu dem Förster wendend, erklärte er: „Denken Sie sich, das sind gar keine Indianer! Es sind Jim und Tim, meine Freunde, die ich hier treffen wollte. Nein, nein, so etwas habe ich freilich noch nicht erlebt!“
„Uns nicht zu erkennen!“ lachte Jim, der aufgestanden war und seine langen Glieder dehnte.
„Na, eigentlich ist das nicht zu verwundern“, verteidigte sich Sam. „Diese Anzüge, der Schopf mit den Adlerfedern, die dicke Farbe im Gesicht, und – und, ja, das ist die Hauptsache, Jim hat ja eine Nase!“
„Ja, die habe ich“, lachte der andere vergnügt.
„Angeklebt?“
„O nein.“
„Nun, ich habe noch niemals gehört, daß den Präriejägern die abgeschnittenen Nasen wieder nachwachsen, wie den Krebsen die Schwänze.“
„Und doch ist diese Nase gewachsen. Es ist wirklich unglaublich, aber es ist wahr. Als wir von dir gegangen waren, kamen wir nach Fort Jackson. Dort gab es einen Doktor, einen jungen, aber sehr gescheiten Kerl. Als er sah, daß mir die Nase fehlte, mußte ich ihm sagen, wie ich um sie gekommen sei, und er bat mich förmlich um die Erlaubnis, mir eine neue machen zu dürfen. Ich ging darauf ein, denn eine Nase aus zweiter Ehe ist doch immer noch besser wie gar keine. Nicht?“
„Freilich. Wo aber hat er sie hergenommen?“
„Das weiß der Teufel. Er hat mir ein wenig im Gesicht herumgeschnitten, Pflaster darauf, einen Verband darüber; in zwei Wochen war es heil, und ich hatte eine Nase. Ich glaube, er hat mir das Fleisch dazu von der Wange herübergeholt. Na, woher er es hat, das ist mir sehr gleichgültig, wenn ich nur die Nase habe. Sie sieht zwar nicht ganz klassisch aus, aber es ist doch immerhin ein Riecher. Die Stimme klingt besser als vorher, und es ist nun endlich auch das verteufelte Zeichen fort, an dem man mich stets sofort erkannte. ‚Er hat keine Nase!‘ Das klingt verflucht miserabel für denjenigen, der sie eben nicht hat.“
„Sonderbar und wunderbar! Wie aber kommt ihr zu dieser Verkleidung?“
„Verkleidung? Pshaw! Es ist unsere gegenwärtige Kleidung, also keine Verkleidung. Wir kamen in sehr freundschaftlicher Weise mit einem Pawneehäuptling zusammen. Das heißt, die Sioux hatten ihn gefangengenommen und wollten ihn an den Marterpfahl binden. Wir befreiten ihn und brachten ihn glücklich nach seinem Wigwam. Seine Dankbarkeit war grenzenlos. Wir wurden aufgenommen wie die Brautjungfern und bekamen diese beiden indianischen Anzüge geschenkt, nebst den vier Pferden, die du hier erblickst.“
„Vortrefflich! Die Pferde können wir sehr gut verwenden. Es gibt da vorn drei Personen, die keine Reittiere haben.“
„Wer ist das?“
„Davon nachher. Wollt ihr denn in diesem Anzug steckenbleiben?“
„Natürlich. Unsere alten Anzüge haben wir diesen guten Pawnees geschenkt. Sie waren unendlich glücklich über den Reiterhelm und den
Weitere Kostenlose Bücher