51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
sollen.“
„Hängt uns etwa dieser Kerl eine Lüge an?“
„Nein, gewiß nicht. Ich bin auch der Ansicht, daß sie das Hasenpanier ergriffen haben, als sie bemerkten, daß wir die Sieger waren.“
„Wie aber konnten sie entkommen? Wir mußten doch jeden Reiter sehen. Und wo einer sich blicken ließ, wurde er verfolgt.“
„Hm. Auch mir ein Rätsel.“
„Ob sie sich zu Fuß fortgeschlichen haben?“
„Das wäre Wahnsinn. Freilich ist es leicht möglich, daß sie es aus Unüberlegtheit getan haben. In diesem Fall sind sie verloren – ohne Tier, ohne Nahrung und Wasser.“
„Hm. Sie werden doch nicht auf den Gedanken gekommen sein, sich das alles, also Reittiere, Wasser und Datteln bei den Beni Sallah zu nehmen?“
„Mir kam soeben derselbe Gedanke.“
„Es wäre ihnen zuzutrauen.“
„O nein. Im Grunde sind sie feige.“
„Aber ehe man verhungert, verdurstet oder verschmachtet, unternimmt man wohl ein Wagnis.“
„Ich gebe es zu. Dazu ist wahrscheinlich der Suef bei ihnen, der jeden Winkel und alle Verhältnisse des Lagers kennt. Dort wachen die Beni Abbas, welche fremd sind und gestern jedenfalls den Sieg gefeiert haben. Nach so einer Feier schläft man gut und lange.“
„Ich beginne besorgt zu werden.“
„Ich ebenso. Jedenfalls wird meines Bleibens hier nicht lange sein. Ich hatte mit größter Sicherheit darauf gerechnet, den Grafen und den Pascha hier gefangenzunehmen. Es wäre wirklich ungeheuer fatal, wenn diese Kerle uns entkämen.“
„Und wir müßten abermals von neuem beginnen.“
„Machen wir unsere hiesigen Obliegenheiten so schnell wie möglich ab. Es wird mir wirklich ein wenig bänglich zumute. Schließlich ist es gar nicht notwendig, daß wir hier so lange bleiben wie die Beni Sallah, wir können eher gehen. Vielleicht ist es uns dann noch möglich, eine Spur der beiden Verschwundenen zu entdecken. Übrigens befindet sich einer hier, der den Grafen ebenso sehnlich erwartet hat, wie ich.“
„Wer?“
„Ein früherer Diener von ihm, den ich von heute an in meine Dienste nehmen will. Sie werden noch weiteres von ihm hören. Ich eile jetzt zu ihm. Sehen Sie darauf, daß die Gefangenen sicher in das Dorf zu den anderen gebracht werden!“
Steinbach ritt fort. Um Nena zu finden, brauchte er gar nicht bis in das Dorf zu kommen. Der Inder, begierig den Grafen zu sehen, war nicht bei den Zelten geblieben, sondern den Kriegern nachgefolgt. Er kam jetzt zu Steinbach heran und fragte, an seiner Seite nach dem Dorf schreitend:
„Ist er da, Effendi?“
„Leider nein. Es ist ihm einstweilen gelungen zu entkommen.“
„Wie schade! Du warst so überzeugt, daß du ihn fangen würdest?“
„Hoffentlich ergreife ich ihn noch.“
„Nun wohl kaum, denn die Wüste ist groß und weit.“
„Aber sie hat ihre Spuren und Fährten.“
„Kannst du diese lesen?“
„Ja.“
„So sollten wir eigentlich sofort aufbrechen. Man darf da keine Zeit verlieren.“
„Du willst also mit mir gehen?“
„Bis an das Ende der Welt und auch noch einige Tagereisen darüber hinaus.“
„Ich bin einverstanden. Wir werden den Grafen suchen. Finden wir ihn, so sollst du gerächt werden.“
„Reiten wir also sofort ab.“
„So schnell geht das nicht. Ich habe doch noch einiges zu tun.“
Als die neuen Gefangenen in Bewachung gegeben waren, glaubte Steinbach, nun Muße zu haben, mit Nena über Gökala reden zu können, aber er kam noch nicht dazu, denn Tarik suchte ihn auf.
„Effendi“, sagte dieser, „mein Stamm schuldet dir unendlichen Dank. Wir werden denselben niemals abtragen können. Diesen großen Sieg und alle seine Folgen haben wir nur durch dich.“
„Dankt mir dadurch, daß ihr die besiegten Beni Suef menschlich behandelt.“
„Das werden wir. Eigentlich müßten sie unsere Sklaven sein. Wir könnten ihre Palmen zerstören, ihre Brunnen zuschütten und ihnen alles nehmen.“
„Das werdet ihr nicht.“
„Nein. Wir werden unsere Beute nehmen und alle Waffen, damit sie nicht wieder gegen uns kämpfen können, doch lassen wir ihnen von ihren Herden und Vorräten so viel, daß ihnen genug zum Leben übrigbleibt, aber auch nicht mehr. Sie müssen in allem von uns abhängig sein, dürfen keinem anderen Menschen etwas bezahlen können und sollen gezwungen sein, alles von uns zu kaufen. So sind sie nicht Sklaven, aber doch abhängig von uns.“
„Erzieht sie immerhin zu Kriegern. Ihr könnt sie gebrauchen. Hoffentlich seid ihr stets gute Freunde des
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