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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn die Erfindung war von mir.“
    „Und was tatet Ihr?“
    „Was sollte ich tun? Ich war ganz verzweifelt und fragte die Auguste, wer ihr lieber sei, er oder ich. Ich drang auf Entscheidung.“
    „Und wie entschied sie sich?“
    „Für ihren Guido. Er führte nämlich den schönen Namen Guido, und weil ich nur Samuel hieß, so hatte er schon deshalb die Partie gewonnen. Die Auguste war ja sehr poetisch veranlagt, wie ich bereits gesagt habe, und so ist es kein Wunder, daß ihr ein Guido lieber war als ein Samuel.“
    „Habt Ihr Euch etwa ruhig gefügt?“
    „Ruhig? O nein! Ich bin sehr unruhig nach Hause gegangen, nämlich nach Herlasgrün. Aber am anderen Tag, das war ein Sonntag, war ich abends wieder in Ruppertsgrün. Ich traf sie an der Saale und stellte ihr die Sache vor. Sie hörte mir auch ganz bereitwillig und verständig zu, und als ich fertig war, sagte sie mir nun auch ihre Gründe. Sie wollte es sich mit ihren Eltern nicht verderben und mit dem Schullehrer auch nicht. Mir war sie gut, ihn aber hatte sie lieb. Ich konnte ihr nicht ganz unrecht geben, aber ich sagte ihr in überströmender Wehmut, daß ich nach Amerika gehen würde, wenn ich von ihr lassen müsse. Da zeigte es sich denn gleich, daß sie stets den Nagel auf den Kopf traf, denn sie war ganz einverstanden und bot mir gleich die vierundzwanzig Taler, die sie sich gespart hatte, als Reisegeld an. Das tröstete mich. Am anderen Morgen schickte sie mir das Geld, und ich schickte ihr einen Zettel mit dem Abschiedsverse:
    Meine Gustel laß ich hier;
Samuels Geist weilt stets bei ihr.“
    „Das hattet Ihr selbst geschrieben?“ fragte Tim.
    „Nein. Gedichtet hatte ich es, denn meine Adern sind sehr poetisch; aber das Schreiben war nicht meine starke Seite, und so ging ich zu dem Schullehrer und ließ mir die beiden Zeilen in Kanzleischrift auf einen Neujahrsbogen schreiben. Ich habe ihm zwanzig Pfennige dafür bezahlt.“
    Die beiden Jäger mußten sich alle Mühe geben, nicht in ein lautes Gelächter auszubrechen. Jim aber erkundigte sich:
    „War das derselbe Lehrer, der auf dem Stall gestanden hatte?“
    „Ja.“
    „Und den, den habt Ihr es schreiben lassen?“
    „Warum nicht? Ich brauchte den Reim, und er brauchte die zwanzig Pfennig. Zwei Tage später bin ich fort. Ich hatte mir auch ein Sümmchen gespart. Familie und Verwandte gab es nicht, die mich hätten festhalten können, ich hatte weder Kind noch Kegel, und so fuhr ich im Zwischendeck nach Amerika. Ich fuhr gleich bis Cincinnati, wo ich drei Monate arbeitete. Dann ging ich nach Saint Louis, wo ich ein halbes Jahr blieb. Nachher verdingte ich mich als Fuhrmann bei einer Santa Fé-Karawane. Da lernte ich den Westen und die Prärie kennen und habe mich auch nicht wieder zurückgesehnt.“
    Sam hatte die Geschichte seiner unglücklichen Liebe in ironischem Ton, sich selbst geißelnd, erzählt. Jetzt lachte er leise vor sich hin und fuhr fort:
    „Das war meine erste und einzige Liebe. Und damit ich stets an sie erinnert werde, habe ich hier meiner Büchse den Namen Auguste gegeben. Auch sie ist glühend und feurig und auch sie trifft stets den Nagel auf den Kopf, wie die da drüben in Ruppertsgrün. Hier, seht sie euch an!“
    Er hielt den beiden die Flinte hin. Das Gewehr hatte ein sehr eigentümliches Aussehen. Es war jedenfalls jahrzehntelang nicht geputzt worden. Beim Zuschlagen mit dem Kolben waren verschiedene Stücke desselben abgebrochen und durch neue ersetzt worden, welche ein darumgelegtes eisernes Band zusammenhielt. Ein mit den westlichen Verhältnissen Unbekannter hätte es gar nicht für möglich gehalten, daß aus diesem Gewehr, ohne größte Lebensgefahr für den Schützen selbst, ein Schuß abgefeuert werden könne. Aber der Präriejäger weiß, was eine solche Waffe zu bedeuten hat und nimmt sie nur mit größter Ehrfurcht in die Hand.
    Ein solches altes Schießeisen ist vielleicht früher eine prachtvolle Kentuckyrifle gewesen. Sie ist niemals aus der Hand ihres Besitzers gekommen, sie hat ihm hundert Mal das Leben gerettet, aber sie ist im Lauf der Zeit und in den tausenderlei Gefahren, die sie mit ihm durchgemacht hat, ebensooft wie er verwundet und beschädigt und immer wieder geflickt und ausgebessert worden. Der Besitzer hat sie studiert, er liebt sie, er mag keine andere Flinte haben; er kennt sie, er ist in ihre kleinste Eigentümlichkeit eingeweiht, und sooft er sich ihrer bedient, so oft tut er einen Meisterschuß, während ein Unbekannter allerdings

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