51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
unserer besten Pferde und Kamele gesehen, die ihnen als Beute in die Hände gefallen sind.“
„Allah verfluche sie! Aber wenn wir zu schwach sind, so besitzen wir doch List genug, die oft besser ist als Macht und Tapferkeit. Wenn ich mich auf euch verlassen kann, und ihr mir beistimmt, so werden wir sie doch besiegen.“
„Auf welche Weise?“
„Wir täuschen sie. Wir ergeben uns scheinbar. Sie werden in unseren Zelten einziehen. Sie werden da essen, trinken, ruhen und schlafen. Haben wir da nicht unsere Messer?“
„O Allah!“
Dieser Ruf ging von Mund zu Mund. Einige erschraken über die Zumutung Mörder zu werden; aber die Ihrigen waren umgekommen; es galt Blutrache, es galt ferner Befreiung von der drohenden Knechtschaft. Da war schließlich jedes Mittel recht, das Hilfe erwarten ließ. Die zuerst Zaudernden wurden durch die Reden des Scheiks bald gewonnen, und noch war keine halbe Stunde verronnen, so hatte man sich zu einer Art Pariser Bluthochzeit oder sizilianischer Vesper geeinigt. Es waren zwar wenige Krieger, aber doch genug Alte und ziemlich erwachsene Jünglinge vorhanden, um das blutige, gegen die Beni Sallah geplante heimtückische Werk eines hinterlistigen Überfalls auszuführen.
Als die Versammlung aufgehoben wurde, glänzte ein Zug boshafter Befriedigung auf dem Gesicht des Alten. Er hatte erreicht, was er erreichen wollte. Er konnte den Tod seines Sohnes in fürchterlicher Weise rächen.
Natürlich war während dieser Versammlung so laut gesprochen worden, daß jeder der Anwesenden es hören konnte. Hinter dem Zelt des Scheiks hatte bis dahin unbemerkt ein Mann gesessen, der nur mit einem Hemd bekleidet war und in jedem Ohr einen Messerschlitz hatte, als Zeichen, daß er Sklave sei. Er war beschäftigt, mittels einer Handmühle Mais zu zerkleinern, achtete aber weit mehr auf die Versammlung als auf seine Arbeit und hörte alles.
Jetzt, da die Leute auseinandergingen und er also nichts mehr erfahren konnte, stand er auf und schritt einigen Palmen zu, die in der Nähe standen.
Da rief ihm der Scheik zu:
„Halt! Wohin willst du?“
„Zu der Herde, um Milch zu holen.“
„Du bleibst!“
Als der Sklave eine zögernde Miene machte, zog Hulam die Pistole aus dem Gürtel:
„Gehorche, oder ich schieße!“ rief er drohend. „Hund, ich durchschaue dich! Du hast alles gehört. Du gehst zur Herde? Tut man das, wenn ein Kampf bevorsteht? Nein, du willst uns verraten! Aber ich werde dafür sorgen, daß du unschädlich wirst. Komme herein in das Zelt!“
Nach einigen Minuten trat der Scheik wieder heraus. Es hatten sich indessen die Ältesten wieder eingefunden, die er sich auserwählt hatte und in deren Begleitung er das Vertrauen der Sieger erwecken wollte.
Gerade als die halbe Stunde vorüber war, traten sie den unter allen Umständen sauren Weg an.
Steinbach hatte Hilal und Normann an seiner Seite. Die eine Abteilung der Beni Sallah hielt bei ihnen. Der Scheik musterte die Tiere und erkannte nun freilich manches Kamel und manches Pferd, das bisher Eigentum seines Stammes gewesen war.
„Nun, was habt ihr beschlossen?“ fragte Steinbach.
Der Alte nahm einen demütigen, aufrichtig klingen sollenden Ton an und antwortete:
„Effendi! Wir haben heute in der Nacht die Schems el Leila bemerkt. Sie kommt aus der Hölle und bringt Unglück und Herzeleid über die Menschen. Wir fürchteten, daß sie den giftigen Smum verkündige, doch ist er nicht erschienen. Dennoch aber hat sie uns Leid gebracht. Unsere Söhne sind tot, und unsere Väter und Brüder liegen erschlagen in der Wüste. Allah hat es gewollt: seine Wege sind unerforschlich. Wir dürfen nicht gegen seinen Willen handeln, denn wir sind Kinder seines Propheten. Wir ergeben uns.“
Steinbach warf einen langen, forschenden Blick in die Triefaugen.
„Ihr ergebt euch unter der von mir genannten Bedingung?“
„Ja.“
„Ohne Hintergedanken?“
„Was sollen wir für Hintergedanken haben? Ihr seid uns um das Zehnfache überlegen.“
„List ist oft erfolgreicher als Stärke. Übrigens rate ich euch, aufrichtig zu sein. Der Verrat würde auf euch selbst zurückfallen.“
„Du kannst uns Vertrauen schenken!“
Es war ein eigentümliches, feines Lächeln, das um Steinbachs Lippen spielte. Aber sein Ton klang ganz vertrauensvoll, als er antwortete:
„Nun wohl, ich will euch glauben. Ihr seid hier sieben Männer. Wie viele Männer zählt die Versammlung der Ältesten?“
„Achtundzwanzig.“
„So mag einer von euch
Weitere Kostenlose Bücher