Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
weiter.
    Es war gewiß eigentümlich, daß dieser Bär in richtigen Worten und Sätzen brummte. Noch eigentümlicher war es, daß in seinen Worten sich eine so scharfe Überlegung kundgab. Am eigentümlichsten aber war der Umstand, daß er ganz regelrecht in deutscher Sprache brummte.
    Er war kaum zwanzig kurze Schritte weitergekommen, so blieb er abermals stehen, aber schnell, plötzlich, mit einer heftigen Bewegung, wie einer, der über irgend etwas in sehr lebhafte Verwunderung gerät.
    „Sapperment! Was ist das? Rieche ich recht?“
    Er begann wieder zu schnüffeln, aber sehr sorgfältig, wie ein Feinschmecker, der auf der Straße vor einem halboffenen Küchenfenster vorübergeht, unwillkürlich stehenbleibt und die Luft in die Nase zieht, um zu erfahren, ob da drinnen Schnitzel à la Wien oder Schnitzel à la Holstein gebraten werden.
    „Wahrhaftig!“ brummte er weiter. „Es riecht nach Fleisch, hier sitzt irgend jemand beim Feuer und macht sich einen Braten. Und was für Braten ist es? Das muß ich wissen.“
    Er schnoberte jetzt in langen Zügen vor sich hin. Endlich schien er ins reine gekommen zu sein, denn er brummte:
    „Das ist kein Büffelfleisch, auch kein Peccari, auch kein Racoon, kein Hirsch, kein Reh, kein wildes Huhn; es ist überhaupt kein Wild. Es ist wohl das allerzahmste, was es nur geben kann, denn ich will gefressen sein, wenn es nicht Schaffleisch ist, dessen Duft mir die Nase verunstaltet. Pfui Teufel, hier im Urwald Schöpsenfleisch zu essen! Entweder frißt da ein Schafskopf den anderen, das heißt, irgendein dummer Kerl spielt den Jäger und hat kein Geschick dazu, oder es handelt sich um etwas Schlimmeres. Wollen sehen!“
    Er schlich schnüffelnd weiter, immer dem Geruch entgegen. Dann kicherte er leise, so daß er es selbst kaum hören konnte, und sagte dabei:
    „Hm! Ich bin der ehrsame Knopfmachergeselle Samuel Barth aus Herlasgrün in Sachsen, und als Sachse werde ich mich doch auf diesen Duft verstehen! Jetzt kocht sich der Kerl gar Kaffee! Na, wer hier Kaffee trinkt, der ist kein Indianerhäuptling. Ich glaube also nicht, daß – verflucht!“
    Bei dem letzten Wort, mit dem er sein Selbstgespräch ganz plötzlich abschnitt, tat er einen Sprung auf die Seite, den man ihm bei seiner Leibesfülle gar nicht zugetraut hätte, und duckte sich hinter den mächtigen Stamm einer tausendjährigen Buche nieder.
    Weshalb tat er das? Oh, er wußte sehr wohl, was er tat, dieser Bär, der der deutschen Sprache so mächtig war und sich einen Knopfmachergesellen aus Herlasgrün in Sachsen nannte!
    Nach wenigen Augenblicken war ein leises, leises Rauschen zu vernehmen, fast, wie wenn ein Luftzug durch den Wald streicht. Dieses Geräusch näherte sich und fand sein Ende gerade vor der Buche, hinter der Samuel Barth steckte. Dann flüsterte jemand in englischer Sprache und mit amerikanischem Jargon:
    „Jetzt riecht man es deutlich.“
    „Ja“, antwortete eine andere, ebenso leise Stimme. „Man macht sich einen Braten.“
    „Wovon?“
    „Hm! Der Geruch ist mir fatal. Ich glaube, man findet ihn nur da, wo gewisse Tiere, von deren Verstand man nicht viel hält, mit Lupinen gefüttert werden.“
    „Also Schaf?“
    „Ja, gewiß.“
    „Ich bin derselben Ansicht. Aber höre, mir kommt die Geschichte verdächtig vor. Schaffleisch im Urwald!“
    „Es ist gestohlen.“
    „Natürlich! Wir haben es also mit Dieben zu tun.“
    „Vielleicht mit noch schlimmeren Leuten.“
    „Oh, es können auch Greenhorns sein!“
    Greenhorn nennt nämlich der Präriejäger einen jeden, der ein Neuling ist und nichts versteht.
    „Das glaube ich nicht“, meinte der andere. „Greenhorns gibt es hier an der Indianergrenze nicht. Wer hier im Wald steckt, der ist kein Neuling. Wann aber ißt ein erfahrener Jäger zahmes Fleisch?“
    „Wenn er kein wildes hat.“
    „Unsinn! Du weißt ebenso gut wie ich, was ich meine. Ein Jäger greift nur dann zu solcher Nahrung, wenn er sich scheut, Wild zu schießen, weil er durch den Schuß seine Anwesenheit verraten würde. Wir haben es also mit Leuten zu tun, die es nötig haben, das Licht des Tages zu scheuen.“
    „Danke für das jetzige Licht! Es ist so stark dunkel, daß ich kaum dich ahnen kann. Riechst du? Sie haben auch Kaffee!“
    „Ja. Sie scheinen es sich gemütlich zu machen.“
    „Jedenfalls müssen wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Schleichen wir uns an!“
    „Gut! Aber nicht schießen, wenn wir uns vielleicht wehren müssen! Das Bowiemesser ist

Weitere Kostenlose Bücher