51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
zurückgehen und die Fehlenden holen. Ich will, ehe wir in das Dorf einreiten, mit ihnen beraten, was wir von euch fordern können, ohne daß euer Stamm zugrunde gerichtet wird.“
Das klang verheißungsvoll. Sie wollten also nicht alles Eigentum als gute Beute erklären. Der Scheik gab sofort einem seiner Begleiter den Auftrag die Alten zu holen. Da fuhr Steinbach fort:
„Erteile auch den Befehl, daß alle Männer und alle Knaben, die über zehn Jahre alt sind, sich auf dem Platz versammeln sollen. Ich muß sie zählen, um zu wissen, wie viele Waffen wir euch lassen können. Eure Waffen sind eigentlich nun unser Eigentum; aber der Sohn der Wüste muß Messer, Pistole und Gewehr haben. Ihr sollt behalten dürfen, was ihr braucht!“
Der Bote entfernte sich eiligen Schritts. Dem Scheik war es anzusehen, wie befriedigt er von dem Verhalten Steinbachs war.
„Effendi“, sagte er, „wenn du die Besiegten mit Güte behandelst, wird Allah dich segnen, und sie werden euch lieben.“
„Übertreibe nicht, Alter! Von eurer Liebe wollen wir gar nicht sprechen. Meinst du es denn wirklich so aufrichtig?“
„Mein Herz ist ohne Falsch!“
„Aber dein Gesicht ist voller Tücke. Ich glaube dir kein Wort.“
„Effendi!“ rief der Alte in beleidigtem Ton. „Willst du mich kränken?“
„Unschädlich machen will ich dich. Ob dich das kränken wird, danach darf ich nicht fragen.“
„Was willst du tun?“
„Das wirst du gleich sehen.“
Steinbach drehte sich um und winkte seinen Begleitern. Im Nu hatte eine Anzahl derselben den Scheik und die Alten umringt.
„Effendi, willst du uns morden lassen?“ rief der Scheik entsetzt.
„Nein, sondern ich will nur verhüten, daß wir ermordet werden.“
„Allah! Welch ein Gedanke ist das!“
„Jedenfalls der richtige. Allah hat dein Gesicht gezeichnet. Es steht ganz deutlich darauf geschrieben, was du in deinem Herzen denkst.“
„Ich schwöre, daß ich nichts Böses gegen euch sinne!“
„Schwöre es bei dem Propheten!“
Aller Augen richteten sich auf den Alten. Er zauderte. Da sprach Steinbach:
„Siehe, wie ich dich fange!“
„Effendi, mein Wort ist wie ein Schwur!“
„So muß auch der Schwur wie ein Wort sein, das man ohne Zaudern gibt. Du hast dir wohl eingebildet, klüger zu sein als wir, und geglaubt, wir sind müde, wir werden schlafen! Da sehe ich ja die gezückten Messer in euren Händen! Oh, die Beni Sallah sind keine Schafe, die man ganz nach Belieben abschlachten kann! Bindet sie und schafft sie so weit zurück, daß sie uns nicht stören können!“
Kamelstricke waren genug vorhanden, diesen Befehl auszuführen. Die Männer protestierten zwar energisch gegen diese Behandlung mußten sich aber natürlich fügen.
Kaum waren sie hinter die Front geschafft worden, so kam der abgesandte Bote mit den übrigen Ältesten herbei. Sie hatten erfahren, weshalb sie gerufen wurden, und fühlten sich also nicht wenig enttäuscht, als man ihnen ohne Umstände die Hände auf den Rücken band und sie zu den anderen Gefangenen führte.
„Meinst du denn wirklich, daß diese Ältesten auf Heimtücke sinnen?“ fragte Hilal.
„Ich bin davon überzeugt.“
„Wodurch?“
„Das Gesicht des Alten gefällt mir nicht. Auch hat er sich scheinbar viel zu schnell in sein Schicksal gefunden, als daß ich an die Aufrichtigkeit dieser Ergebung glauben sollte. Ich bin überzeugt, daß wir es noch erfahren werden, welchen Plan sich die Versammlung der Ältesten ausgesonnen hat. Jetzt wollen wir die anderen Abteilungen benachrichtigen. Wir umschließen das Lager enger, so daß kein einziger Mensch entfliehen kann. Hundert unserer Reiter aber kommen mit uns nach dem Platz, wo die Männer, Greise und Knaben sich versammelt haben. Alles, was männlich ist, wird gefangengenommen und gebunden. Dann nehmen wir alle vorhandenen Waffen, selbst die Messer an uns. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die flüchtigen Beni Suef haben den Weg über den Ferß el Hadschar eingeschlagen, welcher kürzer ist als derjenige, den wir zurückgelegt haben. Sie können jeden Augenblick hier ankommen.“
In der Zeit von wenigen Minuten war das Zeltdorf eng umschlossen. Die Herden hatte man natürlich außerhalb der Einschließungslinie lassen müssen. Hundert Mann, die geladenen Flinten in der Hand, ritten nach dem Platz, wo die männlichen Angehörigen der Beni Suef standen. Es waren über zweihundert. Alle hatten ihre Messer oder auch andere Waffen im Gürtel stecken, denn selbst der
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