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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht weiter nach mir. Dein Forschen macht meinen Vater unglücklich, für den ich alles, alles trage und auch ferner tragen will. Ich sage dir mit blutendem Herzen und sterbender Seele Lebewohl fürs ganze Leben. Sei glücklich! Nimm tausend Küsse und die ewigen Gebete deiner
    armen Gökala.“
    „Sie ist's, sie ist's!“ rief Steinbach. „Wo wohnt sie?“
    „Drüben, gegenüber“, antwortete der Lord.
    „Führen Sie mich!“
    „Wir dürfen nicht.“
    „Unsinn! Ich muß hinüber. Ihr begleitet mich alle; vielleicht brauche ich eure Hilfe.“
    Steinbach stürmte voran, die Treppe hinab, ihm nach die drei anderen, über die zwei Schritte breite Straße hinüber. Die Tür war verschlossen. Steinbach klopfte. Da wurde ein kleines Loch geöffnet, und eine alte Frau ließ ihr Gesicht sehen.
    „Was willst du?“
    „Laß mich ein! Hier hast du!“
    Er schob der Alten ein Goldstück durch das Loch hinein.
    „O Allah!“ rief diese aus. „Gold! Tritt herein!“ Dann öffnete sie.
    „Ist Gökala da?“ fragte Steinbach eilig.
    Die Frau betrachtete ihn forschend und fragte:
    „Bist du Steinbach-Effendi?“
    „Ja. Hat sie von mir gesprochen?“
    „Ja. Ihr Mann kam. Sie mußte schnell zusammenpacken; dann gingen sie fort.“
    „Wohin?“
    „Ich weiß es nicht. Sie nahmen für immer Abschied. Gökala hat noch Zeit gefunden, mir dies Papier zu geben.“
    Damit überreichte sie ihm einen beschriebenen Zettel, auf dem die Zeilen standen:
    „Geliebter!
    Der Graf kam. Er schäumte vor Wut. Ich hörte von ihm, daß du ihn verfolgst. Vielleicht findest du dieses Haus, dann sind wir fort. Forsche aber ja nicht weiter, wenn du mich nicht ganz unglücklich machen willst. Gott behüte dich! Meine Seele bleibt bei dir.
    Deine Gökala.“
    „Und dennoch werde ich forschen und dich finden!“ rief Steinbach aus. „Du weißt also nicht, wohin sie sind?“
    „Nein“, antwortete die Alte.
    „Sie hatten doch Gepäck. Wer hat das getragen?“
    „Der Hammal, der stets an der Ecke dieser Straße steht.“
    „Den suche ich. Kommen Sie, Wallert. Und Sie, Lord, rüsten Sie sich zur schleunigen Abfahrt. Wir treffen uns auf der Jacht.“
    Dann eilte Steinbach mit Wallert fort. An der Straßenecke stand der Hammal. Steinbach kannte den Schlüssel zur Zunge dieser Leute. Er gab ihm ein ansehnliches Geschenk und fragte nach dem Grafen und Gökala. Der Packträger sah das Goldstück schmunzelnd an und erwiderte:
    „Ich soll es nicht verraten; aber der Herr ist mit der Frau nach der Sikket el Hadid (Eisenbahn). Eine Schwarze war dabei. Auf dem Bahnhof kam noch ein Herr zu ihnen. Sie stiegen ein und nahmen Karten nach Alexandrien. Ich hörte es.“
    Steinbach eilte weiter. Unterwegs gab er Wallert die Weisung:
    „Gehen Sie in das Hotel, und lassen Sie alles Gepäck nach dem Bahnhof schaffen. Ich muß zum Vizekönig um Bericht zu erstatten über meine Erfolge bei den Beduinen. Mit seiner Hilfe werde ich leicht einen Haftbefehl gegen diejenigen erhalten, die ich festnehmen lassen will.“
    Dann trennten sie sich.
    Als Steinbach nach etwas über einer Stunde in das Hotel zurückkehrte, glänzte auf der Brust seines schmutzigen Anzuges ein hoher Orden. Er trieb die anderen zur Eile an und sagte ihnen, daß er auf dem Bahnhof zu ihnen stoßen werde. Von da begab er sich auf die Polizei, die nach Vorzeigung der vizeköniglichen Verordnung sofort den Telegraphen nach Alexandrien spielen ließ.
    Darauf eilte er zur Jacht, dessen Esse bereits dampfte. Der Lord war reisefertig an Bord.
    „Sie dampfen nilabwärts“, sagte Steinbach, „und zwar mit möglichster Schnelligkeit und benutzen den Kanal nach Alexandrien.“
    „Wo treffen wir uns da?“
    „Am Kai, wo ich Sie erwarte oder erwarten lasse. Aber in Damanhur können Sie einmal aussteigen und auf der Polizei nach mir fragen. Sollte ich Sie in irgendeiner Beziehung zu benachrichtigen haben, so finden Sie dort meine Weisung.“
    Ein kurzer Abschied, und dann eilte Steinbach nach dem Bahnhof. Er wußte nicht, wann die Züge gingen, und erfuhr zu seinem Leidwesen, daß er volle sechs Stunden zu warten habe.
    Nun verlangte er eine Extramaschine; aber eine solche war leider nicht zu haben, eine Folge der ägyptischen Zustände. Es blieb also den Reisenden nichts anderes übrig, als ihre Ungeduld zu beherrschen. Dieser Aufschub aber erlaubte doch wenigstens einen ordentlichen Abschied von Hilal, der auch auf dem Bahnhof eingetroffen war.
    „Der Khedive will dich sehen“, sagte ihm Steinbach.

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