51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
werdet ihr gegen die Beni Suef sein.“
„Wollten sie etwa weich gegen uns verfahren? Sollen wir sie küssen, wenn sie uns schlagen? Dein Herz ist voller Milde, und auch das meinige ist nicht von Stein; aber die Wüste hat ihre eigenen Gesetze; ihre Bewohner handeln nach eisernen Regeln. Auge um Auge und Blut um Blut. Wir haben uns an den Suefs zu rächen, und das müssen wir tun, schon um unseres eigenen Wohles willen. Ich übergebe dann das Kommando der siegreichen Karawane einem meiner zuverlässigsten Krieger und eile unterdessen vorwärts. In einer Stunde können wir aufbrechen.“
Steinbach bat noch einmal, die Beni Suef nicht allzu hart zu behandeln, da antwortete Tarik:
„Deine Bitte ist gut, aber unnütz. Ich werde so schonend wie möglich mit ihnen verfahren, auch ohne daß du diesen Wunsch wiederholst. Ich will nicht hart gegen sie, aber auch nicht ungerecht gegen meine Leute sein. Übrigens sage mir, wer eigentlich die Schuld trägt, daß Badija, Hiluja und Zykyma uns geraubt werden konnten! Nicht etwa die Beni Suef? Sind sie es nicht, die den Russen, den Pascha und den Suef bei sich aufgenommen haben? Hat nicht allein ihr Kriegszug den Räubern Gelegenheit gegeben, den Raub auszuführen? Soll ich solchen Leuten etwa die Datteln lassen und mir die Steine nehmen? Ich will sie nicht an ihrem Leben bestrafen. Sie haben zwei Drittel ihrer Krieger verloren; das ist schlimm genug. Aber ihre Reichtümer darf ich ihnen nicht lassen, sonst erholen sie sich schnell, tauschen Waffen ein, suchen sich Verbündete und fallen über uns her. Sind sie arm, so bekommen sie keinen Verbündeten, können sich keine Waffen verschaffen und sind in allen Dingen von uns abhängig. Ich bin der Scheik meines Stammes und habe für das Wohl desselben zu sorgen. Das werde ich tun und dabei so viel Milde walten lassen, wie sich mit meiner Pflicht verträgt.“
Das war mannhaft und kernig gesprochen. Steinbach mußte ihm recht geben. Dieser junge Mann ließ sich als Scheik ganz außerordentlich gut an. Wenn er so fortfuhr, konnte er seinem Stamm und folglich auch sich eine große Zukunft bereiten. Es war natürlich nicht von ihm zu verlangen, hier in der Wüste, wo das Vergeltungsrecht ohne alle Einschränkung herrscht, nach Regeln zu handeln, die unter zivilisierten Nationen am Platz sind, hier aber als Schwachheit betrachtet und verdammt worden wären.
Das Klagegeschrei verstummte rasch. Es ging zur Beute. Sagt doch schon der Prophet Jesaias in seiner berühmten Weissagung: „Wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt!“
Von allen vorhandenen Tierarten wurde natürlich nur das Beste ausgewählt, und im übrigen ließ man den Suefs nur soviel, wie sie zum Leben nötig hatten.
Nun wurden alle vorhandenen Wasserschläuche gefüllt und viele Säcke mit Futterdatteln aufgeladen. Eine ungeheure Herde war es, die von den Beni Sallah zusammengetrieben wurde. Der Stamm wurde um das Doppelte reicher, als er früher gewesen war. Von den Siegern umschwärmt, brach diese Herde auf, nach dem Ferß el Hadschar zu, wo die einzige Gelegenheit war, unterwegs das Wasser zu erneuern.
Die hundert Sallah, die die Gefangenen bisher zu bewachen gehabt hatten, blieben bis morgen früh in dem eroberten Zeltdorf zurück, um die Besiegten an Ungehörigkeiten zu verhindern.
Natürlich sahen diese letzteren mit stillem Ingrimm zu, wie der größte und beste Teil ihrer Habe fortgeschafft wurde. Die meisten von ihnen brüteten Rache, mußten sich aber doch im stillen sagen, daß ihnen die Macht und Gelegenheit auf lange, lange Zeit hinaus genommen sei. Andere aber richteten ihren Zorn nicht gegen die Sieger, sondern gegen diejenigen ihres eigenen Stammes, die zu dem verderblichen Kriegszuge gegen die Beni Sallah geraten hatten. Ihnen gaben sie die Schuld des Unglücks, in das nun der ganze Stamm geraten war, und – sie hatten nicht unrecht.
Besonders richtete sich dieser Unwille gegen den alten Scheik, der der oberste Anstifter dieses Zuges gewesen war und auch heute wieder die Seinigen zu dem unheilvollen Mordplan gegen die Beni Sallah beredet hatte. Wäre derselbe nicht gefaßt worden, so hätte man wohl ein schonenderes Verhalten der Sieger erwarten können.
Steinbach zog natürlich nicht mit den Herden. Er, Tarik, Hilal und Normann wählten sich zehn der besten Krieger und zwanzig der besten Eilkamele aus und flogen auf diesen windschnellen Tieren dem heimatlichen Zeltdorf entgegen. Natürlich befand sich Nena, der indische Diener, bei
Weitere Kostenlose Bücher