52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
immerhin mein Po!«, sagt Herbert. »Deshalb sollte doch eher ich derjenige sein, der sich Gedanken macht.«
Ich stürze meinen Wein hinunter.
»Aber egal«, meint Herbert, »jedenfalls ist alles extra-sauber für dich.«
Ich frage nicht nach Details. »Wie sollen wir das denn jetzt machen?«, erkundige ich mich. »Soll ich einfach nur hineinfassen oder hättest du gern gleichzeitig noch einen Blowjob?«
Wie vorherzusehen, entscheidet sich Herbert für den simultanen Blowjob. So weiß ich immerhin, wie ich anfangen soll. Und es bedeutet, dass ich nicht hinschauen muss. Dann gebe ich Gleitmittel auf einen Finger und schiebe ihn hinein.
Ich habe vorher ein bisschen was darüber gelesen. Demnach sollte ich jetzt wohl seine Prostatadrüse suchen, die (praktischerweise) einen Finger tief und leicht erhaben in seinem Rektum liegen soll. Aber zum Kuckuck, ich ertaste nichts. Also suche ich vorsichtig weiter, aber da ist überall nur viel nachgiebiges Gewebe. Immerhin ist es nicht einmal annähernd so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Trotzdem wird mir dann bewusst, dass ich meinen Finger wohl ein bisschen
rein- und rausschieben sollte, anstatt einfach nur nach der vermissten Prostata zu fahnden.
»Ähm«, höre ich Herbert über mir sagen, »würde es dir was ausmachen, einen Moment stillzuhalten, damit ich mich daran gewöhnen kann?«
»O, tut mir leid«, sage ich. Ich hatte irgendwie ganz vergessen, ihn zu fragen, ob es ihm überhaupt gefällt. »Wie findest du es?«
»Also, im Moment hat es noch ein bisschen was von einer Vorsorgeuntersuchung.« Er ist doch wirklich ein scharfer Beobachter, mein Herbert. Er hat genau gemerkt, dass ich ihn untersuche. »Außen fühlt es sich gut an, aber innen noch ein wenig …« Er verstummt.
»O«, sage ich noch mal und ziehe meinen Finger heraus.
»Es ist nicht so, dass es mir nicht gefällt«, schränkt er ein. »Immerhin habe ich meine Erektion noch.«
»Ich hatte schon fast damit gerechnet, dass sie in sich zusammenschrumpelt, sobald ich anfange. So gesehen bin ich echt beeindruckt.«
»Ja«, sagt Herbert, »ich ehrlich gesagt auch. Aber sie wird tatsächlich zusammenschrumpeln, wenn du weiter davon redest.«
Stimmt. Ich vergesse immer wieder, dass Herberts Penis es gar nicht schätzt, wenn man von ihm spricht. »Wie wär’s, wenn ich mich auf die Außenseite beschränke?«, schlage ich vor und beginne, sanft mit dem Finger über seinen Anus zu streichen.
»Mmm, das ist besser«, sagt er. Ich widme mich wieder dem Blowjob. Nach einer Weile merke ich jedoch, dass es
ihm weniger Spaß zu machen scheint als sonst. Er beobachtet mich stumm, ohne wie sonst auch nur einen dieser kleinen lustvollen Seufzer von sich zu geben.
»Ich glaube nicht, dass es das für dich wirklich bringt«, sage ich.
»Es ist okay.«
»Also, wenn es nur okay ist, kann ich mir dann bitte die Hände waschen gehen?«
Schön saubere Hände. Ich fühle mich viel wohler, als ich ins Bett zurückkehre. Herbert scheint tief in Gedanken versunken. »Irgendwo habe ich gelesen, dass Männer es nicht mögen, wenn man solche Sachen mit ihnen bespricht. Es gefällt ihnen, aber sie wollen das nicht zugeben.«
»Nein, Herbert«, sage ich. »Das hast du nirgendwo gelesen. Das hast du in einer Folge von Sex and the City gesehen.«
Er grinst. »Von da beziehe ich meine besten Informationen.«
»Grundsätzlich wage ich zu behaupten, dass du keine besonders sensitive Prostata hast.« Es gelingt mir gerade noch, das »zum Glück« am Ende des Satzes zu verschlucken.
»Ja, vielleicht. Aber eines kann ich dir sagen. Die Vorstellung, dass du mich da leckst, könnte mir gefallen.«
Entsetzt starre ich ihn an. »Okay«, sagt er, »kein Grund zur Panik. Das würde für dich vielleicht einen Schritt zu weit gehen, das ist mir klar.«
»Auf gar keinen Fall«, sage ich nach kurzem Nachdenken. »Ich meine, ich versuche ja wirklich, aufgeschlossen zu sein. Aber: nein.«
Und als ich das sage, frage ich mich insgeheim, ob ich mich wohl noch mal wegstehlen und mir die Hände ein zweites Mal waschen könnte.
Vor einem Jahr haben Herbert und ich zum zweiten Mal geheiratet. Dabei haben wir uns zwischendurch nicht etwa scheiden lassen. Es war vielmehr so, dass die erste Hochzeit so unscheinbar vonstattenging, dass wir uns das für unser seelisches Gleichgewicht gegönnt haben.
Unsere erste Hochzeit fand klammheimlich statt. Wir waren uns einfach nicht sicher, ob wir unseren Familien zutrauen konnten, das Ganze nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher