Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
handelte keineswegs mit großer Feinfühligkeit. Ich hätte warten und lauschen sollen. Aber das tat ich nicht.
    Ich tat keines von beidem. Ich trat einfach die Tür auf und platzte hinein.
    Man hatte Ulana nackt ausgezogen. Dann hatte man sie auf einen hartlehnigen Stuhl gefesselt. Auf den Knebel hatte man allerdings verzichtet, denn sie sollte sprechen. Drei der schrecklichen Mütter der Verwüstung waren im Begriff, Ulana unaussprechliche Dinge anzutun. Ein frettchengesichtiger Polsim hielt ein Spitzentuch vor die Nase, während er ein Stück abseits stand, als ginge ihn das alles nichts an. Er trug braunes Leder, aber ich spürte, daß das nicht seine übliche Kleidung war.
    »Du wirst genau das sagen, was ich von dir verlange – Dernun!«
    Er konnte den Satz gerade noch beenden, bevor ich in den Raum stürmte.
    Auf der einen Seite des eleganten Raums lagen ein paar Tote und ruinierten den edlen Eindruck. Es waren Chuliks. Ihre ölige gelbe Haut sah noch fahler aus als sonst, die furchterregend in die Höhe ragenden Stoßzähne wirkten nur noch traurig. Ein einziger Blick verriet, daß man beide von hinten niedergestochen hatte. Das war also aus Ulanas Wächtern geworden.
    Eine Keramikschüssel mit Beeren war umgestoßen und ihr Inhalt bei dem kurzen hinterhältigen Kampf zertrampelt worden. Der scharfe Geruch der Beeren erfüllte die Luft des feinen Raumes und vermischte sich auf makabere Weise mit dem bitteren Gestank vergossenen Blutes.
    Ich blieb an der Türschwelle stehen. »Meine Damen. Wenn ihr jetzt still und friedlich geht, wird euch kein Schaden zugefügt werden.« Auf meinem Rapier und dem Dolch schimmerte dunkles Blut.
    »Und mit dir«, sagte ich und zeigte auf den Polsim, »will ich noch reden.«
    Als ich die Loge in der Vorhalle so eilig betreten hatte, um Ulanas Zimmer zu finden, hatte ich über die Leiche des toten Portiers steigen müssen. Es hatte sich um einen Och gehandelt. Vermutlich war er so harmlos wie eine flockige Schäfchenwolke am Sommerhimmel gewesen. Die Mütter der Verwüstung hatten ihn kurzerhand getötet. Sein Schädel war eingeschlagen und Blut und Gehirnmasse über den ganzen Boden verteilt worden. Das war ihr übliches Benehmen.
    Und was war nun mit Ulanas unerfreulicher Lage? Oder meiner höflichen Bitte, einfach zu gehen? Ha!
    Die drei Furien sahen im großen und ganzen genauso aus wie ihre Schwestern aus der Vorhalle. Sie hätten genausogut aus derselben Form gegossen sein können. Sie trugen übertriebene Insignien, die den Rang innerhalb ihrer Schwesternschaft verkündeten, so daß der goldene Rippasch an der Schulter der Rapa, die vortrat, vermutlich bedeutete, daß sie hier den höchsten Rang innehielt.
    »Mann! Steck deinen Jiktar und Hikdar weg! Du wirst gehen, nicht wir!«
    »Du wirst einen Schaden davontragen«, sagte die Kriegerin links von ihr.
    »Du wirst gehen – aber waagerecht«, sagte die Kriegerin rechts von ihr.
    Daß sie das Rapier und den linkshändigen Dolch als Jiktar und Hikdar bezeichnet hatte, verriet mir, daß sie sich mit Schwertern auskannte. Diese Begriffe benutzte man in den Kreisen der Schwertkämpfer.
    Die arme Ulana, die leichenblaß war und der die Fesseln die Haut einschnürten, stieß einen keuchenden Schrei aus. Tränen funkelten auf ihren Wangen. Sie war nicht am ganzen Körper leichenblaß, ihre Augen schimmerten rot. »Hilfe! Hil...«
    Die Mutter der Verwüstung, die ihr am nächsten stand, hieb ihr unbeteiligt den Handrücken über das blasse Gesicht. Ich stürmte vorwärts, die Klingen ausgestreckt.
    Es war schwierig, das gute alte Temperament unter Kontrolle zu halten. Es war schwierig, sich nicht einfach brüllend auf sie zu stürzen. Hier mußte das Schwerthandwerk an erster Stelle stehen.
    Sie zogen ihre Schwerter ziemlich schnell, und es ging los. Sie umkreisten mich und versuchten die üblichen Tricks. Die drei erwiesen sich als bessere Fechterinnen als ihre Schwestern. Oh, sie hatten nicht die gleiche Klasse wie ein paar mir bekannte Jikai-Vuvushis, aber unter normalen Umständen hätte ihnen ihre einschüchternde Wildheit einen Vorteil gebracht.
    Nachdem ich der ersten oberhalb ihres Lederarmbands einen Stich in den Arm versetzt hatte und ihre Nachbarin mit einem Ausfall verfehlte, der ihren Hals hätte durchbohren sollen, statt dessen aber nur ein Ohr zerschnitt, wurden sie vorsichtiger. Sie ließen die Klingen in der Hoffnung wirbeln, mich mit den Lichtreflexen zu blenden. Sie griffen nicht an, sondern beschränkten sie

Weitere Kostenlose Bücher