Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
keiner schlechten, sondern vielmehr in einer guten Absicht. Der Graf sagte mir nämlich, daß die Russen Feinde der Engländer und Inder seien –“
    „Sehr schlau!“
    „Und daß sie den Maharadscha gefangen hätten, eben weil er der Maharadscha wäre. Er sei aber nur zu retten, wenn er hier als Russe gelten bleibe, und darum sollte ich bei meiner Vernehmung aussagen, daß ich ihn ganz genau kenne und daß er der Russe sei, dessen Namen er trage.“
    „Das war eine Infamie ohnegleichen! Und du halfst ihm diese Falle stellen?“
    „Ja. Ich wußte ja damals noch gar nicht, daß es einen russischen Empörer ganz desselben Namens gebe. Ich wurde verhört und bezeugte aus bester Absicht, daß der Maharadscha jener Russe sei. Der Graf tat dasselbe – der Maharadscha war am nächsten Tag verschwunden.“
    „Wohin?“
    „Kein Mensch wußte es.“
    „Hast es aber später erfahren?“
    „Ja. Er ist nach Sibirien geschafft worden.“
    „Das geht nicht so schnell. Er mußte doch vorher verurteilt werden.“
    „Das ist natürlich auch geschehen.“
    „Geschehen konnte es nur nach einer gesetzmäßigen Prozeßführung.“
    „Den Prozeß hat man ihm gemacht. Wer weiß, wie das alles gekommen ist. Kennst du das Sprichwort von dem Zaren und dem Himmel?“
    „Der Zar ist weit, und der Himmel ist hoch?“
    „Ja. Der Zar weiß nicht alles und kann nicht alles wissen, was in seinem Reich vorgeht. Er ist wohl nicht schuld.“
    „Jedenfalls nicht. Was aber geschah mit Semawa?“
    „Auch sie war verschwunden.“
    „Mit ihrem Vater?“
    „Ich glaubte es. Aber später erfuhr ich, daß dies nicht der Fall gewesen sei.“
    „Aber gefangen war auch sie?“
    „Ja. Sie wurde von ihrem Vater getrennt und an einen ganz anderen Ort geschafft.“
    „Ich errate, weshalb. Der Graf liebte sie, er wollte sie besitzen. Wenn er als der Anstifter ihres Unglücks auftrat, so mußte sie ihn hassen. Er wollte also als Retter erscheinen. Er ließ sie von ihrem Vater trennen und suchte sie dann auf, um ihr zu sagen, daß er sie und ihn retten werde. Ist es so?“
    „Ja.“
    „Und du warst dabei?“
    „Ich war in der Nähe. Es war in Orenburg, wo man sie in ein Kloster gesteckt hatte. Er holte sie heraus.“
    „Warum vertraute sie ihm? Sie wußte ja doch, daß er ihr Feind und derjenige ihres Vaters sei!“
    „Er hat sie betört.“
    „Womit?“
    „Weiß ich es? Jedenfalls hat er ihr ein Lügengewebe vorgesponnen, dem sie Glauben schenken mußte.“
    „Hat sie nie davon zu dir gesprochen?“
    „Kein Wort.“
    „Und hast du denn keinen Versuch gemacht, dich ihr mitzuteilen?“
    „Oft. Sie hörte mich aber nicht an.“
    „O weh! Das war sehr unklug!“
    „Du mußt bedenken, daß ich ihr Veranlassung zum Mißtrauen gegeben hatte.“
    „Das mag freilich sein.“
    „Sooft ich den Versuch machte, aufrichtig mit ihr zu sein und ihr meine Hilfe anzubieten, stieß sie mich von sich. Sie wollte kein Wort aus meinem Mund hören. Große Mühe konnte ich mir nicht geben, denn der Graf beobachtete mich. Er mochte mir nicht ganz trauen.“
    „Wohin gingt ihr von Orenburg aus?“
    „Nach Stambul, wo wir ein Vierteljahr blieben.“
    „Dann?“
    „Nach Rom. Dort und bereits vorher bemerkte ich, daß der Graf sich alle Mühe gab, ihre Liebe zu gewinnen. Es war vergebens.“
    „Hat er nicht gewalttätig gegen sie gehandelt?“
    „Er mag das wohl versucht haben, ohne daß ich es bemerkt habe. Aber sie mußte auch irgendeine Art von Macht auf ihn ausüben. War es ihre Schönheit, oder kannte sie irgendein Geheimnis von ihm – kurz und gut, ich weiß, daß er es nie gewagt hat, zudringlich zu werden. Seine Sklavin ist sie gewesen in vielen Beziehungen, aber sie zu berühren, das hat er nicht gewagt.“
    „Wohin ging er von Rom aus mit ihr?“
    „Nach Paris und London.“
    „Ah, er hat sie zerstreuen wollen.“
    „Ja. Er hat sich viele Mühe gegeben, damit sie ihr Unglück vergessen möge.“
    „Gelang es ihm?“
    „Nein. Er wollte sie in die Theater und Konzerte führen, sie aber schlug es ihm ab. Sie blieb daheim. Sie verlangte Lehrerinnen.“
    „Er gab sie ihr?“
    „Ja. Er mußte. Sie befahl, und er gehorchte.“
    „Wirklich?“
    „Ja. Sie war die Sklavin seiner Intrige, er aber der Sklave ihrer Schönheit. Er konnte ihr keine Bitte abschlagen, als nur allein die, sie zu ihrem Vater zu bringen.“
    „Sie wollte lernen?“
    „Ja, und sie lernte. Sie vergrub sich zwischen den Büchern, sie lernte die Sprachen der Länder, in

Weitere Kostenlose Bücher