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52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Grund?
    Tralgan Vorner trat hocherhobenen Hauptes zum Tisch. Er ergriff den blutigen Kopf von Nath Swantram und hielt ihn in die Höhe. »Ich wollte diesen Mann tot sehen. Aye! Ich wollte ihn töten, weil er mir Schlimmes antat. Aber das ist auch schon alles.« Er schüttelte den abstoßenden Gegenstand. »Ich schwöre, ich war der festen Überzeugung, daß das Phantom für alle Zeiten tot war.«
    Yavnin bediente sich wieder dieses nüchternen und unerbittlichen Tonfalls. »Aber es ist offensichtlich, daß dies nicht der Fall ist.«
    Tobi mochte leichtsinnig und kein großer Denker sein. Aber er hatte eine durchtriebene Ader. Und so sagte er langsam: »Könnte es sein ... Ist es vorstellbar ... Könnte diese Thaumaturgin einen neuen Wirt gefunden haben?«
    Das brachte alle zum Schweigen.
    Schließlich sagte Tralgan Vorner zögernd: »Ich nehme an, es ist möglich. Sofern das Ungeheuer jemanden fand, der genug Haß in sich aufgestaut hatte.«
    Nun, wenn dem so war, würden wir es herausfinden, wenn Opaz die Zeit für gekommen hielt.
    Die ganze gefährliche Situation, in der diese tapferen Burschen zum Äußersten bereit gewesen waren, würde sich in eine sinnlose Debatte verwandeln, wenn nicht sofort jemand mit harter Hand durchgriff. Ich sah mich in dem flackernden Licht um, in dem Augen funkelten und Zähne weiß leuchteten. »Wir werden die Wahrheit früh genug entdecken, bei Vox! Und jetzt ...« Ich zeigte auf die rückwärtige Wand. Ein Wandteppich hing schief. »Da ist eine Tür.« Ich ging zielstrebig darauf zu.
    Das mußte der geheime Fluchtweg sein. Die anderen folgten mir. Die Tür öffnete sich zu einer steinernen Wendeltreppe, die hinunter in die Dunkelheit führte. »Fackeln!« bellte ich und machte mich ohne Zögern an den Abstieg.
    Als das Fackellicht die unmittelbare Umgebung erhellte, waren in dem Staub deutlich Fußspuren zu erkennen. Sie waren ziemlich klein und verwischt. Am unteren Ende der Wendeltreppe führte eine Tür in ein Bootshaus, dessen Strebepfeiler aus Ziegeln gemauert waren.
    Das Wasser schimmerte schwarz. Ein Boot schwamm neben dem Kai. Die Stille war bedrückend. »Der opazverlassene Rast ist diesen Weg gegangen, soviel ist sicher«, erklärte Yavnin. Seine Stimme verursachte ein unheimliches Echo.
    »Und er hat ein eigenes Boot mitgebracht.« Naghan Raerdu blickte sich um, wie immer auf der Suche nach Spuren. Aber es gab keine Spuren.
    »Wir nehmen dieses Boot«, sagte ich energisch. »So kommen wir unbeschadet hier weg. Später können wir dann in aller Ruhe über die Ereignisse nachdenken und wie es weitergehen soll. Wenda!«
    Chuliks sind nicht gerade die geschicktesten Seeleute, und so hockten sie sich dichtgedrängt in die Bootsmitte. Die Deldars sowie Tobi und Yavnin ergriffen die Ruder. »Sinkie«, befahl ich kurz angebunden, »du setzt dich neben mich.«
    Sie hockte sich neben mich auf die Heckducht, als ich das Steuerruder ergriff. Die anderen kletterten geschickt an Bord, und Naghan stieß uns ab.
    Tralgan Vorner, der in den Schatten wie ein zusammengekrümmter Schemen dasaß, beugte sich zu mir nach hinten.
    »Jis. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist. Die Schreie des Phantoms brachen wie abgeschnitten ab. Das ist die Wahrheit. Ich weiß nicht, wie das hier geschehen konnte, aber ...«
    »Laß es auf sich beruhen, bis das Licht der Sonnen wieder auf uns scheint, Tralgan.«
    Vor meinem inneren Auge stand noch immer ein schreckliches Bild, das sich in meine Erinnerung einbrannte. Nath Swantrams Kopf, vom Körper abgetrennt, sauber auf den Tisch gelegt, war ein Anblick, der mich noch lange Zeit verfolgen würde. Die Narbe in seinem Gesicht schien viel ausgeprägter gewesen zu sein als zu seinen Lebzeiten. Er war ein Schurke gewesen und hatte ein schreckliches Ende gefunden. Einige würden sagen, daß die Gerechtigkeit ihren Lauf genommen hatte. Aber war das die Art von Gerechtigkeit, die wir in unserem neuen Vallia brauchten?
    »Pullt!« Der Befehl ertönte rauh und hallte von den Steinwänden wider. Die Ruderblätter tauchten ins Wasser, und wir glitten hinaus auf den Kanal.
    Wolken versperrten das Licht der Zwillinge, unser Fackelschein funkelte auf dem Wasser. Die Öffnung des geheimen Bootshauses war geschickt verborgen gewesen. Man hätte dutzendemal vorbeirudern können, ohne es zu entdecken.
    Niemand sprach. Die Ruderblätter tauchten ein und wurden durchgezogen, das Wasser geriet in Bewegung, das Boot bewegte sich vorwärts. Die Nacht schien die Geräusche des

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