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52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Schwert der Mutter der Verwüstung pfiff bedeutend zu nahe an meinem Magen vorbei. Mein Rapier konnte die Klinge wieder abwehren; ich fragte mich, wie lange ich das noch schaffte.
    Hier war eine letzte Anstrengung gefordert. Der angewandte Trick war eine hübsche Variation der kreisenden und dann zuschlagenden Klinge, die den Gegner auf diese Art entwaffnet. Dieser Zug kam völlig unerwartet. Es endete damit, daß sich das Rapier in den Hals der Rapa bohrte.
    Als ich es herauszog, ertönte hinter mir ein dumpfer Schlag. Noch aus derselben Bewegung heraus sprang ich zur Seite und drehte mich um.
    Der Polsim flog durch die offene Tür ins Zimmer. Er blieb wie ein zerknüllter Putzlappen liegen. Er war nicht tot.
    Eine fröhliche Stimme sagte: »Er lebt noch, Pur Dray, wie es dein Wunsch war.«
    Zygon trat ein, das große Krozair-Langschwert ruhte auf seinem linken Unterarm. Er strahlte. Dann sah er das Wurfmesser.
    »Pur Dray! Du bist verwundet!«
    »Lahal, Pur Zygon. Oh, aye. Danke für den Polsim.«
    »Lahal. Aber ...«
    »Die Frau auf dem Stuhl ist die Dame Ulana Farlan. Kümmerst du dich um sie?« Das war keine Bitte. Für Zygon war Pur Dray Prescot der größte Krozair am Auge der Welt – was zugegebenermaßen vor langer Zeit gewesen war, vermutlich vor seiner Geburt. Aber für ihn kam das einem Befehl gleich. Er riß sich den Umhang von den Schultern.
    Bei der ganzen Aufregung hatte ich keine Zeit gehabt, mich über Ulanas Zustand in Kenntnis zu setzen. Mir war nur aufgefallen, wie tief die Fesseln ihr ins Fleisch schnitten. Sie hatte mit dem Weinen und Schreien aufgehört. Ihr Haar, das für gewöhnlich zu einem schmerzhaft engen Knoten am Hinterkopf zurückgebunden war, hatte sich gelöst. Nun umrahmte es ihr Gesicht auf eine wirklich hübsche Weise. Was ihre Figur anging, nun, ob Gentleman oder nicht, so etwas entgeht einem nun einmal nicht, selbst wenn man nur flüchtig hinschaut. Ich hatte sie immer für eine kleine graue Maus gehalten. Mit dem offenen Haar und den zur Schau gestellten Reizen ihres Körpers fragte ich mich ernsthaft, ob unser galanter Jiktar Yavnin vom vallianischen Luftdienst bei der kühlen Blondine Ahilya je soviel Wärme und Schönheit fände wie bei unserer Ulana. Nun ja, das ging mich nichts an.
    Das verfluchte Wurfmesser peinigte mich mittlerweile. Zygon befreite Ulana mit seinem Dolch von ihren Fesseln und bedeckte ihre Blöße mit seinem Umhang. Er war die Sachlichkeit in Person. Dann stützte er Ulana und wandte sich mir zu.
    »Ein Nadelstecher für dich, Majister, und eine Nadelstecherin für Lady Ulana.« Er ging zielbewußt auf die Tür zu; dabei bedachte er meine blutverschmierte Klinge mit einem Nicken. »Diese kleinen Piekser, die hier benutzt werden. Ich glaube, sie heißen Rapier. Nützlich ... hm ... wirklich nützlich. Aber ...«
    »Aye.« Noch war mir nicht schwindelig vom Blutverlust. »Aber eine Krozair-Klinge hätte ...«
    »Allerdings«, sagte Pur Zygon.
    »Übrigens, wie in einer Herrelldrinischen Hölle kommst du hierher?«
    »Die Briefe. Ich sah dich gehen und bin dir gefolgt. Dann habe ich dich für kurze Zeit aus den Augen verloren. Als ich die Leichen in der Vorhalle sah, witterte ich Gefahr.«
    Das war ein Beispiel dafür, welch einen Riecher ein Krozair für Gefahren hat!
    »Diese verflixten Briefe. Ich schreibe sie so bald wie möglich.«
    Er warf mir einen seltsamen Blick zu, und ich schüttelte den Kopf. Dann wollte er wissen, was mit dem Polsim geschehen sollte. Bis jetzt hatte sich kein Angestellter der Herberge sehen lassen, obwohl der Kampflärm verklungen war; also mußte man davon ausgehen, daß die Mütter der Verwüstung genauso mit ihnen umgesprungen waren wie mit dem Portier.
    Ich versicherte Zygon, ich könnte trotz des noch immer in der Schulter steckenden Messers gehen – was nicht ganz der Wahrheit entsprach –, und schlug vor, hier schnellstens zu verschwinden. Der Krozair von Zimuzz sah sich der Herausforderung gewachsen. »Ich trage den verdammten Polsim auf der Schulter.« Er verfiel in die ausgesprochene Liebenswürdigkeit eines wahren Krozairs. »Lady Ulana, wenn ich dich stützte, kannst du dann gehen?«
    Sie zog den Umhang enger um ihre Nacktheit. »Ja. Ich danke dir ...« Der Tonfall ihrer Stimme verriet die Tiefe des Schreckens, den sie gerade durchgemacht hatte. Sie hielt sich gut, unsere Ulana.
    Und so verließ unsere traurige kleine Prozession den Raum und schritt die Treppen hinunter. Wir begegneten niemandem.
    Da mir der

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