51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Schnippchen schlagen.“
„Inwiefern?“
„Ich dampfe ihm voraus, damit er denkt wir gehen schnell nach Kandia, um ihn dort zu erwarten und abzufangen; aber ich entferne mich nur so weit von ihm, daß ich ihn im Auge behalten kann, während er uns nicht mehr sieht, da unsere Jacht zu klein ist. Er wird dann sofort den Kurs ändern, und wir folgen ihm, er mag fahren, wohin er will.“
Dieser Plan hatte natürlich Steinbachs volle Zustimmung und er zeigte sich auch bald als sehr gut ausgedacht, denn kaum war die Jacht im Westen verschwunden, so ließ der Franzose nach Norden halten, gerade auf Rhodos zu. Er ahnte nicht, daß er von Steinbach beobachtet sei und nun von demselben aus sicherer Ferne verfolgt werde.
Nach Rhodos von Rosette sind es zweihundertundachtzig Seemeilen, und da der Franzose jetzt wieder vollen Dampf gab und nun sechzehn Meilen in der Stunde machte, so ließ sich erwarten, daß er bei Anbruch des Morgens die erwähnte Insel erreichen werde.
Diese Berechnung erwies sich als richtig. Als die Nacht vergangen war und der Tag anbrach, sahen sie vor sich die Bergkuppen von Rhodos auftauchen; links aber lag der langgestreckte Karpathos.
„Da haben wir unser Ziel“, sagte der Kapitän zu dem Russen und dem Pascha, die bei ihm standen. „Dieser Deutsche soll sich totärgern, wenn er bemerkt, wie ich ihn überlistet habe!“
Fast gerade im Kurs lag ein Fischerboot in See, das das Segel fallen gelassen hatte und nun sich mit den Netzen von den Wellen treiben ließ. Drei Männer saßen darin. Der Franzose war doch kein Dummkopf. Er dachte daran, daß doch vielleicht irgendein Schiff im Hafen von Rhodos liegen könne, von dem Steinbach beim zufälligen Zusammentreffen erfahren werde, wo die von ihm Gesuchten abgesetzt worden seien. Er ließ daher stoppen und fragte die Fischer, was für Schiffe im Hafen seien.
„Nur türkische und griechische Segler“, lautete die Antwort, „außer einer englischen Dampfjacht, die vor anderthalb Stunden hier vorüberkam.“
„Wie hieß sie?“
„Lord Eaglenest.“
„Donnerwetter!“ wandte sich der Kapitän zu den beiden Passagieren. „Dieser verdammte Steinbach hat uns durchschaut und ist uns vorangedampft.“
„Was tun wir da? Wieder umkehren?“
„Nein. Er würde es merken und uns wieder folgen. Er hat uns noch nicht gesehen. Ich fahre nach Karpathos und setze euch dort ab, wo ihr in größter Sicherheit eine weitere Gelegenheit abwarten könnt. Dann dampfe ich nach Rhodos und kehre, sobald ich ihn sehe, um, als ob ich fliehen wolle. Er wird schnell hinter mir her sein, und ich beschäftige ihn solange, bis ihr in Sicherheit seid. Vor allem aber müßt ihr diesen Fischern ein Geschenk geben, damit sie nicht verraten, daß wir hier gewesen sind.“
Auf einen Zuruf kam einer der Fischer auf dem kleinen Nachen, den sie anhängen hatten, herbei und erhielt seine Instruktion nebst dem Trinkgeld. Dann hielt der Franzose nach Karpathos hinüber, hinter dessen Vorgebirge er verschwand, um erst nach zwei Stunden wieder zu erscheinen und nun auf Rhodos zuzuhalten. Kaum war der Hafen der Stadt in Sicht und der Franzose im Begriff, in denselben einzulaufen, so erschien die Jacht des Lords, deren Insassen nun ihres Fanges sicher zu sein wähnten. Aber der Franzose wandte sofort um und dampfte wieder zum Hafen hinaus, sich das Ansehen gebend, als ob er vor der Jacht die Flucht ergreife.
„Alle Teufel!“ rief der Lord. „Er geht uns wieder aus dem Garn! Was ist da zu tun?“
„Unangenehm, höchst unangenehm!“ meinte Steinbach. „Wenn der Hafen nicht so klein wäre, hätten wir uns verstecken können, bis er die Anker niedergelassen hätte, dann konnte er nicht wieder fort. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als ihm abermals zu folgen.“
Also begann die Fahrt in westlicher Richtung von neuem. Steinbach ahnte nicht, daß diejenigen, die er ergreifen wollte, bereits den Franzosen verlassen hatten. Er folgte diesem an Karpathos vorüber auf dem Kurs nach Kandia. Auf offener See war nichts zu tun, man mußte warten, bis der Franzose in einen Hafen einlief.
So verging der ganze Tag. Als der Abend herangekommen war, stoppte der Franzose die Maschine und drehte bei, die Jacht ganz nahe herankommen lassend.
Nach einer kurzen Beratung bat Steinbach, die kleine Jolle auszusetzen und ihn hinüber nach dem Franzosen zu rudern. Der Kapitän desselben ließ auf Anrufen die Falltreppe nieder und empfing ihn nebst Wallert und Normann mit übermäßiger, aber
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