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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wohin. Darf ich nun auch vielleicht Euren Namen erfahren?“
    „Ich heiße Walker.“
    „Danke! Jäger seid Ihr wohl nicht?“
    Der Fremde hatte nämlich einen grauen, fast städtischen Anzug an. Er sah gar nicht aus, als ob er aus der Prärie komme oder lange im Wald umhergestrichen sei. Er antwortete in scheinbar unbefangenem Ton:
    „Früher war ich es, jetzt treibe ich aber Agenturgeschäfte.“
    „In Tabak? Baumwolle?“
    „In allem, was sich mir bietet. Doch Ihr spracht ja davon, mir etwas zu essen zu geben!“
    „Das hätte ich beinahe vergessen. Verzeiht!“
    Sam nestelte eine Ledertasche von seinem Lasso los, öffnete sie und zog ein Stück dunklen Fleisches hervor.
    „Was ist das?“ fragte Walker.
    „Bärenschinken, an der Luft getrocknet.“
    „Das ist gut. Zeigt her!“
    Er schnitt sich ein Stück davon ab und begann zu essen. Sein Gewehr, das er mit aus dem Kanu gebracht, lag ihm quer über dem Knie. Es schien ihm zu schmecken. Während er das harte Fleisch kaute, meinte er:
    „Also bezahlen wollt Ihr mich. Geld hat aber selten ein Jäger bei sich. Was habt Ihr?“
    „Vorher fragt es sich, wieviel Ihr bis Van Buren verlangt.“
    „Zwei Dollar.“
    „Ihr seid verrückt!“
    „Wieso?“
    „Könnte ich laufen, so wäre ich in fünf Stunden dort. Ihr braucht nicht zu rudern, das Boot treibt ganz von selbst, und doch verlangt Ihr eine solche Summe!“
    „Wenn sie Euch zu hoch ist, so bleibt hier sitzen! Jede Arbeit und jeder Dienst muß bezahlt werden.“
    „Da habt Ihr sehr recht. Das Stück Bärenschinken zum Beispiel, welches ihr gegessen habt, kostet fünf Dollar.“
    „Seid Ihr toll?“
    „Ebensowenig als Ihr verrückt seid. Ihr sagt ja selbst, daß alles bezahlt werden muß.“
    „Ich denke, Ihr gebt es mir umsonst?“
    „Und ich dachte, Ihr würdet mich umsonst mitnehmen.“
    „Das ist etwas anderes. Und dazu volle fünf Dollar für dieses Stückchen Fleisch!“
    „Zwei Dollar für diese kurze Strecke! Es macht eben ein jeder seine Preise, wie es ihm gefällt.“
    „Ich zahle nichts.“
    „Ihr werdet wohl zahlen.“
    „Fällt mir gar nicht ein.“
    „So pfände ich Euch.“
    „Pah! Ich möchte wohl wissen, wie Ihr das anfangen wolltet, Ihr, ein verletzter Mann, der nicht laufen kann.“
    Er zog sein Gewehr fester an sich, damit es ihm von Sam nicht entrissen werden könne. Dieser lachte geringschätzig auf und antwortete:
    „Da kennt Ihr Sam Barth denn doch zuwenig. Er weiß stets genau, was er tut.“
    „Nun, was werdet Ihr denn tun, wenn ich mich weigere, Euch zu bezahlen?“
    „Ich pfände Euch Euer Gewehr ab.“
    „Versucht das doch einmal!“
    Er sprang auf, in der Meinung, daß Sam sich nicht so schnell bewegen könne. Dieser blieb ruhig sitzen und sagte, gemütlich lachend:
    „Ja, ich bin dicker als Ihr, und außerdem habe ich einen lahmen Fuß; ich könnte Euch also wohl nicht nacheilen, wenn Ihr mit dem Gewehre davonlieft. Aber das werdet Ihr nicht tun.“
    „Meint Ihr?“ fragte Walker in höhnischem Tone.
    Dieser war eine Durchschnittspersönlichkeit, ein Dutzendmensch. Und doch hatte er etwas in seinem Gesicht, was sofort auffiel, ohne daß man es zu definieren vermochte. Wer diese Physiognomie einmal gesehen hatte, der vergaß sie nicht leicht wieder.
    „Nein“, antwortete Sam. „Ihr lauft mir nicht davon. Ihr nehmt mich ja mit nach Van Buren.“
    „Den Teufel werde ich! Es fällt mir gar nicht ein, Euch mitzunehmen. Zwei Dollar habe ich verlangt; fünf wollt Ihr haben, so hätte ich Euch also drei herauszugeben und müßte Euch noch einen Platz im Kanu einräumen. Das paßt mir natürlich nicht!“
    Sam hatte gesehen, daß sich hinter Walker die beiden Brüder durch das Gebüsch schoben, so geräuschlos, daß er gar nichts bemerkte. Jetzt standen sie hinter ihm. Sam war also seiner Sache gewiß. Er antwortete:
    „So muß ich Euch wirklich das Gewehr abpfänden.“
    „Ich habe Euch doch bereits gesagt, daß Ihr es versuchen sollt.“
    „Oh, es wird nicht nur bei dem Versuche bleiben. Ich hoffe, Ihr habt genug von mir gehört, um zu wissen, daß ich meinen Worten Nachdruck zu geben verstehe. Ich denke also, daß Ihr mir das Gewehr freiwillig überlassen werdet.“
    „So dumm bin ich nicht. Nehmt es Euch! Gute Nacht!“
    Er wandte sich zum Gehen.
    „Ich habe es schon!“ lachte Sam.
    Und wirklich, er hatte es auch in diesem Augenblick. Es war Walker von hinten entrissen und dem dicken Trapper zugeworfen worden.
    Walker wußte nicht, wie ihm geschah.

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