51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
lächelte Steinbach. „Aber habt Ihr euch den Mann genau angesehen? Seinen Anzug, seine Waffen? Ist Euch da nichts aufgefallen?“
„Ich wüßte nicht, was mir da aufgefallen sein sollte.“
„Nun, wie lange Zeit hat der ‚Rote Burkers‘ zugebracht von seiner Abreise aus Santa Fé an bis zum heutigen Tage?“
„Elf Tage, schätze ich.“
„Wie lange Zeit aber vom letzten Aufbruch her ist dieser sogenannte Newton unterwegs?“
„Das weiß der Teufel! Ihr jedenfalls nicht!“
„Pshaw! Und da sagt Ihr, daß Ihr ein Präriejäger seid, von dem ich noch lernen müsse. Ich habe Euch nun zu bemerken, daß Ihr von mir noch lernen könnt.“
„Möchte auch wissen, was! Macht Euch nicht wichtig!“
„Habt Ihr sein Messer gesehen, als er aß?“
„Ja.“
„Wie alt war es?“
„Hm!“
„Ihr wißt es nicht?“
„Ja, wenn so ein Messer reden könnte!“
„Es kann reden. Es war neu, schön poliert und stahlblau angelaufen. Man sah es ihm an, daß der Besitzer noch nicht sechsmal damit gegessen hat.“
„Was Ihr für ein gescheiter Kerl seid!“ höhnte Sam.
„Sodann war sein Tabaksbeutel so voll, daß er kaum drei Pfeifen geraucht haben kann.“
„Er wird wenig rauchen.“
„Er ist im Gegenteil ein sehr starker Raucher. Die alte Maserpfeife, die er am Gürtel hängen hatte, war so abgebissen, wie es nur bei einem leidenschaftlichen Raucher vorkommt. Ein Sonntagsraucher trägt auch eine Sonntagspfeife. Wenn nun ein so starker Raucher einen so vollen Beutel hat, ist er gewiß noch nicht elf Tage unterwegs.“
„Ja“, sagte der Förster, „ein leidenschaftlicher Raucher ist er von früher her, das weiß ich noch.“
„Wollt Ihr etwa diesem Neuling recht geben?“ knurrte Sam verdrießlich.
Steinbach fuhr unbeirrt fort:
„Habt Ihr seinen Bart angesehen?“
„Meint Ihr, daß ich die Haare gezählt habe?“
„Nein. Er trägt Vollbart, und einzelne Haare davon stehen auf der oberen Wange. Diese hat er sich abrasieren lassen, sie sind jetzt so kurz, daß sie höchstens drei Tage nach dem Rasieren gewachsen sein können.“
„Donnerwetter! Wenn ich wieder einmal etwas erfahren will, nehme ich mir den Barbier gleich mit.“
„Das ist ebenso unnötig wie Euer Spott. Ich schätze, daß dieser Newton noch vor drei Tagen in einer Niederlassung gewesen ist. Das kann nur Silver-City sein. Und da Silver-City nach Prescott zu liegt, wo Walker sich aufhält, so nehme ich an, daß Newton von Walker geschickt worden ist, um in oder bei Silver-City mit Burkers zusammenzutreffen und ihm irgendeine Botschaft zu bringen.“
Jetzt machte der wackere Sam ein ganz eigentümliches Gesicht und sagte in beinahe verlegenem Ton: „Wahrhaftig, wer Euch so reden hört, der möchte glauben, daß Ihr ein alter, erfahrener Jäger seid. Da dies aber nicht der Fall ist, so haben Eure Vermutungen ganz und gar keinen Wert. Die Hauptsache wäre, dem Newton abgelauscht zu haben, was er heute hier anfangen will.“
„Das habe ich getan. Ich habe doch gefragt, ob er sich die Umgegend ansehen will.“
„Da sagte er nein, er wolle ausruhen.“
„So weiß ich also genug.“
„Was denn? Daß der Überfall heute nicht stattfindet? Das kann ich mir auch denken. Wenn die Kerle heute kommen wollten, würde Newton, falls er wirklich zu ihnen gehört, das Haus und dessen Umgebung durchsuchen und ihnen dann irgendein Zeichen geben. Heute also haben wir sie nicht zu erwarten. Ihr seht also, daß wir ebenso klug sind wie Ihr.“
„Und ich werde euch beweisen, daß ihr noch sehr viel zu lernen habt.“
Nach diesen Worten verließ Steinbach das Eßzimmer.
„So kann man sich in dem Menschen irren“, sagte Sam zu den anderen. „Erst gefiel er mir ganz gut, trotzdem ich keine Inklination für Neulinge zu haben pflege. Jetzt aber tut er so klug wie der König Salomo, und das kann ich nicht leiden. Er wird sich in mir verrechnet haben.“
Auf Wilkins hatte Steinbach einen ganz anderen Eindruck gemacht als auf Sam. Er ging ihm nach und fragte ihn:
„Sagt mir doch, was Ihr meint! Wird der Burkers heute noch kommen?“
„Ich werde es Euch zur richtigen Zeit mitteilen. Wie steht es mit Eurem Lederzeug? Habt Ihr Riemen?“
„Ja, dort im Stall hängen sie an den Nägeln.“
„Und Heu?“
„Heu ist eigentlich eine Seltenheit im Westen. Ich aber habe welches, auch dort im Stall. Es kann ja einmal vorkommen, daß man von feindlichen Indsmen förmlich belagert wird. Dann muß man natürlich Futter für die Pferde
Weitere Kostenlose Bücher