52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
bleiben extrem zögerlich. Immer wieder hören wir, dass Männer viel stärker als Frauen visuell stimuliert werden und alles bis zum Ende sehen wollen. Vielleicht sind daher die normalen Spielfilme zu harmlos für sie.
Diese Überlegungen habe ich im Hinterkopf, als ich unsere DVDs bestelle. Ich will sichergehen, dass sie fantasievoll genug sind, um mir zu gefallen, und dass genug gevögelt wird, damit sie Herbert zusagen. Ich entscheide mich für 9 ½ Wochen,
Belle de Jour – Schöne des Tages, Shortbus und Secretary – manchmal muss Liebe wehtun …
Wir beschließen, sie uns an einem Sonntagnachmittag anzusehen. Um die richtige Kinoatmosphäre zu erzeugen, schließen wir meinen digitalen Projektor an, installieren die Leinwand, ziehen die Vorhänge zu und verteilen Kissen auf dem Boden. Dazu noch das künstliche Kaminfeuer, und schon haben wir eine kuschelige Höhle vorbereitet.
Als wir die erste D V D einlegen, ruft eine Freundin an und fragt, ob sie zum Tee vorbeikommen kann. »Äh, tut mir leid«, höre ich Herbert sagen, »aber wir sind heute Nachmittag nicht da.« Ich hoffe, sie fragt ihn nicht, wo wir hinwollen; er ist ein wahnsinnig schlechter Lügner. Als er mit einer Flasche Wein ins Zimmer kommt, meint er: »Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, dass wir sie abgewimmelt haben.«
Wir sind nicht besonders gut darin, Zeit für uns selbst zu reservieren. Kein Wunder, dass es uns bisher kaum gelungen ist, Zeit für Sex zu finden, wenn wir uns verpflichtet fühlen, auf alles einzugehen. Normalerweise lassen wir für die beiläufigste Einladung alles stehen und liegen. Außerdem laden wir auch selbst andauernd jemanden ein – wenn wir uns etwas Schönes vornehmen, fragen wir praktisch alle unsere Freunde, ob sie sich uns anschließen wollen. So bleibt einfach nicht genug Zeit für Zweisamkeit.
Als Erstes sehen wir uns 9 ½ Wochen an. Herbert hat sich in den Sessel gesetzt, ich habe mich für die Kissen am Boden entschieden und lehne mich an seine Beine. Er streckt die Hand aus und krault mir den Nacken. Ich bin ziemlich aufgekratzt
von dem ganzen Aufwand: zugezogene Vorhänge an einem grauen Nachmittag, mehrere Stunden Zeit, nur um in Fahrt zu kommen. Ganz ehrlich, ich glaube, so etwas haben wir noch nie gemacht – gemeinsam einen Film ansehen, einfach um in Stimmung zu kommen.
Bei 9 ½ Wochen habe ich ein bisschen Bedenken. Herbert ist geradezu allergisch gegen die 80er-Jahre, und ich habe den Film vor langer Zeit schon gesehen, allerdings nicht zu Ende. Ich glaube, ich fand ihn damals irgendwie gruselig.
Ja, stimmt. Er ist gruselig. Von dem Moment an, als ich Basingers niedergeschlagene Augen und Rourkes abartiges gefrorenes Grinsen sehe, beginnt mein Bauch zu kribbeln. Allerdings nicht im positiven Sinne. Eher im Sinne von: Mit so einem Typen würde ich um nichts in der Welt auch nur drei Worte wechseln. Das ist einfach ein total fieser Typ, auch bevor er beginnt, Basinger wie eine Marionette zu behandeln.
Das funktioniert bei mir einfach nicht. Ich kann mich mit Kim Basinger nicht im Geringsten identifizieren. Ich sehe einfach nicht, warum sie ihm so verfallen ist. Und ich frage mich, was Herbert gerade denkt. Ob es wohl in Ordnung ist, wenn ich mir mein Strickzeug hole? Diese Abfolge von Spielchen wird mit der Zeit einfach langweilig. Meistens bekommen wir ohnehin nur den oberen Rand von Basingers Strümpfen zu sehen, dann wendet die Kamera den Blick ab.
Als der Film zu Ende ist, habe ich weniger Lust auf Sex als zu Beginn.
»Was hältst du davon?«, frage ich Herbert.
»Schrecklich«, sagt er. »Ich möchte eigentlich nicht zuschauen, wenn jemand eine Frau so schlecht behandelt.«
Ich bin erleichtert. Wir sind uns einig, dass uns jegliche sinnliche Begierde abhandengekommen ist. Also begeben wir uns in die Küche, um uns wieder zu fangen, das Abendessen in den Ofen zu stellen und Kaffee zu kochen. Diese Pause ist notwendig. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob es sexuellem Verlangen nicht vollkommen abträglich ist, liberale Angehörige der Mittelschicht zu sein. Wir missbilligen einfach zu vieles; alles ist weltanschaulich belastet. Wenn man der alten Ideologie, nach der der Mann immer oben liegt, anhängt, ist die Sache sicher bedeutend einfacher.
Dem Himmel sei Dank für Secretary. Der Film ist weniger scharf, sondern eher erheiternd. Die Geschichte vom schüchternen Mädchen, das durch einen Chef, der ihr den Po versohlt, Selbstvertrauen entwickelt, ist das reinste
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