51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
hinüber:
„Fahrzeug ahoi! Woher?“
„Rosette“, antwortete Steinbach.
„Wohin?“
„Zur ‚Bouteuse‘.“
„Zu mir? Was wollt ihr?“
„An Bord. Ich bitte, beizudrehen.“
„Was habt ihr an Bord zu tun?“
„Flüchtlinge suchen.“
„Die sind da.“
„So bitte ich um die Auslieferung derselben.“
„Verrückte Idee! Ihr seid ein Deutscher?“
„Ja.“
„Gut, so macht, daß Ihr mir von der Seite kommt, sonst mache ich eine Wendung und dampfe Euch auf den Grund!“
„Verdammter Franzose!“ fluchte der Lord. „Was ist zu tun, Mister Steinbach?“
„Er braucht uns die Leute allerdings auf offener See nicht auszuliefern; aber wir brauchen ja nur in seinem Fahrwasser zu bleiben. Auf Kandia legt er an; da befindet er sich also in einem Hafen, und dort muß er der Polizei gehorchen.“
„Gut, bleiben wir also in seinem Wasser!“
„Nur nicht zu nahe“, meinte der Steuermann. „Dieser Kerl ist sonst imstande, Rückdampf zu geben und uns in Grund zu bohren, wie er gedroht hat.“
„Ich glaube gar, da oben auf Deck stehen sie!“ meinte der Lord.
Und es war auch so. An dem Schiffsgeländer lehnten der Graf und der Pascha und winkten hohnlachend mit ihren Tüchern herab.
„Recht so!“ rief ihnen der Kapitän zu. „Jetzt sind die Affen an der Quelle und dürfen doch nicht saufen. Das gibt mir ganz besonderen Spaß, weil dieser Steinbach, von dem Sie mir erzählt haben, so ein verdammter Deutscher ist.“
„Aber Kapitän, der Kerl ist kein Dummer! Er ist klug und wird uns auf der Ferse bleiben, bis wir einen Hafen erreichen, und dann sind Sie gezwungen, uns auszuliefern.“
„Pah! Der Kerl denkt, ich fahre nach Kandia, was freilich auch der Fall ist. Aber wenn Sie noch fünfhundert Franken bezahlen, so kommt es mir auf einen Umweg nicht an.“
„Die fünfhundert sollen Sie haben, natürlich aber erst dann, wenn wir in Sicherheit sind.“
„Versteht sich! Ein Franzose verkauft niemandem die Katze im Sack.“
„Wohin werden Sie uns da bringen?“
„Ich warte, bis es dunkel ist, und mache dann eine Schwenkung nach Nord, die dieser Deutsche nicht bemerken kann, weil er sich hüten muß, ganz nahe an uns heranzukommen. Darauf bringe ich sie nach Rhodos, von wo es ihnen freisteht, sich dahin zu wenden, wohin es ihnen beliebt. Der Deutsche mag sich nur die Augen aussuchen, ich habe nichts dagegen. Und begegne ich ihm später, so werde ich ihm eine Nase machen, die länger als mein Bugspriet sein soll.“
Der französische Kapitän aber hatte seine Rechnung ohne Steinbach gemacht. Dieser lehnte an der Brüstung der Jacht und behielt das Frachtschiff scharf im Auge; er sagte sich, daß der Franzose es als eine Ehrensache betrachten werde, die Passagiere nicht auszuliefern. Da er nun, falls er in Kandia anlegte, nichts gegen die Ergreifung derselben tun konnte, so lag für Steinbach der Gedanke nahe, daß der Franzose lieber gar nicht nach dieser Insel gehen, sondern das Dunkel der Nacht benutzen werde, um die Passagiere an einem anderen, sicheren Ort abzusetzen.
Der Steuermann hielt die Jacht jetzt in ziemlicher Distanz von dem Dampfer und folgte diesem in ganz gleicher Schnelligkeit. Jetzt befahl Steinbach einen der Matrosen an die Logleine, um die Schnelligkeit zu messen, in der sich die beiden Dampfer fortbewegten. Es stellte sich heraus, daß sie nur zwölf Seemeilen in der Stunde zurücklegten; da nun die Entfernung zwischen Rosette und Kandia ungefähr dreihundert Seemeilen beträgt, so waren seit der Abfahrt fünfundzwanzig Stunden erforderlich, um den letzteren Ort zu erreichen. Behielt man die gegenwärtige Schnelligkeit bei, so war man also ungefähr morgen um die Mittagszeit in Kandia.
Da aber verminderte der Franzose plötzlich seine Schnelligkeit um neun Knoten; das war höchst auffällig. Steinbach ging zum Steuermann, um ihn auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Derselbe meinte kopfschüttelnd:
„Unbegreiflich! Bei dieser Langsamkeit kommt der Franzose erst morgen des Nachts nach Kandia, und das kann er doch nicht beabsichtigen.“
„Nein, das beabsichtigt er jedenfalls nicht. Ich meine vielmehr, er will uns eine Nase drehen. Er fährt langsamer, um nicht zu weit nach West zu kommen und seine Passagiere heute während der Nacht an einem östlichen Ort auszuschiffen, vielleicht also in Rhodos oder auch auf Karpathos.“
„Richtig, richtig so wird es sein! Es gibt gar keinen anderen Grund für ihn, seine Schnelligkeit zu vermindern. Aber ich werde ihm ein
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