51 - Mord auf Kregen
mich während meines ganzen Lebens auf Kregen verfolgt. Bis zum heutigen Tag verfolgen mich die Erinnerungen an viele Schlachten und Scharmützel. Jegliches Blutvergießen widerstrebt mir, selbst wenn es sich um das Blut bösartiger Leute handelt, die mich und meine Freunde töten wollen. Aber Vaol-paol, das große Rad des Lebens und des Todes, dreht sich gnadenlos. Wir hatten diesen Kampf nicht gewollt, aber wir mußten kämpfen.
Ich schlug zu, sprang beiseite und schlug erneut zu, und die ganze Zeit über war ich mir voll bewußt, daß diese Schnarler aus dem Sumpf lediglich ihren Instinkten und ihrem Lebensstil gehorchten. Wie der Skorpion taten sie das, was sie taten, weil sie waren, was sie waren.
Und dennoch, bei der widerwärtigen Leber und dem schwindenden Augenlicht Makki-Grodnos, da sie Didi und Velia töten wollten, ganz zu schweigen von Seg und Rollo und den anderen Mitgliedern unserer friedlichen Gruppe, mußte man sie aufhalten. Für immer.
Der verdammte Skorpion aus der Fabel hatte sich für eine Menge zu verantworten, bei Krun!
Unsere Verteidigung war so verbissen, und die Schnarler erlitten so große Verluste, daß ihr Angriff ins Stocken geriet. Auf meiner Seite zogen sie sich ein Stück zurück. Ihre quakenden, kreischenden Schreie ertönten weiterhin, ein mißtönendes Konzert, das sich aus schierem Haß, Wagemut und dem Verlangen zusammensetzte, den Gegner einzuschüchtern. »Nein! Didi!« Seg hatte den Schrei ausgestoßen, und er klang wie ein ausbrechender Vulkan.
Ich fuhr herum. Didi kauerte auf einem Knie. Ihre blutverschmierte Klaue umklammerte den Speer eines Krötenmannes. Das Rapier hatte sie verloren. Der Schnarler hob die andere Hand. Stahl funkelte unheilverkündend im Licht der in Bewegung geratenen Laternen.
Ohne eine bewußte Entscheidung zu treffen, allein vom Instinkt geleitet, riß ich das Wurfmesser aus der Scheide hinter der rechten Schulter und warf es.
Ein verfluchter, vom Teufel geleiteter Schnarler trat zwischen Didi und mich. Die weißen Hautfalten an seiner Kehle pulsierten, als er seine Krötenschreie ausstieß. Der Terchick bohrte sich in das fette vibrierende Fleisch, blieb dort stecken und warf ihn zu Boden. Aber Didi stand ihrem Angreifer jetzt allein gegenüber und versuchte sich vergeblich zu verteidigen, während der Krötenmann den Dolch nach unten sausen ließ.
In diesem Augenblick hob Hikdar Frazan die Krozair-Klinge, ergriff die Gelegenheit und warf sie.
Die tödliche, funkelnde Klinge bohrte sich in dem Moment in den Krötenmann, als sein Dolch zustieß.
Der Schnarler wurde blutend nach hinten geschleudert. Mit einem Sprung wie ein Leem war Frazan über ihm. Sein Dolch vollendete das Werk, das sein Krozair-Langschwert begonnen hatte. Der Krötenmann zuckte noch einmal.
»Didi!«
Der verzweifelte Aufschrei kam von Velia, die gerade mit drei Schnarlern beschäftigt war, die von vorn und der Seite kamen. Noch während ich mich in Bewegung setzte und sich meine Eingeweide vor schrecklicher Sorge verkrampften, kam Rollo wie aus dem Nichts angesprungen. Sein Drexer, der mit gewissenhafter Kunstfertigkeit geschwungen wurde, grub sich in den Schnarler, der vor Velia stand. So hatten die beiden nun diese Flanke gedeckt, so daß ich – mit der nötigen Demut und einem farbigen Chustofluch, wie ich zugeben muß – den Krötenmännern entgegenlaufen konnte, die durchgebrochen waren, um Didi ernsthaft zu gefährden.
Was dann geschah, war nicht hübsch. Nun, bei Zair, Kampf und Krieg bieten nur wenig, was man als hübsch bezeichnen könnte. Mir kam es so vor, als ginge der Waffengang plötzlich in aller Stille weiter. Dabei war mir bewußt, daß ich Hiebe austeilte, zustieß, mich duckte, herumfuhr, um Krötenmänner von der Seite aufzuschlitzen. Natürlich spritzte überall Blut. Nach einiger Zeit vernahm ich Segs Stimme, die wie durch einen Schleier zu mir durchdrang. »Sie sind alle geflohen, mein alter Dom.« Er seufzte. »Didi lebt, aber sie ist verletzt.«
Ich zitterte am ganzen Leib; jedes Glied, jeder Teil, jedes Atom von mir zitterten. Didi!
Ich fuhr mir flüchtig über die Augen, drückte den Rücken gerade durch und fragte: »Wie schlimm?«
Segs starke, tiefe Stimme beruhigte mich. »Sie wird es überleben. Das Bad im Heiligen Taufteich von Aphrasöe garantiert, daß sie sich erholen wird. Trotzdem braucht sie schnell eine Nadelstecherin oder einen Nadelstecher. Und zwar sehr schnell, möge Erthyr der Bogen uns wohlgesonnen sein.«
Meine Sicht
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